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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
Hof noch verschiedene Meilen weit weg lag. Am folgen-
den Tage machten wir uns deswegen bey guter Zeit wieder
auf den Weg. Skalk van Heere nahm uns auf seinem
Hofe sehr freundschaftlich auf, und bewirthete uns mit
einem Frühstück und ziemlich gutem Weine, der ein Pro-
dukt dieser Gegend war.

Hier nimmt das warme Bockland (Warme Bokke-
Veld
) den Anfang. Von dem kalten wird es durch ho-
he Berge abgesondert, die zum Theil sehr steil sind, und
welche wir an diesem Tage herabgekommen waren. Es
liegt demnach viel niedriger und ist auch in eben dem Ver-
hältnisse weniger kalt. Da in dem kalten Bocklande nur
an einigen wenigen Orten Wein gebauet werden kann, und
derselbe doch eben nicht sehr reif wird, so kommen dagegen
die Weinstöcke in dem warmen sehr gut fort, und geben
recht guten Wein. Das warme Bockland macht nur
einen kleinen Bezirk aus, der weder sehr lang noch sehr
breit, sondern mehr rund, und von Bergen in Gestalt
eines Zirkels umringt ist. Ausgang aus demselben hat
man nur durch enge Oeffnungen bey dem Senfthale
(Mosterts-Hoek) und dem Hexenflusse (Hex-Rivier).
Das Land ist flach, allenthalben mit Gras bewachsen,
ohne alle Büsche, und von den fast ganz verjagten Spring-
böcken sieht man nur wenig Ueberbleibsel.

Da wir erfuhren, daß gerade an diesem Tage zwey
junge Bauern den nächsten Weg über das hohe Gebirge
nach dem jenseit desselben liegenden Rothesand, und zwar
zu Pferde reisen wollten, so beschlossen wir, uns dieser
Gelegenheit auch zu bedienen, und in ihrer Gesellschaft
zu reisen. Da aber mein Gefährte, nachdem wir schon
eine Strecke hinauf waren, seinen Mantelsack vermißte,
und umkehren mußte, um ihn zu hohlen, unsre auf
der langen Reise schon etwas matt gewordne Pferde aber

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Hof noch verſchiedene Meilen weit weg lag. Am folgen-
den Tage machten wir uns deswegen bey guter Zeit wieder
auf den Weg. Skalk van Heere nahm uns auf ſeinem
Hofe ſehr freundſchaftlich auf, und bewirthete uns mit
einem Fruͤhſtuͤck und ziemlich gutem Weine, der ein Pro-
dukt dieſer Gegend war.

Hier nimmt das warme Bockland (Warme Bokke-
Veld
) den Anfang. Von dem kalten wird es durch ho-
he Berge abgeſondert, die zum Theil ſehr ſteil ſind, und
welche wir an dieſem Tage herabgekommen waren. Es
liegt demnach viel niedriger und iſt auch in eben dem Ver-
haͤltniſſe weniger kalt. Da in dem kalten Bocklande nur
an einigen wenigen Orten Wein gebauet werden kann, und
derſelbe doch eben nicht ſehr reif wird, ſo kommen dagegen
die Weinſtoͤcke in dem warmen ſehr gut fort, und geben
recht guten Wein. Das warme Bockland macht nur
einen kleinen Bezirk aus, der weder ſehr lang noch ſehr
breit, ſondern mehr rund, und von Bergen in Geſtalt
eines Zirkels umringt iſt. Ausgang aus demſelben hat
man nur durch enge Oeffnungen bey dem Senfthale
(Moſterts-Hoek) und dem Hexenfluſſe (Hex-Rivier).
Das Land iſt flach, allenthalben mit Gras bewachſen,
ohne alle Buͤſche, und von den faſt ganz verjagten Spring-
boͤcken ſieht man nur wenig Ueberbleibſel.

Da wir erfuhren, daß gerade an dieſem Tage zwey
junge Bauern den naͤchſten Weg uͤber das hohe Gebirge
nach dem jenſeit deſſelben liegenden Rotheſand, und zwar
zu Pferde reiſen wollten, ſo beſchloſſen wir, uns dieſer
Gelegenheit auch zu bedienen, und in ihrer Geſellſchaft
zu reiſen. Da aber mein Gefaͤhrte, nachdem wir ſchon
eine Strecke hinauf waren, ſeinen Mantelſack vermißte,
und umkehren mußte, um ihn zu hohlen, unſre auf
der langen Reiſe ſchon etwas matt gewordne Pferde aber

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[26/0364] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. Hof noch verſchiedene Meilen weit weg lag. Am folgen- den Tage machten wir uns deswegen bey guter Zeit wieder auf den Weg. Skalk van Heere nahm uns auf ſeinem Hofe ſehr freundſchaftlich auf, und bewirthete uns mit einem Fruͤhſtuͤck und ziemlich gutem Weine, der ein Pro- dukt dieſer Gegend war. Hier nimmt das warme Bockland (Warme Bokke- Veld) den Anfang. Von dem kalten wird es durch ho- he Berge abgeſondert, die zum Theil ſehr ſteil ſind, und welche wir an dieſem Tage herabgekommen waren. Es liegt demnach viel niedriger und iſt auch in eben dem Ver- haͤltniſſe weniger kalt. Da in dem kalten Bocklande nur an einigen wenigen Orten Wein gebauet werden kann, und derſelbe doch eben nicht ſehr reif wird, ſo kommen dagegen die Weinſtoͤcke in dem warmen ſehr gut fort, und geben recht guten Wein. Das warme Bockland macht nur einen kleinen Bezirk aus, der weder ſehr lang noch ſehr breit, ſondern mehr rund, und von Bergen in Geſtalt eines Zirkels umringt iſt. Ausgang aus demſelben hat man nur durch enge Oeffnungen bey dem Senfthale (Moſterts-Hoek) und dem Hexenfluſſe (Hex-Rivier). Das Land iſt flach, allenthalben mit Gras bewachſen, ohne alle Buͤſche, und von den faſt ganz verjagten Spring- boͤcken ſieht man nur wenig Ueberbleibſel. Da wir erfuhren, daß gerade an dieſem Tage zwey junge Bauern den naͤchſten Weg uͤber das hohe Gebirge nach dem jenſeit deſſelben liegenden Rotheſand, und zwar zu Pferde reiſen wollten, ſo beſchloſſen wir, uns dieſer Gelegenheit auch zu bedienen, und in ihrer Geſellſchaft zu reiſen. Da aber mein Gefaͤhrte, nachdem wir ſchon eine Strecke hinauf waren, ſeinen Mantelſack vermißte, und umkehren mußte, um ihn zu hohlen, unſre auf der langen Reiſe ſchon etwas matt gewordne Pferde aber

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/364>, abgerufen am 22.11.2024.