Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt.

Die Häuser in Leiden haben eben das Ansehen und
eben die Bauart, als die zu Amsterdam; nur daß un-
ter der Erde keine Wohnungen sind.

Pfirschen, Weintrauben, sowohl rothe als grüne,
und Wallnüsse sind hier im Ueberfluß. Man verkauft
deren jetzt täglich in großer Menge.

Außerhalb der Stadt besah ich den Garten des
weitberühmten Blumisten, van Hazen; aus welchem
jährlich eine Menge Blumenzwiebeln und Blumensaa-
men, auch Büsche und Stauden, nach vielen Orten
verkauft wird.

Zu Zuydwyk, nahe bey Leiden, besuchte ich einen
Landsmann, den Schwedischen Gärtner Wittbom. Ich
nahm die Gewächse, welche ich in Leiden für den botani-
schen Garten zu Upsala gekauft hatte, mit dahin, und
gab sie ihm, daß er sie fürs erste aufbewahren, und
künftiges Frühjahr zu Wasser nach Schweden schicken
möchte. Der große und prächtige Garten, dem dieser
Mann hier vorsteht, gehört einem Grafen Hahn. Er
pranget mit Alleen, Hecken, Teichen, Grotten, Engli-
schen Lusthäusern und Lauben, Wasserkünsten, Chinesi-
schen Tempeln und Brücken, und dergleichen mehr. Zur
Befriedigung hat er nichts weiter nöthig, als die tiefen
und mit Wasser angefüllten Gräben, welche hier über-
haupt die Grenze zwischen Landgütern, Feldern, Gär-
ten und Wiesen ausmachen, und wo nicht einmahl das
auf der Weide gehende Vieh hinüberschwimmt.

Nach Haag reisete ich zu Fuß. Der Weg ist san-
dig und unbequem, aber anmuthig. Zu beyden Sei-
ten sind große Gräben, die mit Bäumen oder beschnit-
tenem Gebüsche besetzt sind. Rund um sich sieht man
die schönsten Höfe und Landhäuser. Am Wege bemerkte
ich die weiße Espe, die Erle, das besemartige Pfriem-

Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.

Die Haͤuſer in Leiden haben eben das Anſehen und
eben die Bauart, als die zu Amſterdam; nur daß un-
ter der Erde keine Wohnungen ſind.

Pfirſchen, Weintrauben, ſowohl rothe als gruͤne,
und Wallnuͤſſe ſind hier im Ueberfluß. Man verkauft
deren jetzt taͤglich in großer Menge.

Außerhalb der Stadt beſah ich den Garten des
weitberuͤhmten Blumiſten, van Hazen; aus welchem
jaͤhrlich eine Menge Blumenzwiebeln und Blumenſaa-
men, auch Buͤſche und Stauden, nach vielen Orten
verkauft wird.

Zu Zuydwyk, nahe bey Leiden, beſuchte ich einen
Landsmann, den Schwediſchen Gaͤrtner Wittbom. Ich
nahm die Gewaͤchſe, welche ich in Leiden fuͤr den botani-
ſchen Garten zu Upſala gekauft hatte, mit dahin, und
gab ſie ihm, daß er ſie fuͤrs erſte aufbewahren, und
kuͤnftiges Fruͤhjahr zu Waſſer nach Schweden ſchicken
moͤchte. Der große und praͤchtige Garten, dem dieſer
Mann hier vorſteht, gehoͤrt einem Grafen Hahn. Er
pranget mit Alleen, Hecken, Teichen, Grotten, Engli-
ſchen Luſthaͤuſern und Lauben, Waſſerkuͤnſten, Chineſi-
ſchen Tempeln und Bruͤcken, und dergleichen mehr. Zur
Befriedigung hat er nichts weiter noͤthig, als die tiefen
und mit Waſſer angefuͤllten Graͤben, welche hier uͤber-
haupt die Grenze zwiſchen Landguͤtern, Feldern, Gaͤr-
ten und Wieſen ausmachen, und wo nicht einmahl das
auf der Weide gehende Vieh hinuͤberſchwimmt.

Nach Haag reiſete ich zu Fuß. Der Weg iſt ſan-
dig und unbequem, aber anmuthig. Zu beyden Sei-
ten ſind große Graͤben, die mit Baͤumen oder beſchnit-
tenem Gebuͤſche beſetzt ſind. Rund um ſich ſieht man
die ſchoͤnſten Hoͤfe und Landhaͤuſer. Am Wege bemerkte
ich die weiße Eſpe, die Erle, das beſemartige Pfriem-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0046" n="18"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
          <p>Die Ha&#x0364;u&#x017F;er in <placeName>Leiden</placeName> haben eben das An&#x017F;ehen und<lb/>
eben die Bauart, als die zu <placeName>Am&#x017F;terdam</placeName>; nur daß un-<lb/>
ter der Erde keine Wohnungen &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Pfir&#x017F;chen, Weintrauben, &#x017F;owohl rothe als gru&#x0364;ne,<lb/>
und Wallnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind hier im Ueberfluß. Man verkauft<lb/>
deren jetzt ta&#x0364;glich in großer Menge.</p><lb/>
          <p>Außerhalb der Stadt be&#x017F;ah ich den Garten des<lb/>
weitberu&#x0364;hmten Blumi&#x017F;ten, <persName>van Hazen</persName>; aus welchem<lb/>
ja&#x0364;hrlich eine Menge Blumenzwiebeln und Blumen&#x017F;aa-<lb/>
men, auch Bu&#x0364;&#x017F;che und Stauden, nach vielen Orten<lb/>
verkauft wird.</p><lb/>
          <p>Zu <placeName>Zuydwyk</placeName>, nahe bey <placeName>Leiden</placeName>, be&#x017F;uchte ich einen<lb/>
Landsmann, den Schwedi&#x017F;chen Ga&#x0364;rtner <persName>Wittbom</persName>. Ich<lb/>
nahm die Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, welche ich in <placeName>Leiden</placeName> fu&#x0364;r den botani-<lb/>
&#x017F;chen Garten zu <placeName>Up&#x017F;ala</placeName> gekauft hatte, mit dahin, und<lb/>
gab &#x017F;ie ihm, daß er &#x017F;ie fu&#x0364;rs er&#x017F;te aufbewahren, und<lb/>
ku&#x0364;nftiges Fru&#x0364;hjahr zu Wa&#x017F;&#x017F;er nach <placeName>Schweden</placeName> &#x017F;chicken<lb/>
mo&#x0364;chte. Der große und pra&#x0364;chtige Garten, dem die&#x017F;er<lb/>
Mann hier vor&#x017F;teht, geho&#x0364;rt einem Grafen <persName>Hahn</persName>. Er<lb/>
pranget mit Alleen, Hecken, Teichen, Grotten, Engli-<lb/>
&#x017F;chen Lu&#x017F;tha&#x0364;u&#x017F;ern und Lauben, Wa&#x017F;&#x017F;erku&#x0364;n&#x017F;ten, Chine&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Tempeln und Bru&#x0364;cken, und dergleichen mehr. Zur<lb/>
Befriedigung hat er nichts weiter no&#x0364;thig, als die tiefen<lb/>
und mit Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llten Gra&#x0364;ben, welche hier u&#x0364;ber-<lb/>
haupt die Grenze zwi&#x017F;chen Landgu&#x0364;tern, Feldern, Ga&#x0364;r-<lb/>
ten und Wie&#x017F;en ausmachen, und wo nicht einmahl das<lb/>
auf der Weide gehende Vieh hinu&#x0364;ber&#x017F;chwimmt.</p><lb/>
          <p>Nach <placeName>Haag</placeName> rei&#x017F;ete ich zu Fuß. Der Weg i&#x017F;t &#x017F;an-<lb/>
dig und unbequem, aber anmuthig. Zu beyden Sei-<lb/>
ten &#x017F;ind große Gra&#x0364;ben, die mit Ba&#x0364;umen oder be&#x017F;chnit-<lb/>
tenem Gebu&#x0364;&#x017F;che be&#x017F;etzt &#x017F;ind. Rund um &#x017F;ich &#x017F;ieht man<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ho&#x0364;fe und Landha&#x0364;u&#x017F;er. Am Wege bemerkte<lb/>
ich die weiße E&#x017F;pe, die Erle, das be&#x017F;emartige Pfriem-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0046] Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Die Haͤuſer in Leiden haben eben das Anſehen und eben die Bauart, als die zu Amſterdam; nur daß un- ter der Erde keine Wohnungen ſind. Pfirſchen, Weintrauben, ſowohl rothe als gruͤne, und Wallnuͤſſe ſind hier im Ueberfluß. Man verkauft deren jetzt taͤglich in großer Menge. Außerhalb der Stadt beſah ich den Garten des weitberuͤhmten Blumiſten, van Hazen; aus welchem jaͤhrlich eine Menge Blumenzwiebeln und Blumenſaa- men, auch Buͤſche und Stauden, nach vielen Orten verkauft wird. Zu Zuydwyk, nahe bey Leiden, beſuchte ich einen Landsmann, den Schwediſchen Gaͤrtner Wittbom. Ich nahm die Gewaͤchſe, welche ich in Leiden fuͤr den botani- ſchen Garten zu Upſala gekauft hatte, mit dahin, und gab ſie ihm, daß er ſie fuͤrs erſte aufbewahren, und kuͤnftiges Fruͤhjahr zu Waſſer nach Schweden ſchicken moͤchte. Der große und praͤchtige Garten, dem dieſer Mann hier vorſteht, gehoͤrt einem Grafen Hahn. Er pranget mit Alleen, Hecken, Teichen, Grotten, Engli- ſchen Luſthaͤuſern und Lauben, Waſſerkuͤnſten, Chineſi- ſchen Tempeln und Bruͤcken, und dergleichen mehr. Zur Befriedigung hat er nichts weiter noͤthig, als die tiefen und mit Waſſer angefuͤllten Graͤben, welche hier uͤber- haupt die Grenze zwiſchen Landguͤtern, Feldern, Gaͤr- ten und Wieſen ausmachen, und wo nicht einmahl das auf der Weide gehende Vieh hinuͤberſchwimmt. Nach Haag reiſete ich zu Fuß. Der Weg iſt ſan- dig und unbequem, aber anmuthig. Zu beyden Sei- ten ſind große Graͤben, die mit Baͤumen oder beſchnit- tenem Gebuͤſche beſetzt ſind. Rund um ſich ſieht man die ſchoͤnſten Hoͤfe und Landhaͤuſer. Am Wege bemerkte ich die weiße Eſpe, die Erle, das beſemartige Pfriem-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/46
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/46>, abgerufen am 23.11.2024.