nen, und die Steinhaufen sehen davon wie Marmor aus. Sonderbar kam es mir vor, daß ich weder hier noch in andern Gebirgen dieser Gegenden Kalkstein oder Kalkberge, auch keinen Marmor und Kiesel antraf. Doch zeigte man mir an einem Orte Strahlgyps (Sti- rium gypseum) den man in den Bergen beym Hexen- flusse gefunden hatte. -- Außer andern seltnen Gewächsen bemerkte ich auch die so rare Disa caerulea, nebst der eben- falls raren Protea nana, deren Blumen wie Rosen aus- sehen. Uebrigens wächst hier der Fliegenstrauch sehr häufig.
Daß Rothesand weiter nichts als ein zwischen ho- hen Gebirgen liegendes Thal ist, sieht man deutlich dar- an, daß in den Gründen, wo das strömende Wasser die Erde weggespühlt und Rinnen von ein bis zwey Faden Tiefe gebildet hat, der Boden aus nackten Klippen be- steht, die ihre Schichten oder Lagen haben, welche fast senkrecht auf der Kante stehen, und sich nur ein wenig süd- ostwärts neigen. Diese Schichten sind vom Wasser sehr weich, los und bleich geworden, und gleichen hart geword- ner Lehmerde; die Zwischenräume sind mit Sand angefüllt, den das Wasser mitgebracht und da angesetzt hat.
Die Höfe liegen hier eben nicht weit von einander, und die Kolonisten sind fast sämmtlich begüterte Leute. Weinberge sind hier in großer Menge; Weitzen wird un- gemein häufig gesäet und Obstgärten findet man allenthal- ben. Das Land bringt also die einträglichsten Produkte hervor, als Weitzen, Wein, Apfelsinen, Citronen und dergleichen. Im Winter ist aber doch die Kälte hier manchmahl ziemlich streng, und im letztverfloßnen Winter, der ganz ungewöhnlich kalt gewesen ist, hatten die jungen Weinstöcke sehr gelitten, und an einigen Or- ten waren sie ganz erfroren. Man hält hier nur so viel Hornvieh und Schafe, als man zum Behufe der Wirth-
Reiſe von Cap nach Zwellendam.
nen, und die Steinhaufen ſehen davon wie Marmor aus. Sonderbar kam es mir vor, daß ich weder hier noch in andern Gebirgen dieſer Gegenden Kalkſtein oder Kalkberge, auch keinen Marmor und Kieſel antraf. Doch zeigte man mir an einem Orte Strahlgyps (Sti- rium gypſeum) den man in den Bergen beym Hexen- fluſſe gefunden hatte. — Außer andern ſeltnen Gewaͤchſen bemerkte ich auch die ſo rare Diſa caerulea, nebſt der eben- falls raren Protea nana, deren Blumen wie Roſen aus- ſehen. Uebrigens waͤchſt hier der Fliegenſtrauch ſehr haͤufig.
Daß Rotheſand weiter nichts als ein zwiſchen ho- hen Gebirgen liegendes Thal iſt, ſieht man deutlich dar- an, daß in den Gruͤnden, wo das ſtroͤmende Waſſer die Erde weggeſpuͤhlt und Rinnen von ein bis zwey Faden Tiefe gebildet hat, der Boden aus nackten Klippen be- ſteht, die ihre Schichten oder Lagen haben, welche faſt ſenkrecht auf der Kante ſtehen, und ſich nur ein wenig ſuͤd- oſtwaͤrts neigen. Dieſe Schichten ſind vom Waſſer ſehr weich, los und bleich geworden, und gleichen hart geword- ner Lehmerde; die Zwiſchenraͤume ſind mit Sand angefuͤllt, den das Waſſer mitgebracht und da angeſetzt hat.
Die Hoͤfe liegen hier eben nicht weit von einander, und die Koloniſten ſind faſt ſaͤmmtlich beguͤterte Leute. Weinberge ſind hier in großer Menge; Weitzen wird un- gemein haͤufig geſaͤet und Obſtgaͤrten findet man allenthal- ben. Das Land bringt alſo die eintraͤglichſten Produkte hervor, als Weitzen, Wein, Apfelſinen, Citronen und dergleichen. Im Winter iſt aber doch die Kaͤlte hier manchmahl ziemlich ſtreng, und im letztverfloßnen Winter, der ganz ungewoͤhnlich kalt geweſen iſt, hatten die jungen Weinſtoͤcke ſehr gelitten, und an einigen Or- ten waren ſie ganz erfroren. Man haͤlt hier nur ſo viel Hornvieh und Schafe, als man zum Behufe der Wirth-
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Reiſe von Cap nach Zwellendam.
nen, und die Steinhaufen ſehen davon wie Marmor
aus. Sonderbar kam es mir vor, daß ich weder hier
noch in andern Gebirgen dieſer Gegenden Kalkſtein oder
Kalkberge, auch keinen Marmor und Kieſel antraf.
Doch zeigte man mir an einem Orte Strahlgyps (Sti-
rium gypſeum) den man in den Bergen beym Hexen-
fluſſe gefunden hatte. — Außer andern ſeltnen Gewaͤchſen
bemerkte ich auch die ſo rare Diſa caerulea, nebſt der eben-
falls raren Protea nana, deren Blumen wie Roſen aus-
ſehen. Uebrigens waͤchſt hier der Fliegenſtrauch ſehr haͤufig.
Daß Rotheſand weiter nichts als ein zwiſchen ho-
hen Gebirgen liegendes Thal iſt, ſieht man deutlich dar-
an, daß in den Gruͤnden, wo das ſtroͤmende Waſſer
die Erde weggeſpuͤhlt und Rinnen von ein bis zwey Faden
Tiefe gebildet hat, der Boden aus nackten Klippen be-
ſteht, die ihre Schichten oder Lagen haben, welche faſt
ſenkrecht auf der Kante ſtehen, und ſich nur ein wenig ſuͤd-
oſtwaͤrts neigen. Dieſe Schichten ſind vom Waſſer ſehr
weich, los und bleich geworden, und gleichen hart geword-
ner Lehmerde; die Zwiſchenraͤume ſind mit Sand angefuͤllt,
den das Waſſer mitgebracht und da angeſetzt hat.
Die Hoͤfe liegen hier eben nicht weit von einander,
und die Koloniſten ſind faſt ſaͤmmtlich beguͤterte Leute.
Weinberge ſind hier in großer Menge; Weitzen wird un-
gemein haͤufig geſaͤet und Obſtgaͤrten findet man allenthal-
ben. Das Land bringt alſo die eintraͤglichſten Produkte
hervor, als Weitzen, Wein, Apfelſinen, Citronen
und dergleichen. Im Winter iſt aber doch die Kaͤlte
hier manchmahl ziemlich ſtreng, und im letztverfloßnen
Winter, der ganz ungewoͤhnlich kalt geweſen iſt, hatten
die jungen Weinſtoͤcke ſehr gelitten, und an einigen Or-
ten waren ſie ganz erfroren. Man haͤlt hier nur ſo viel
Hornvieh und Schafe, als man zum Behufe der Wirth-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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