Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise v. Zwellendam bis zum Camtousflusse
kleiner Böcke, die man Orebi nennt, und welche die
kleinen Bergböcke (Capra monticola) sind. Sie sind in-
dessen nur sehr selten anzutreffen. Ich sah hier ein Jun-
ges, das braun von Farbe, und wenig größer als eine
Katze, aber sehr schön war. Sie halten sich eigentlich
in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf.
Man wollte mich versichern, daß beyde Geschlechte keine
Hörner haben, ob es gleich glaublich ist, daß die Männ-
chen damit versehen sind.

Am folgenden Tage setzten wir unsre Reise nach
dem Eschenholze (Esse-Bosch) fort. Dies ist ein klei-
ner hübscher Wald, und hat seinen Nahmen von den
großen Bäumen, aus welchen er besteht, und die man
hier Eschenbäume (Esse-Boom) nennt. Es sind aber
keine eigentliche Eschen (Fraxinus), sondern eine beson-
dre Gattung Bäume, die in der Systemsprache die Eke-
bergie (Ekebergia Capensis) heißt, und deren Blätter
nur mit den Blättern der Europäischen Esche viel Aehn-
lichkeit haben. Auch wachsen in diesem Gehölze große
Feigenbäume (Ficus Capensis), deren Früchte die
Speise der Paviane sind, in Menge. Weil hier indes-
sen noch kein Hof angelegt ist, mußten wir unsern La-
gerplatz diese Nacht unter freyem Himmel, an der Seite
eines Gebüsches nehmen, und den Sattel zum Kopfkis-
sen machen.

Den 1. December reiseten wir das krumme Fluß-
land
(Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem
in vielen Krümmungen hindurch sich ergießenden krum-
men Flusse
(Kromme Rivier) seine Benennung em-
pfangen hat. Dieses zwischen Bergen hinlaufende Thal
ist nichts anders, als eine Fortsetzung des langen Thals
(Lange Kloof), wird aber allmählig niedriger, und zu-
gleich schmaler; hie und da ist es nur einen Büchsen-

Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe
kleiner Boͤcke, die man Orebi nennt, und welche die
kleinen Bergboͤcke (Capra monticola) ſind. Sie ſind in-
deſſen nur ſehr ſelten anzutreffen. Ich ſah hier ein Jun-
ges, das braun von Farbe, und wenig groͤßer als eine
Katze, aber ſehr ſchoͤn war. Sie halten ſich eigentlich
in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf.
Man wollte mich verſichern, daß beyde Geſchlechte keine
Hoͤrner haben, ob es gleich glaublich iſt, daß die Maͤnn-
chen damit verſehen ſind.

Am folgenden Tage ſetzten wir unſre Reiſe nach
dem Eſchenholze (Eſſe-Boſch) fort. Dies iſt ein klei-
ner huͤbſcher Wald, und hat ſeinen Nahmen von den
großen Baͤumen, aus welchen er beſteht, und die man
hier Eſchenbaͤume (Eſſe-Boom) nennt. Es ſind aber
keine eigentliche Eſchen (Fraxinus), ſondern eine beſon-
dre Gattung Baͤume, die in der Syſtemſprache die Eke-
bergie (Ekebergia Capenſis) heißt, und deren Blaͤtter
nur mit den Blaͤttern der Europaͤiſchen Eſche viel Aehn-
lichkeit haben. Auch wachſen in dieſem Gehoͤlze große
Feigenbaͤume (Ficus Capenſis), deren Fruͤchte die
Speiſe der Paviane ſind, in Menge. Weil hier indeſ-
ſen noch kein Hof angelegt iſt, mußten wir unſern La-
gerplatz dieſe Nacht unter freyem Himmel, an der Seite
eines Gebuͤſches nehmen, und den Sattel zum Kopfkiſ-
ſen machen.

Den 1. December reiſeten wir das krumme Fluß-
land
(Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem
in vielen Kruͤmmungen hindurch ſich ergießenden krum-
men Fluſſe
(Kromme Rivier) ſeine Benennung em-
pfangen hat. Dieſes zwiſchen Bergen hinlaufende Thal
iſt nichts anders, als eine Fortſetzung des langen Thals
(Lange Kloof), wird aber allmaͤhlig niedriger, und zu-
gleich ſchmaler; hie und da iſt es nur einen Buͤchſen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0391" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e v. <placeName>Zwellendam</placeName> bis zum <placeName>Camtousflu&#x017F;&#x017F;e</placeName></hi></fw><lb/>
kleiner Bo&#x0364;cke, die man Orebi nennt, und welche die<lb/>
kleinen Bergbo&#x0364;cke (<hi rendition="#aq">Capra monticola</hi>) &#x017F;ind. Sie &#x017F;ind in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en nur &#x017F;ehr &#x017F;elten anzutreffen. Ich &#x017F;ah hier ein Jun-<lb/>
ges, das braun von Farbe, und wenig gro&#x0364;ßer als eine<lb/>
Katze, aber &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n war. Sie halten &#x017F;ich eigentlich<lb/>
in den Ebenen im <placeName>langen Thale</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Lange Kloof</placeName></hi>) auf.<lb/>
Man wollte mich ver&#x017F;ichern, daß beyde Ge&#x017F;chlechte keine<lb/>
Ho&#x0364;rner haben, ob es gleich glaublich i&#x017F;t, daß die Ma&#x0364;nn-<lb/>
chen damit ver&#x017F;ehen &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Am folgenden Tage &#x017F;etzten wir un&#x017F;re Rei&#x017F;e nach<lb/>
dem <placeName>E&#x017F;chenholze</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>E&#x017F;&#x017F;e-Bo&#x017F;ch</placeName></hi>) fort. Dies i&#x017F;t ein klei-<lb/>
ner hu&#x0364;b&#x017F;cher Wald, und hat &#x017F;einen Nahmen von den<lb/>
großen Ba&#x0364;umen, aus welchen er be&#x017F;teht, und die man<lb/>
hier E&#x017F;chenba&#x0364;ume (<hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;e-Boom</hi>) nennt. Es &#x017F;ind aber<lb/>
keine eigentliche E&#x017F;chen (<hi rendition="#aq">Fraxinus</hi>), &#x017F;ondern eine be&#x017F;on-<lb/>
dre Gattung Ba&#x0364;ume, die in der Sy&#x017F;tem&#x017F;prache die Eke-<lb/>
bergie (<hi rendition="#aq">Ekebergia Capen&#x017F;is</hi>) heißt, und deren Bla&#x0364;tter<lb/>
nur mit den Bla&#x0364;ttern der Europa&#x0364;i&#x017F;chen E&#x017F;che viel Aehn-<lb/>
lichkeit haben. Auch wach&#x017F;en in die&#x017F;em Geho&#x0364;lze große<lb/>
Feigenba&#x0364;ume (<hi rendition="#aq">Ficus Capen&#x017F;is</hi>), deren Fru&#x0364;chte die<lb/>
Spei&#x017F;e der Paviane &#x017F;ind, in Menge. Weil hier inde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en noch kein Hof angelegt i&#x017F;t, mußten wir un&#x017F;ern La-<lb/>
gerplatz die&#x017F;e Nacht unter freyem Himmel, an der Seite<lb/>
eines Gebu&#x0364;&#x017F;ches nehmen, und den Sattel zum Kopfki&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en machen.</p><lb/>
          <p>Den 1. December rei&#x017F;eten wir das <placeName>krumme Fluß-<lb/>
land</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Kromme Riviers-Land</placeName></hi>) durch, welches von dem<lb/>
in vielen Kru&#x0364;mmungen hindurch &#x017F;ich ergießenden <placeName>krum-<lb/>
men Flu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Kromme Rivier</placeName></hi>) &#x017F;eine Benennung em-<lb/>
pfangen hat. Die&#x017F;es zwi&#x017F;chen Bergen hinlaufende Thal<lb/>
i&#x017F;t nichts anders, als eine Fort&#x017F;etzung des <placeName>langen Thals</placeName><lb/>
(<hi rendition="#aq"><placeName>Lange Kloof</placeName></hi>), wird aber allma&#x0364;hlig niedriger, und zu-<lb/>
gleich &#x017F;chmaler; hie und da i&#x017F;t es nur einen Bu&#x0364;ch&#x017F;en-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0391] Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe kleiner Boͤcke, die man Orebi nennt, und welche die kleinen Bergboͤcke (Capra monticola) ſind. Sie ſind in- deſſen nur ſehr ſelten anzutreffen. Ich ſah hier ein Jun- ges, das braun von Farbe, und wenig groͤßer als eine Katze, aber ſehr ſchoͤn war. Sie halten ſich eigentlich in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf. Man wollte mich verſichern, daß beyde Geſchlechte keine Hoͤrner haben, ob es gleich glaublich iſt, daß die Maͤnn- chen damit verſehen ſind. Am folgenden Tage ſetzten wir unſre Reiſe nach dem Eſchenholze (Eſſe-Boſch) fort. Dies iſt ein klei- ner huͤbſcher Wald, und hat ſeinen Nahmen von den großen Baͤumen, aus welchen er beſteht, und die man hier Eſchenbaͤume (Eſſe-Boom) nennt. Es ſind aber keine eigentliche Eſchen (Fraxinus), ſondern eine beſon- dre Gattung Baͤume, die in der Syſtemſprache die Eke- bergie (Ekebergia Capenſis) heißt, und deren Blaͤtter nur mit den Blaͤttern der Europaͤiſchen Eſche viel Aehn- lichkeit haben. Auch wachſen in dieſem Gehoͤlze große Feigenbaͤume (Ficus Capenſis), deren Fruͤchte die Speiſe der Paviane ſind, in Menge. Weil hier indeſ- ſen noch kein Hof angelegt iſt, mußten wir unſern La- gerplatz dieſe Nacht unter freyem Himmel, an der Seite eines Gebuͤſches nehmen, und den Sattel zum Kopfkiſ- ſen machen. Den 1. December reiſeten wir das krumme Fluß- land (Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem in vielen Kruͤmmungen hindurch ſich ergießenden krum- men Fluſſe (Kromme Rivier) ſeine Benennung em- pfangen hat. Dieſes zwiſchen Bergen hinlaufende Thal iſt nichts anders, als eine Fortſetzung des langen Thals (Lange Kloof), wird aber allmaͤhlig niedriger, und zu- gleich ſchmaler; hie und da iſt es nur einen Buͤchſen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/391
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/391>, abgerufen am 22.11.2024.