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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Upsala nach Holland.

Als wir gegen Bergen, einen kleinen Ort an der
See, kamen, wurde uns unter Lebensstrafe verboten,
an Land zu gehen, weil das Schiff von der Pohlnischen
Gränze kam, und man daher der Pest wegen besorgt
war. Ich war zwar nicht mit von Pillau, sondern nur
von Helsingör, gekommen; meine Koffer wurden aber
doch mit an Land genommen, und mußten da Quaran-
taine halten. Das Schiff erhielt gleichwohl mit der
ganzen Besatzung Erlaubniß, nach Amsterdam seinen
Lauf fortzusetzen. Indessen kam doch vorher ein
Feldscheer an Bord, um zu sehen, ob wir alle gesund
wären. Für diese Bemühung, und für die, daß er
fünf Personen nach dem Pulse fühlte, ließ er sich seinen
Ducaten bezahlen: sein Amt muß ihm viel einbringen.

Auf unsrer weitern Reise nach Amsterdam über
die Südersee kamen wir vor einer Menge Inseln vorbey,
die mit Städten gleichsam bebauet sind. In der Ferne
zeigten sich ganze Wälder von Schiffen, die nach allen
Seiten segelten. Beydes zusammen verschaffte einen
Anblick, der sich nicht beschreiben läßt. Die See hat
hier Ebbe und Fluth, und bildet bey deren Abwechselung
lange und krumme Buchten, wo Windstille herrscht.
Auf einem Wege von achtzehn Meilen mußten wir ver-
schiedne Tage zubringen, weil entweder der Wind bald
ganz still, bald sehr schwach war, oder wir dem Strome
folgen mußten. Wenn wir auf diese Art still lagen, be-
schäfftigten die Matrosen sich mit Scheuern, Waschen
und Mahlen: sogar die Koje, worin der Hund liegt,
wurde angemahlt. Einmahl hatte ich während dieser
Zeit das Vergnügen, ein großes Schiff auf sogenann-
ten Kameelen nach dem Texel bringen zu sehen: eine Me-
thode, deren man sich hier des niedrigen Wassers wegen
bedient, um die größern Fahrzeuge von der Stadt nach

Reiſe von Upſala nach Holland.

Als wir gegen Bergen, einen kleinen Ort an der
See, kamen, wurde uns unter Lebensſtrafe verboten,
an Land zu gehen, weil das Schiff von der Pohlniſchen
Graͤnze kam, und man daher der Peſt wegen beſorgt
war. Ich war zwar nicht mit von Pillau, ſondern nur
von Helſingoͤr, gekommen; meine Koffer wurden aber
doch mit an Land genommen, und mußten da Quaran-
taine halten. Das Schiff erhielt gleichwohl mit der
ganzen Beſatzung Erlaubniß, nach Amſterdam ſeinen
Lauf fortzuſetzen. Indeſſen kam doch vorher ein
Feldſcheer an Bord, um zu ſehen, ob wir alle geſund
waͤren. Fuͤr dieſe Bemuͤhung, und fuͤr die, daß er
fuͤnf Perſonen nach dem Pulſe fuͤhlte, ließ er ſich ſeinen
Ducaten bezahlen: ſein Amt muß ihm viel einbringen.

Auf unſrer weitern Reiſe nach Amſterdam uͤber
die Suͤderſee kamen wir vor einer Menge Inſeln vorbey,
die mit Staͤdten gleichſam bebauet ſind. In der Ferne
zeigten ſich ganze Waͤlder von Schiffen, die nach allen
Seiten ſegelten. Beydes zuſammen verſchaffte einen
Anblick, der ſich nicht beſchreiben laͤßt. Die See hat
hier Ebbe und Fluth, und bildet bey deren Abwechſelung
lange und krumme Buchten, wo Windſtille herrſcht.
Auf einem Wege von achtzehn Meilen mußten wir ver-
ſchiedne Tage zubringen, weil entweder der Wind bald
ganz ſtill, bald ſehr ſchwach war, oder wir dem Strome
folgen mußten. Wenn wir auf dieſe Art ſtill lagen, be-
ſchaͤfftigten die Matroſen ſich mit Scheuern, Waſchen
und Mahlen: ſogar die Koje, worin der Hund liegt,
wurde angemahlt. Einmahl hatte ich waͤhrend dieſer
Zeit das Vergnuͤgen, ein großes Schiff auf ſogenann-
ten Kameelen nach dem Texel bringen zu ſehen: eine Me-
thode, deren man ſich hier des niedrigen Waſſers wegen
bedient, um die groͤßern Fahrzeuge von der Stadt nach

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[7/0035] Reiſe von Upſala nach Holland. Als wir gegen Bergen, einen kleinen Ort an der See, kamen, wurde uns unter Lebensſtrafe verboten, an Land zu gehen, weil das Schiff von der Pohlniſchen Graͤnze kam, und man daher der Peſt wegen beſorgt war. Ich war zwar nicht mit von Pillau, ſondern nur von Helſingoͤr, gekommen; meine Koffer wurden aber doch mit an Land genommen, und mußten da Quaran- taine halten. Das Schiff erhielt gleichwohl mit der ganzen Beſatzung Erlaubniß, nach Amſterdam ſeinen Lauf fortzuſetzen. Indeſſen kam doch vorher ein Feldſcheer an Bord, um zu ſehen, ob wir alle geſund waͤren. Fuͤr dieſe Bemuͤhung, und fuͤr die, daß er fuͤnf Perſonen nach dem Pulſe fuͤhlte, ließ er ſich ſeinen Ducaten bezahlen: ſein Amt muß ihm viel einbringen. Auf unſrer weitern Reiſe nach Amſterdam uͤber die Suͤderſee kamen wir vor einer Menge Inſeln vorbey, die mit Staͤdten gleichſam bebauet ſind. In der Ferne zeigten ſich ganze Waͤlder von Schiffen, die nach allen Seiten ſegelten. Beydes zuſammen verſchaffte einen Anblick, der ſich nicht beſchreiben laͤßt. Die See hat hier Ebbe und Fluth, und bildet bey deren Abwechſelung lange und krumme Buchten, wo Windſtille herrſcht. Auf einem Wege von achtzehn Meilen mußten wir ver- ſchiedne Tage zubringen, weil entweder der Wind bald ganz ſtill, bald ſehr ſchwach war, oder wir dem Strome folgen mußten. Wenn wir auf dieſe Art ſtill lagen, be- ſchaͤfftigten die Matroſen ſich mit Scheuern, Waſchen und Mahlen: ſogar die Koje, worin der Hund liegt, wurde angemahlt. Einmahl hatte ich waͤhrend dieſer Zeit das Vergnuͤgen, ein großes Schiff auf ſogenann- ten Kameelen nach dem Texel bringen zu ſehen: eine Me- thode, deren man ſich hier des niedrigen Waſſers wegen bedient, um die groͤßern Fahrzeuge von der Stadt nach

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/35>, abgerufen am 23.11.2024.