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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Cap nach dem Bocklande.
Höfe hat anlegen können. Die Berge des Bocklandes
sahen wir vor uns liegen: sie erstrecken sich weit nach der
Seeseite, und verschiedene hervorstehende Ecken, die wie
eben so viele Bergstrecken aussehen, gehen von ihnen ab.
Je weiter wir in dieser Wüste fortreiseten, (der Weg
durch dieselbe betrug wenigstens drey Tagreisen), desto
dürrer wurde sie. Auf diesem ganzen Wege trafen wir
nicht mehr als drey Stellen an, die jetzt noch etwas sal-
ziges Wasser enthielten. Diese kleinen Wasserstellen
waren noch dazu sehr schwer aufzufinden, weil sie nicht
am Wege, sondern eine Strecke davon liegen. Ein
Fremder reiset sie leicht vorbey, und läuft dadurch für
sich und seine Pferde oder Ochsen Gefahr, vor Durst
umzukommen. Glücklicher Weise trafen wir einen Land-
mann, der von Cap kam und diese Straße reisete, dem
wir aber mit unsern schwachen Thieren nicht nachkom-
men konnten. Wir baten ihn daher, einen Stock mit
einem Lappen Leinewand an den Stellen des Weges auf-
zurichten, wo wir ausruhen, und in deren Nähe wir
dieses Wasser suchen müßten. Den einen Abend wa-
ren wir so glücklich, die rechte Wasserstelle zu treffen,
welche den Nahmen Einzelner Dornbaumsfluß (Enkel
de Doornbooms-Rivier
) führt; den andern Abend
waren wir nicht so glücklich, und unsre Pferde und Och-
sen waren im Begriff vor Hitze und Durst zu sterben,
ehe wir am dritten Abend, nachdem wir bey einem Orte,
dem man den Nahmen Löwentanz oder Löwenjagd (Leeu-
we-Dans
, Leeuwe-Jagt
) gegeben hat, unterhalb der
Bocklandberge ankamen, wo wir die Nacht zubrachten,
weil wir da einen kleinen Bach frischen Wassers, Nah-
mens Dornfluß (Doorn-Rivier) antrafen.

Die Gegend, wo wir jetzt waren, ist des Winters,
da es regnet, die allertauglichste zur Schafzucht, nicht

J 2

Reiſe von Cap nach dem Bocklande.
Hoͤfe hat anlegen koͤnnen. Die Berge des Bocklandes
ſahen wir vor uns liegen: ſie erſtrecken ſich weit nach der
Seeſeite, und verſchiedene hervorſtehende Ecken, die wie
eben ſo viele Bergſtrecken ausſehen, gehen von ihnen ab.
Je weiter wir in dieſer Wuͤſte fortreiſeten, (der Weg
durch dieſelbe betrug wenigſtens drey Tagreiſen), deſto
duͤrrer wurde ſie. Auf dieſem ganzen Wege trafen wir
nicht mehr als drey Stellen an, die jetzt noch etwas ſal-
ziges Waſſer enthielten. Dieſe kleinen Waſſerſtellen
waren noch dazu ſehr ſchwer aufzufinden, weil ſie nicht
am Wege, ſondern eine Strecke davon liegen. Ein
Fremder reiſet ſie leicht vorbey, und laͤuft dadurch fuͤr
ſich und ſeine Pferde oder Ochſen Gefahr, vor Durſt
umzukommen. Gluͤcklicher Weiſe trafen wir einen Land-
mann, der von Cap kam und dieſe Straße reiſete, dem
wir aber mit unſern ſchwachen Thieren nicht nachkom-
men konnten. Wir baten ihn daher, einen Stock mit
einem Lappen Leinewand an den Stellen des Weges auf-
zurichten, wo wir ausruhen, und in deren Naͤhe wir
dieſes Waſſer ſuchen muͤßten. Den einen Abend wa-
ren wir ſo gluͤcklich, die rechte Waſſerſtelle zu treffen,
welche den Nahmen Einzelner Dornbaumsfluß (Enkel
de Doornbooms-Rivier
) fuͤhrt; den andern Abend
waren wir nicht ſo gluͤcklich, und unſre Pferde und Och-
ſen waren im Begriff vor Hitze und Durſt zu ſterben,
ehe wir am dritten Abend, nachdem wir bey einem Orte,
dem man den Nahmen Loͤwentanz oder Loͤwenjagd (Leeu-
we-Dans
, Leeuwe-Jagt
) gegeben hat, unterhalb der
Bocklandberge ankamen, wo wir die Nacht zubrachten,
weil wir da einen kleinen Bach friſchen Waſſers, Nah-
mens Dornfluß (Doorn-Rivier) antrafen.

Die Gegend, wo wir jetzt waren, iſt des Winters,
da es regnet, die allertauglichſte zur Schafzucht, nicht

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[131/0469] Reiſe von Cap nach dem Bocklande. Hoͤfe hat anlegen koͤnnen. Die Berge des Bocklandes ſahen wir vor uns liegen: ſie erſtrecken ſich weit nach der Seeſeite, und verſchiedene hervorſtehende Ecken, die wie eben ſo viele Bergſtrecken ausſehen, gehen von ihnen ab. Je weiter wir in dieſer Wuͤſte fortreiſeten, (der Weg durch dieſelbe betrug wenigſtens drey Tagreiſen), deſto duͤrrer wurde ſie. Auf dieſem ganzen Wege trafen wir nicht mehr als drey Stellen an, die jetzt noch etwas ſal- ziges Waſſer enthielten. Dieſe kleinen Waſſerſtellen waren noch dazu ſehr ſchwer aufzufinden, weil ſie nicht am Wege, ſondern eine Strecke davon liegen. Ein Fremder reiſet ſie leicht vorbey, und laͤuft dadurch fuͤr ſich und ſeine Pferde oder Ochſen Gefahr, vor Durſt umzukommen. Gluͤcklicher Weiſe trafen wir einen Land- mann, der von Cap kam und dieſe Straße reiſete, dem wir aber mit unſern ſchwachen Thieren nicht nachkom- men konnten. Wir baten ihn daher, einen Stock mit einem Lappen Leinewand an den Stellen des Weges auf- zurichten, wo wir ausruhen, und in deren Naͤhe wir dieſes Waſſer ſuchen muͤßten. Den einen Abend wa- ren wir ſo gluͤcklich, die rechte Waſſerſtelle zu treffen, welche den Nahmen Einzelner Dornbaumsfluß (Enkel de Doornbooms-Rivier) fuͤhrt; den andern Abend waren wir nicht ſo gluͤcklich, und unſre Pferde und Och- ſen waren im Begriff vor Hitze und Durſt zu ſterben, ehe wir am dritten Abend, nachdem wir bey einem Orte, dem man den Nahmen Loͤwentanz oder Loͤwenjagd (Leeu- we-Dans, Leeuwe-Jagt) gegeben hat, unterhalb der Bocklandberge ankamen, wo wir die Nacht zubrachten, weil wir da einen kleinen Bach friſchen Waſſers, Nah- mens Dornfluß (Doorn-Rivier) antrafen. Die Gegend, wo wir jetzt waren, iſt des Winters, da es regnet, die allertauglichſte zur Schafzucht, nicht J 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/469>, abgerufen am 22.11.2024.