kleiner Böcke, die man Orebi nennt, und welche die kleinen Bergböcke (Capra monticola) sind. Sie sind in- dessen nur sehr selten anzutreffen. Ich sah hier ein Jun- ges, das braun von Farbe, und wenig größer als eine Katze, aber sehr schön war. Sie halten sich eigentlich in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf. Man wollte mich versichern, daß beyde Geschlechte keine Hörner haben, ob es gleich glaublich ist, daß die Männ- chen damit versehen sind.
Am folgenden Tage setzten wir unsre Reise nach dem Eschenholze (Esse-Bosch) fort. Dies ist ein klei- ner hübscher Wald, und hat seinen Nahmen von den großen Bäumen, aus welchen er besteht, und die man hier Eschenbäume (Esse-Boom) nennt. Es sind aber keine eigentliche Eschen (Fraxinus), sondern eine beson- dre Gattung Bäume, die in der Systemsprache die Eke- bergie (Ekebergia Capensis) heißt, und deren Blätter nur mit den Blättern der Europäischen Esche viel Aehn- lichkeit haben. Auch wachsen in diesem Gehölze große Feigenbäume (Ficus Capensis), deren Früchte die Speise der Paviane sind, in Menge. Weil hier indes- sen noch kein Hof angelegt ist, mußten wir unsern La- gerplatz diese Nacht unter freyem Himmel, an der Seite eines Gebüsches nehmen, und den Sattel zum Kopfkis- sen machen.
Den 1. December reiseten wir das krumme Fluß- land (Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem in vielen Krümmungen hindurch sich ergießenden krum- men Flusse (Kromme Rivier) seine Benennung em- pfangen hat. Dieses zwischen Bergen hinlaufende Thal ist nichts anders, als eine Fortsetzung des langen Thals (Lange Kloof), wird aber allmählig niedriger, und zu- gleich schmaler; hie und da ist es nur einen Büchsen-
Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe
kleiner Boͤcke, die man Orebi nennt, und welche die kleinen Bergboͤcke (Capra monticola) ſind. Sie ſind in- deſſen nur ſehr ſelten anzutreffen. Ich ſah hier ein Jun- ges, das braun von Farbe, und wenig groͤßer als eine Katze, aber ſehr ſchoͤn war. Sie halten ſich eigentlich in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf. Man wollte mich verſichern, daß beyde Geſchlechte keine Hoͤrner haben, ob es gleich glaublich iſt, daß die Maͤnn- chen damit verſehen ſind.
Am folgenden Tage ſetzten wir unſre Reiſe nach dem Eſchenholze (Eſſe-Boſch) fort. Dies iſt ein klei- ner huͤbſcher Wald, und hat ſeinen Nahmen von den großen Baͤumen, aus welchen er beſteht, und die man hier Eſchenbaͤume (Eſſe-Boom) nennt. Es ſind aber keine eigentliche Eſchen (Fraxinus), ſondern eine beſon- dre Gattung Baͤume, die in der Syſtemſprache die Eke- bergie (Ekebergia Capenſis) heißt, und deren Blaͤtter nur mit den Blaͤttern der Europaͤiſchen Eſche viel Aehn- lichkeit haben. Auch wachſen in dieſem Gehoͤlze große Feigenbaͤume (Ficus Capenſis), deren Fruͤchte die Speiſe der Paviane ſind, in Menge. Weil hier indeſ- ſen noch kein Hof angelegt iſt, mußten wir unſern La- gerplatz dieſe Nacht unter freyem Himmel, an der Seite eines Gebuͤſches nehmen, und den Sattel zum Kopfkiſ- ſen machen.
Den 1. December reiſeten wir das krumme Fluß- land (Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem in vielen Kruͤmmungen hindurch ſich ergießenden krum- men Fluſſe (Kromme Rivier) ſeine Benennung em- pfangen hat. Dieſes zwiſchen Bergen hinlaufende Thal iſt nichts anders, als eine Fortſetzung des langen Thals (Lange Kloof), wird aber allmaͤhlig niedriger, und zu- gleich ſchmaler; hie und da iſt es nur einen Buͤchſen-
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Reiſe v. Zwellendam bis zum Camtousfluſſe
kleiner Boͤcke, die man Orebi nennt, und welche die
kleinen Bergboͤcke (Capra monticola) ſind. Sie ſind in-
deſſen nur ſehr ſelten anzutreffen. Ich ſah hier ein Jun-
ges, das braun von Farbe, und wenig groͤßer als eine
Katze, aber ſehr ſchoͤn war. Sie halten ſich eigentlich
in den Ebenen im langen Thale (Lange Kloof) auf.
Man wollte mich verſichern, daß beyde Geſchlechte keine
Hoͤrner haben, ob es gleich glaublich iſt, daß die Maͤnn-
chen damit verſehen ſind.
Am folgenden Tage ſetzten wir unſre Reiſe nach
dem Eſchenholze (Eſſe-Boſch) fort. Dies iſt ein klei-
ner huͤbſcher Wald, und hat ſeinen Nahmen von den
großen Baͤumen, aus welchen er beſteht, und die man
hier Eſchenbaͤume (Eſſe-Boom) nennt. Es ſind aber
keine eigentliche Eſchen (Fraxinus), ſondern eine beſon-
dre Gattung Baͤume, die in der Syſtemſprache die Eke-
bergie (Ekebergia Capenſis) heißt, und deren Blaͤtter
nur mit den Blaͤttern der Europaͤiſchen Eſche viel Aehn-
lichkeit haben. Auch wachſen in dieſem Gehoͤlze große
Feigenbaͤume (Ficus Capenſis), deren Fruͤchte die
Speiſe der Paviane ſind, in Menge. Weil hier indeſ-
ſen noch kein Hof angelegt iſt, mußten wir unſern La-
gerplatz dieſe Nacht unter freyem Himmel, an der Seite
eines Gebuͤſches nehmen, und den Sattel zum Kopfkiſ-
ſen machen.
Den 1. December reiſeten wir das krumme Fluß-
land (Kromme Riviers-Land) durch, welches von dem
in vielen Kruͤmmungen hindurch ſich ergießenden krum-
men Fluſſe (Kromme Rivier) ſeine Benennung em-
pfangen hat. Dieſes zwiſchen Bergen hinlaufende Thal
iſt nichts anders, als eine Fortſetzung des langen Thals
(Lange Kloof), wird aber allmaͤhlig niedriger, und zu-
gleich ſchmaler; hie und da iſt es nur einen Buͤchſen-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/391>, abgerufen am 22.11.2024.
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