oder feststehen konnten. Manchmahl war auch der Strom so stark, daß die Pferde Mühe hatten, den rechten Weg zu halten. Endlich kamen wir glücklich zu Rothesand bey dem Kolonisten de Wett an, wo unsre Ochsen schon ausgeruhet, sich erhohlt, und zu der ferneren Reise neue Kräfte gesammelt hatten.
An den Flüssen, die wir jetzt passirt waren, stan- den verschiedne Büsche und Sträuche, besonders einige Arten des Storchschnabels (Geranium), die einen an- genehmen, starken und erfrischenden Geruch um sich ver- breiteten.
Der Distrikt, welcher den Nahmen Rothesand führt, wird nordwärts durch einen Berg, oder vielmehr ein Gebirge, welches der Winterberg (Winter-Hoek) heißt, eingeschlossen. Dieses Gebirge trennt es auch vom Elefantenthallande (Olifants-Kloofs-Land). Dies- mahl besah ich diese Berge noch genauer, als im vorigen Jahre. Ich stieg bis auf die höchsten Gipfel. An man- chen Stellen fand ich sie noch mit Hagel bedeckt. Auf der einen Seite ist ein schöner Wasserfall, wo das Was- ser eine senkrecht steile Klippe herabstürzt, und in einer ziemlich großen Vertiefung, die mit verschiednem Ge- sträuch bewachsen ist, sich sammelt, ehe es weiter fließt. Ich hatte zwar große Lust dahin zu gehen; allein ein gro- ßer Umweg, den ich hätte machen müssen, hielt mich an- fangs davon ab. Endlich wagte ich einen Sprung von wenigstens zehn bis zwölf Klaftern, der mir auch so wohl gelang, daß ich nicht den mindesten Schaden nahm, weil das Gebüsch nicht zuließ, daß ich hart fallen konnte. -- Unter andern traf ich in diesem Gebirge einen schönen, rothen, feinblättrigen Schiefer an, der hier in breiten Schichten liegt. Man findet ihn hier auch in großen heruntergefallnen Stücken unter andern Stei-
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
oder feſtſtehen konnten. Manchmahl war auch der Strom ſo ſtark, daß die Pferde Muͤhe hatten, den rechten Weg zu halten. Endlich kamen wir gluͤcklich zu Rotheſand bey dem Koloniſten de Wett an, wo unſre Ochſen ſchon ausgeruhet, ſich erhohlt, und zu der ferneren Reiſe neue Kraͤfte geſammelt hatten.
An den Fluͤſſen, die wir jetzt paſſirt waren, ſtan- den verſchiedne Buͤſche und Straͤuche, beſonders einige Arten des Storchſchnabels (Geranium), die einen an- genehmen, ſtarken und erfriſchenden Geruch um ſich ver- breiteten.
Der Diſtrikt, welcher den Nahmen Rotheſand fuͤhrt, wird nordwaͤrts durch einen Berg, oder vielmehr ein Gebirge, welches der Winterberg (Winter-Hoek) heißt, eingeſchloſſen. Dieſes Gebirge trennt es auch vom Elefantenthallande (Olifants-Kloofs-Land). Dies- mahl beſah ich dieſe Berge noch genauer, als im vorigen Jahre. Ich ſtieg bis auf die hoͤchſten Gipfel. An man- chen Stellen fand ich ſie noch mit Hagel bedeckt. Auf der einen Seite iſt ein ſchoͤner Waſſerfall, wo das Waſ- ſer eine ſenkrecht ſteile Klippe herabſtuͤrzt, und in einer ziemlich großen Vertiefung, die mit verſchiednem Ge- ſtraͤuch bewachſen iſt, ſich ſammelt, ehe es weiter fließt. Ich hatte zwar große Luſt dahin zu gehen; allein ein gro- ßer Umweg, den ich haͤtte machen muͤſſen, hielt mich an- fangs davon ab. Endlich wagte ich einen Sprung von wenigſtens zehn bis zwoͤlf Klaftern, der mir auch ſo wohl gelang, daß ich nicht den mindeſten Schaden nahm, weil das Gebuͤſch nicht zuließ, daß ich hart fallen konnte. — Unter andern traf ich in dieſem Gebirge einen ſchoͤnen, rothen, feinblaͤttrigen Schiefer an, der hier in breiten Schichten liegt. Man findet ihn hier auch in großen heruntergefallnen Stuͤcken unter andern Stei-
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
oder feſtſtehen konnten. Manchmahl war auch der Strom
ſo ſtark, daß die Pferde Muͤhe hatten, den rechten Weg
zu halten. Endlich kamen wir gluͤcklich zu Rotheſand
bey dem Koloniſten de Wett an, wo unſre Ochſen ſchon
ausgeruhet, ſich erhohlt, und zu der ferneren Reiſe neue
Kraͤfte geſammelt hatten.
An den Fluͤſſen, die wir jetzt paſſirt waren, ſtan-
den verſchiedne Buͤſche und Straͤuche, beſonders einige
Arten des Storchſchnabels (Geranium), die einen an-
genehmen, ſtarken und erfriſchenden Geruch um ſich ver-
breiteten.
Der Diſtrikt, welcher den Nahmen Rotheſand
fuͤhrt, wird nordwaͤrts durch einen Berg, oder vielmehr
ein Gebirge, welches der Winterberg (Winter-Hoek)
heißt, eingeſchloſſen. Dieſes Gebirge trennt es auch
vom Elefantenthallande (Olifants-Kloofs-Land). Dies-
mahl beſah ich dieſe Berge noch genauer, als im vorigen
Jahre. Ich ſtieg bis auf die hoͤchſten Gipfel. An man-
chen Stellen fand ich ſie noch mit Hagel bedeckt. Auf
der einen Seite iſt ein ſchoͤner Waſſerfall, wo das Waſ-
ſer eine ſenkrecht ſteile Klippe herabſtuͤrzt, und in einer
ziemlich großen Vertiefung, die mit verſchiednem Ge-
ſtraͤuch bewachſen iſt, ſich ſammelt, ehe es weiter fließt.
Ich hatte zwar große Luſt dahin zu gehen; allein ein gro-
ßer Umweg, den ich haͤtte machen muͤſſen, hielt mich an-
fangs davon ab. Endlich wagte ich einen Sprung von
wenigſtens zehn bis zwoͤlf Klaftern, der mir auch ſo wohl
gelang, daß ich nicht den mindeſten Schaden nahm,
weil das Gebuͤſch nicht zuließ, daß ich hart fallen
konnte. — Unter andern traf ich in dieſem Gebirge
einen ſchoͤnen, rothen, feinblaͤttrigen Schiefer an, der
hier in breiten Schichten liegt. Man findet ihn hier auch
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/366>, abgerufen am 22.11.2024.
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