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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
in seiner Haushaltung gebraucht. Auf diese Art wird
alles Salz, das die Kolonisten im ganzen Lande brau-
chen, ohne das mindeste Zuthun der Kunst, von der
Natur zubereitet. Wenn der Winter zu Ende, und
die Regenzeit ebenfalls vorbey ist, dunstet das Wasser
sehr stark aus, welches theils von der starken Sonnen-
hitze, theils von den heftig wehenden Winden herkommt.
Das Salz krystallisirt sich alsdann, und sinkt zu Boden.
Die stärkste Krystallisation geschieht im November und
December, und zwar mitten am Tage zwischen zehn und
drey Uhr. Während dieser Zeit sieht man deutlich, wie
das Salz zuerst auf ähnliche Art als Rahm oder Sahne,
auf der Oberfläche sich krystallisirt, ehe es durch seine
Schwere niedersinkt. Diese Satzborke ist sehr fein,
und giebt feines Salz, das gesammelt werden muß,
sobald es sich krystallisirt, und vom Süd-Ost-Winde
auf die Nord-West-Seite getrieben wird. Geschieht
dies nicht, so fällt es in verschiednen Lagen oder Schich-
ten auf den Boden, und bildet eine dicke Lage von gro-
bem Salze, das grobkörnig ist, von dem Unreinen, das
sich damit vermischt hat, oft eine graue Farbe bekommt,
und zum Einsalzen der Fische und des Fleisches ge-
braucht wird. Das feine Salz hingegen ist nicht
nur weißer, sondern auch reiner, und wird nur auf
dem Tische und zum Salzen der frischen Butter ge-
braucht.

Den 19. September reiseten wir vom grünen Thale
ab: zur Rechten hatten wir auf diesem Wege das unter
dem Nahmen Bürgerpost (Burger-Post) bekannte Ge-
birge, und zur Linken die Grünthalsberge (Groene-
Kloofs-Berg
); vor uns etwas rechter Hand, den Reh-
bockskopf
(Reeboks-Kop), und ganz vor uns den
Konterberg (Konter-Berg), hinter welchem wir den Pa-

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
in ſeiner Haushaltung gebraucht. Auf dieſe Art wird
alles Salz, das die Koloniſten im ganzen Lande brau-
chen, ohne das mindeſte Zuthun der Kunſt, von der
Natur zubereitet. Wenn der Winter zu Ende, und
die Regenzeit ebenfalls vorbey iſt, dunſtet das Waſſer
ſehr ſtark aus, welches theils von der ſtarken Sonnen-
hitze, theils von den heftig wehenden Winden herkommt.
Das Salz kryſtalliſirt ſich alsdann, und ſinkt zu Boden.
Die ſtaͤrkſte Kryſtalliſation geſchieht im November und
December, und zwar mitten am Tage zwiſchen zehn und
drey Uhr. Waͤhrend dieſer Zeit ſieht man deutlich, wie
das Salz zuerſt auf aͤhnliche Art als Rahm oder Sahne,
auf der Oberflaͤche ſich kryſtalliſirt, ehe es durch ſeine
Schwere niederſinkt. Dieſe Satzborke iſt ſehr fein,
und giebt feines Salz, das geſammelt werden muß,
ſobald es ſich kryſtalliſirt, und vom Suͤd-Oſt-Winde
auf die Nord-Weſt-Seite getrieben wird. Geſchieht
dies nicht, ſo faͤllt es in verſchiednen Lagen oder Schich-
ten auf den Boden, und bildet eine dicke Lage von gro-
bem Salze, das grobkoͤrnig iſt, von dem Unreinen, das
ſich damit vermiſcht hat, oft eine graue Farbe bekommt,
und zum Einſalzen der Fiſche und des Fleiſches ge-
braucht wird. Das feine Salz hingegen iſt nicht
nur weißer, ſondern auch reiner, und wird nur auf
dem Tiſche und zum Salzen der friſchen Butter ge-
braucht.

Den 19. September reiſeten wir vom gruͤnen Thale
ab: zur Rechten hatten wir auf dieſem Wege das unter
dem Nahmen Buͤrgerpoſt (Burger-Poſt) bekannte Ge-
birge, und zur Linken die Gruͤnthalsberge (Groene-
Kloofs-Berg
); vor uns etwas rechter Hand, den Reh-
bockskopf
(Reeboks-Kop), und ganz vor uns den
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[6/0344] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. in ſeiner Haushaltung gebraucht. Auf dieſe Art wird alles Salz, das die Koloniſten im ganzen Lande brau- chen, ohne das mindeſte Zuthun der Kunſt, von der Natur zubereitet. Wenn der Winter zu Ende, und die Regenzeit ebenfalls vorbey iſt, dunſtet das Waſſer ſehr ſtark aus, welches theils von der ſtarken Sonnen- hitze, theils von den heftig wehenden Winden herkommt. Das Salz kryſtalliſirt ſich alsdann, und ſinkt zu Boden. Die ſtaͤrkſte Kryſtalliſation geſchieht im November und December, und zwar mitten am Tage zwiſchen zehn und drey Uhr. Waͤhrend dieſer Zeit ſieht man deutlich, wie das Salz zuerſt auf aͤhnliche Art als Rahm oder Sahne, auf der Oberflaͤche ſich kryſtalliſirt, ehe es durch ſeine Schwere niederſinkt. Dieſe Satzborke iſt ſehr fein, und giebt feines Salz, das geſammelt werden muß, ſobald es ſich kryſtalliſirt, und vom Suͤd-Oſt-Winde auf die Nord-Weſt-Seite getrieben wird. Geſchieht dies nicht, ſo faͤllt es in verſchiednen Lagen oder Schich- ten auf den Boden, und bildet eine dicke Lage von gro- bem Salze, das grobkoͤrnig iſt, von dem Unreinen, das ſich damit vermiſcht hat, oft eine graue Farbe bekommt, und zum Einſalzen der Fiſche und des Fleiſches ge- braucht wird. Das feine Salz hingegen iſt nicht nur weißer, ſondern auch reiner, und wird nur auf dem Tiſche und zum Salzen der friſchen Butter ge- braucht. Den 19. September reiſeten wir vom gruͤnen Thale ab: zur Rechten hatten wir auf dieſem Wege das unter dem Nahmen Buͤrgerpoſt (Burger-Poſt) bekannte Ge- birge, und zur Linken die Gruͤnthalsberge (Groene- Kloofs-Berg); vor uns etwas rechter Hand, den Reh- bockskopf (Reeboks-Kop), und ganz vor uns den Konterberg (Konter-Berg), hinter welchem wir den Pa-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/344>, abgerufen am 23.11.2024.