Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt. über den Rand desselben wohlbehalten wegzukommen,obgleich der Rand solcher Löcher sehr steil zu seyn pflegt, und man da nicht leicht festen Fuß fassen kann. Löcher dieser Art, welche die Nilpferde (Hippopotamus) zu ihren Lagerplätzen durch Treten mit den Füßen sich zube- reitet haben, finden sich in sehr vielen Flüssen, obgleich diese Thiere selbst gar nicht mehr anzutreffen, sondern alle ohne Ausnahme theils todtgeschossen, theils in ent- ferntere Gegenden verjagt sind. Meine erschrocknen Kameraden standen noch zitternd und bebend am andern Ufer, und wollten es lange Zeit gar nicht wagen, sich dem Flusse anzuvertrauen. Ich befahl daher, nachdem ich abgestiegen war, und das Wasser etwas von meinem Pferde hatte ablaufen lassen, eine bessere Furth aufzu- suchen, und durch den Fluß zu fahren, worauf die an- dern nachkamen. Nun dankte ich der Vorsehung mit inniger Empfindung meines Herzens, daß sie mich aus einer so augenscheinlichen, und fast unvermeidlichen Ge- fahr gerettet hatte; und fühlte mich desto gerührter, da heute gerade mein dreyßigster Geburtstag war. Ich ließ mir keine Zeit, mich trocken anzuziehen, Hier sowohl als an mehreren Orten fand ich eine Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. uͤber den Rand deſſelben wohlbehalten wegzukommen,obgleich der Rand ſolcher Loͤcher ſehr ſteil zu ſeyn pflegt, und man da nicht leicht feſten Fuß faſſen kann. Loͤcher dieſer Art, welche die Nilpferde (Hippopotamus) zu ihren Lagerplaͤtzen durch Treten mit den Fuͤßen ſich zube- reitet haben, finden ſich in ſehr vielen Fluͤſſen, obgleich dieſe Thiere ſelbſt gar nicht mehr anzutreffen, ſondern alle ohne Ausnahme theils todtgeſchoſſen, theils in ent- ferntere Gegenden verjagt ſind. Meine erſchrocknen Kameraden ſtanden noch zitternd und bebend am andern Ufer, und wollten es lange Zeit gar nicht wagen, ſich dem Fluſſe anzuvertrauen. Ich befahl daher, nachdem ich abgeſtiegen war, und das Waſſer etwas von meinem Pferde hatte ablaufen laſſen, eine beſſere Furth aufzu- ſuchen, und durch den Fluß zu fahren, worauf die an- dern nachkamen. Nun dankte ich der Vorſehung mit inniger Empfindung meines Herzens, daß ſie mich aus einer ſo augenſcheinlichen, und faſt unvermeidlichen Ge- fahr gerettet hatte; und fuͤhlte mich deſto geruͤhrter, da heute gerade mein dreyßigſter Geburtstag war. Ich ließ mir keine Zeit, mich trocken anzuziehen, Hier ſowohl als an mehreren Orten fand ich eine <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0380" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> uͤber den Rand deſſelben wohlbehalten wegzukommen,<lb/> obgleich der Rand ſolcher Loͤcher ſehr ſteil zu ſeyn pflegt,<lb/> und man da nicht leicht feſten Fuß faſſen kann. Loͤcher<lb/> dieſer Art, welche die Nilpferde (<hi rendition="#aq">Hippopotamus</hi>) zu<lb/> ihren Lagerplaͤtzen durch Treten mit den Fuͤßen ſich zube-<lb/> reitet haben, finden ſich in ſehr vielen Fluͤſſen, obgleich<lb/> dieſe Thiere ſelbſt gar nicht mehr anzutreffen, ſondern<lb/> alle ohne Ausnahme theils todtgeſchoſſen, theils in ent-<lb/> ferntere Gegenden verjagt ſind. Meine erſchrocknen<lb/> Kameraden ſtanden noch zitternd und bebend am andern<lb/> Ufer, und wollten es lange Zeit gar nicht wagen, ſich<lb/> dem Fluſſe anzuvertrauen. Ich befahl daher, nachdem<lb/> ich abgeſtiegen war, und das Waſſer etwas von meinem<lb/> Pferde hatte ablaufen laſſen, eine beſſere Furth aufzu-<lb/> ſuchen, und durch den Fluß zu fahren, worauf die an-<lb/> dern nachkamen. Nun dankte ich der Vorſehung mit<lb/> inniger Empfindung meines Herzens, daß ſie mich aus<lb/> einer ſo augenſcheinlichen, und faſt unvermeidlichen Ge-<lb/> fahr gerettet hatte; und fuͤhlte mich deſto geruͤhrter, da<lb/> heute gerade mein dreyßigſter Geburtstag war.</p><lb/> <p>Ich ließ mir keine Zeit, mich trocken anzuziehen,<lb/> weil dies ohne vieles Umpacken und ohne Zeitverluſt nicht<lb/> geſchehen konnte; ſondern, ſobald nur unſer Fuhrwerk<lb/> gluͤcklich hindurch war, ſetzten wir unſre Reiſe den gan-<lb/> zen Tag ununterbrochen fort, und kamen <persName>Chriſtoph Lom-<lb/> bards</persName> Hof vorbey, zu dem Koloniſten <persName>Daniel Plaiſir</persName>,<lb/> wo wir noch vor Abend eintrafen, und liebreich aufge-<lb/> nommen wurden.</p><lb/> <p>Hier ſowohl als an mehreren Orten fand ich eine<lb/> Art Voͤgel aus dem Rabengeſchlechte, die kleiner als<lb/> Dohlen ſind, und ſchwarze Federn, aber einen weißen<lb/> Steiß haben. Sie halten ſich beſtaͤndig in der Geſell-<lb/> ſchaft des Rindviehes und der Schafe auf, beſonders<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0380]
Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
uͤber den Rand deſſelben wohlbehalten wegzukommen,
obgleich der Rand ſolcher Loͤcher ſehr ſteil zu ſeyn pflegt,
und man da nicht leicht feſten Fuß faſſen kann. Loͤcher
dieſer Art, welche die Nilpferde (Hippopotamus) zu
ihren Lagerplaͤtzen durch Treten mit den Fuͤßen ſich zube-
reitet haben, finden ſich in ſehr vielen Fluͤſſen, obgleich
dieſe Thiere ſelbſt gar nicht mehr anzutreffen, ſondern
alle ohne Ausnahme theils todtgeſchoſſen, theils in ent-
ferntere Gegenden verjagt ſind. Meine erſchrocknen
Kameraden ſtanden noch zitternd und bebend am andern
Ufer, und wollten es lange Zeit gar nicht wagen, ſich
dem Fluſſe anzuvertrauen. Ich befahl daher, nachdem
ich abgeſtiegen war, und das Waſſer etwas von meinem
Pferde hatte ablaufen laſſen, eine beſſere Furth aufzu-
ſuchen, und durch den Fluß zu fahren, worauf die an-
dern nachkamen. Nun dankte ich der Vorſehung mit
inniger Empfindung meines Herzens, daß ſie mich aus
einer ſo augenſcheinlichen, und faſt unvermeidlichen Ge-
fahr gerettet hatte; und fuͤhlte mich deſto geruͤhrter, da
heute gerade mein dreyßigſter Geburtstag war.
Ich ließ mir keine Zeit, mich trocken anzuziehen,
weil dies ohne vieles Umpacken und ohne Zeitverluſt nicht
geſchehen konnte; ſondern, ſobald nur unſer Fuhrwerk
gluͤcklich hindurch war, ſetzten wir unſre Reiſe den gan-
zen Tag ununterbrochen fort, und kamen Chriſtoph Lom-
bards Hof vorbey, zu dem Koloniſten Daniel Plaiſir,
wo wir noch vor Abend eintrafen, und liebreich aufge-
nommen wurden.
Hier ſowohl als an mehreren Orten fand ich eine
Art Voͤgel aus dem Rabengeſchlechte, die kleiner als
Dohlen ſind, und ſchwarze Federn, aber einen weißen
Steiß haben. Sie halten ſich beſtaͤndig in der Geſell-
ſchaft des Rindviehes und der Schafe auf, beſonders
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