Kriege, es sey an Mannschaft oder Rüstung, frey von Zehnten und andern Abgaben an Korn und Vieh, so- wohl an den Staat als an die Geistlichkeit, vom Bau und Besserung der Wege, von Vorspann, Frohndien- sten und allem dergleichen.
An diesem Orte sah ich bey einem Mädchen ein sehr bösartiges Ueberbleibsel von den Masern, das nun- mehr noch nach drey Jahren vorhanden war. Es bestand in blauen, oder vielmehr grünlichen Flecken (Sugillatio- nes) vor der Stirn und unter den Augen, die zwey bis drey Wochen dauerten, dann weggingen und hernach wieder- kamen. Auch an andern Theilen des Körpers, als auf den Armen und Händen, hatte sie solche Flecken; aber das Gesicht litt doch vorzüglich dadurch und war ganz entstellt. Auch ein schon zu Jahren gekommner Bauer hatte nach den Masern einen ziemlichen Anfall von der Lungensucht; ich verordnete ihm die erforderlichen Arzneymittel, und habe hernach erfahren, daß er seine Gesundheit völlig wieder erhalten hat.
In den folgenden Tagen setzten wir unsre Reise das Thal hindurch weiter fort, kamen nach Berndt Lub- be's Hof, den Pikenierberg, welchen wir zur Linken lie- ßen, und den daran liegenden Hof, der von seinem Be- sitzer Matton den Nahmen hat, vorbey, zu dem jüngern Berndt Lubbe, am Ende des durch das Thal gehenden Bergweges.
Jetzt fing das Land an merklich uneben und ber- gig zu werden. Hier wächst eine Stöbe (Stoebe), de- ren Wurzel genau eben so als der Gartenbaldrian (Va- leriana Phu) riecht, und meiner Meinung nach gegen die fallende Sucht ein gutes Mittel seyn muß.
Den 15. October begaben wir uns wieder auf die Reise. Wir hatten unsre Eßkörbe auf einige Tage an-
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Reiſe von Cap nach Zwellendam.
Kriege, es ſey an Mannſchaft oder Ruͤſtung, frey von Zehnten und andern Abgaben an Korn und Vieh, ſo- wohl an den Staat als an die Geiſtlichkeit, vom Bau und Beſſerung der Wege, von Vorſpann, Frohndien- ſten und allem dergleichen.
An dieſem Orte ſah ich bey einem Maͤdchen ein ſehr boͤsartiges Ueberbleibſel von den Maſern, das nun- mehr noch nach drey Jahren vorhanden war. Es beſtand in blauen, oder vielmehr gruͤnlichen Flecken (Sugillatio- nes) vor der Stirn und unter den Augen, die zwey bis drey Wochen dauerten, dann weggingen und hernach wieder- kamen. Auch an andern Theilen des Koͤrpers, als auf den Armen und Haͤnden, hatte ſie ſolche Flecken; aber das Geſicht litt doch vorzuͤglich dadurch und war ganz entſtellt. Auch ein ſchon zu Jahren gekommner Bauer hatte nach den Maſern einen ziemlichen Anfall von der Lungenſucht; ich verordnete ihm die erforderlichen Arzneymittel, und habe hernach erfahren, daß er ſeine Geſundheit voͤllig wieder erhalten hat.
In den folgenden Tagen ſetzten wir unſre Reiſe das Thal hindurch weiter fort, kamen nach Berndt Lub- be’s Hof, den Pikenierberg, welchen wir zur Linken lie- ßen, und den daran liegenden Hof, der von ſeinem Be- ſitzer Matton den Nahmen hat, vorbey, zu dem juͤngern Berndt Lubbe, am Ende des durch das Thal gehenden Bergweges.
Jetzt fing das Land an merklich uneben und ber- gig zu werden. Hier waͤchſt eine Stoͤbe (Stoebe), de- ren Wurzel genau eben ſo als der Gartenbaldrian (Va- leriana Phu) riecht, und meiner Meinung nach gegen die fallende Sucht ein gutes Mittel ſeyn muß.
Den 15. October begaben wir uns wieder auf die Reiſe. Wir hatten unſre Eßkoͤrbe auf einige Tage an-
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Reiſe von Cap nach Zwellendam.
Kriege, es ſey an Mannſchaft oder Ruͤſtung, frey von
Zehnten und andern Abgaben an Korn und Vieh, ſo-
wohl an den Staat als an die Geiſtlichkeit, vom Bau
und Beſſerung der Wege, von Vorſpann, Frohndien-
ſten und allem dergleichen.
An dieſem Orte ſah ich bey einem Maͤdchen ein
ſehr boͤsartiges Ueberbleibſel von den Maſern, das nun-
mehr noch nach drey Jahren vorhanden war. Es beſtand
in blauen, oder vielmehr gruͤnlichen Flecken (Sugillatio-
nes) vor der Stirn und unter den Augen, die zwey bis drey
Wochen dauerten, dann weggingen und hernach wieder-
kamen. Auch an andern Theilen des Koͤrpers, als auf
den Armen und Haͤnden, hatte ſie ſolche Flecken; aber
das Geſicht litt doch vorzuͤglich dadurch und war ganz
entſtellt. Auch ein ſchon zu Jahren gekommner
Bauer hatte nach den Maſern einen ziemlichen Anfall
von der Lungenſucht; ich verordnete ihm die erforderlichen
Arzneymittel, und habe hernach erfahren, daß er ſeine
Geſundheit voͤllig wieder erhalten hat.
In den folgenden Tagen ſetzten wir unſre Reiſe
das Thal hindurch weiter fort, kamen nach Berndt Lub-
be’s Hof, den Pikenierberg, welchen wir zur Linken lie-
ßen, und den daran liegenden Hof, der von ſeinem Be-
ſitzer Matton den Nahmen hat, vorbey, zu dem juͤngern
Berndt Lubbe, am Ende des durch das Thal gehenden
Bergweges.
Jetzt fing das Land an merklich uneben und ber-
gig zu werden. Hier waͤchſt eine Stoͤbe (Stoebe), de-
ren Wurzel genau eben ſo als der Gartenbaldrian (Va-
leriana Phu) riecht, und meiner Meinung nach gegen
die fallende Sucht ein gutes Mittel ſeyn muß.
Den 15. October begaben wir uns wieder auf die
Reiſe. Wir hatten unſre Eßkoͤrbe auf einige Tage an-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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