Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise durchs Bockland und ins Rockenland.
Schiefer; oben hat er einen steilen, aber dabey flachen
Rücken. Oben ist die Luft ziemlich kalt, und der Boden
mit vielem Grase bewachsen.

Das Bockland liegt zwischen dem 30. und 31.
Grade südlicher Breite.

Nicht weit vom Wege am Berge fanden wir die
zweytheilige Aloe (Aloe dichotoma), deren Stamm,
wenn er die hinlängliche Dicke erreicht hat, von den Hot-
tentotten ausgehöhlt und zu Köchern gebraucht wird.

Eben so müde als vergnügt kamen wir hierauf zu
Klas Lospers Hofe, wohin wir im vorigen Jahre schon ge-
wollt hatten, durch einen widrigen Vorfall aber gehin-
dert worden waren. An diesem Manne hatten wir jetzt
einige Tage hindurch, da wir bey ihm ausruheten, ei-
nen eben so gütigen Wirth, als wir vorher an ihm einen
treuen Wegweiser und liebreichen Helfer gehabt hatten.
Er war dermahlen der reichste Hirt, wenn ich ihn so nen-
nen kann, im ganzen Lande; denn er besaß wenigstens
zwölftausend Schafe, über sechshundert Stück großen
Hornviehes und eine Herde von ungefähr zweyhundert
Kälbern.

Linker Hand hatten wir jetzt einen der Küste näher
liegenden Strich Landes, der von zwey zahlreichen und
wohlhabenden Völkern, den großen und den kleinen Na-
maquas, bewohnt ist. Diese Leute treiben Viehzucht;
ihr Hornvieh schien mir aber von ganz andrer Art, als
das Vieh der Kaffern und der Kolonisten zu seyn, mei-
stentheils war es sehr hochbeinig, groß und ohne Höcker
auf dem Rücken.

Das Bockland, wo wir nun angelangt waren, ist
nichts anders, als ein etwas hohes Gebirge, das oben
flach ist, und mit verschiednen Ecken nach der Meeres-
küste hin sich erstreckt. Es besteht aus verschiednen

Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland.
Schiefer; oben hat er einen ſteilen, aber dabey flachen
Ruͤcken. Oben iſt die Luft ziemlich kalt, und der Boden
mit vielem Graſe bewachſen.

Das Bockland liegt zwiſchen dem 30. und 31.
Grade ſuͤdlicher Breite.

Nicht weit vom Wege am Berge fanden wir die
zweytheilige Aloe (Aloe dichotoma), deren Stamm,
wenn er die hinlaͤngliche Dicke erreicht hat, von den Hot-
tentotten ausgehoͤhlt und zu Koͤchern gebraucht wird.

Eben ſo muͤde als vergnuͤgt kamen wir hierauf zu
Klas Lospers Hofe, wohin wir im vorigen Jahre ſchon ge-
wollt hatten, durch einen widrigen Vorfall aber gehin-
dert worden waren. An dieſem Manne hatten wir jetzt
einige Tage hindurch, da wir bey ihm ausruheten, ei-
nen eben ſo guͤtigen Wirth, als wir vorher an ihm einen
treuen Wegweiſer und liebreichen Helfer gehabt hatten.
Er war dermahlen der reichſte Hirt, wenn ich ihn ſo nen-
nen kann, im ganzen Lande; denn er beſaß wenigſtens
zwoͤlftauſend Schafe, uͤber ſechshundert Stuͤck großen
Hornviehes und eine Herde von ungefaͤhr zweyhundert
Kaͤlbern.

Linker Hand hatten wir jetzt einen der Kuͤſte naͤher
liegenden Strich Landes, der von zwey zahlreichen und
wohlhabenden Voͤlkern, den großen und den kleinen Na-
maquas, bewohnt iſt. Dieſe Leute treiben Viehzucht;
ihr Hornvieh ſchien mir aber von ganz andrer Art, als
das Vieh der Kaffern und der Koloniſten zu ſeyn, mei-
ſtentheils war es ſehr hochbeinig, groß und ohne Hoͤcker
auf dem Ruͤcken.

Das Bockland, wo wir nun angelangt waren, iſt
nichts anders, als ein etwas hohes Gebirge, das oben
flach iſt, und mit verſchiednen Ecken nach der Meeres-
kuͤſte hin ſich erſtreckt. Es beſteht aus verſchiednen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0471" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e durchs <placeName>Bockland</placeName> und ins <placeName>Rockenland</placeName>.</hi></fw><lb/>
Schiefer; oben hat er einen &#x017F;teilen, aber dabey flachen<lb/>
Ru&#x0364;cken. Oben i&#x017F;t die Luft ziemlich kalt, und der Boden<lb/>
mit vielem Gra&#x017F;e bewach&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Das <placeName>Bockland</placeName> liegt zwi&#x017F;chen dem 30. und 31.<lb/>
Grade &#x017F;u&#x0364;dlicher Breite.</p><lb/>
          <p>Nicht weit vom Wege am Berge fanden wir die<lb/>
zweytheilige Aloe (<hi rendition="#aq">Aloe dichotoma</hi>), deren Stamm,<lb/>
wenn er die hinla&#x0364;ngliche Dicke erreicht hat, von den Hot-<lb/>
tentotten ausgeho&#x0364;hlt und zu Ko&#x0364;chern gebraucht wird.</p><lb/>
          <p>Eben &#x017F;o mu&#x0364;de als vergnu&#x0364;gt kamen wir hierauf zu<lb/><persName>Klas Lospers</persName> Hofe, wohin wir im vorigen Jahre &#x017F;chon ge-<lb/>
wollt hatten, durch einen widrigen Vorfall aber gehin-<lb/>
dert worden waren. An die&#x017F;em Manne hatten wir jetzt<lb/>
einige Tage hindurch, da wir bey ihm ausruheten, ei-<lb/>
nen eben &#x017F;o gu&#x0364;tigen Wirth, als wir vorher an ihm einen<lb/>
treuen Wegwei&#x017F;er und liebreichen Helfer gehabt hatten.<lb/>
Er war dermahlen der reich&#x017F;te Hirt, wenn ich ihn &#x017F;o nen-<lb/>
nen kann, im ganzen Lande; denn er be&#x017F;aß wenig&#x017F;tens<lb/>
zwo&#x0364;lftau&#x017F;end Schafe, u&#x0364;ber &#x017F;echshundert Stu&#x0364;ck großen<lb/>
Hornviehes und eine Herde von ungefa&#x0364;hr zweyhundert<lb/>
Ka&#x0364;lbern.</p><lb/>
          <p>Linker Hand hatten wir jetzt einen der Ku&#x0364;&#x017F;te na&#x0364;her<lb/>
liegenden Strich Landes, der von zwey zahlreichen und<lb/>
wohlhabenden Vo&#x0364;lkern, den großen und den kleinen Na-<lb/>
maquas, bewohnt i&#x017F;t. Die&#x017F;e Leute treiben Viehzucht;<lb/>
ihr Hornvieh &#x017F;chien mir aber von ganz andrer Art, als<lb/>
das Vieh der Kaffern und der Koloni&#x017F;ten zu &#x017F;eyn, mei-<lb/>
&#x017F;tentheils war es &#x017F;ehr hochbeinig, groß und ohne Ho&#x0364;cker<lb/>
auf dem Ru&#x0364;cken.</p><lb/>
          <p>Das <placeName>Bockland</placeName>, wo wir nun angelangt waren, i&#x017F;t<lb/>
nichts anders, als ein etwas hohes Gebirge, das oben<lb/>
flach i&#x017F;t, und mit ver&#x017F;chiednen Ecken nach der Meeres-<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;te hin &#x017F;ich er&#x017F;treckt. Es be&#x017F;teht aus ver&#x017F;chiednen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0471] Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland. Schiefer; oben hat er einen ſteilen, aber dabey flachen Ruͤcken. Oben iſt die Luft ziemlich kalt, und der Boden mit vielem Graſe bewachſen. Das Bockland liegt zwiſchen dem 30. und 31. Grade ſuͤdlicher Breite. Nicht weit vom Wege am Berge fanden wir die zweytheilige Aloe (Aloe dichotoma), deren Stamm, wenn er die hinlaͤngliche Dicke erreicht hat, von den Hot- tentotten ausgehoͤhlt und zu Koͤchern gebraucht wird. Eben ſo muͤde als vergnuͤgt kamen wir hierauf zu Klas Lospers Hofe, wohin wir im vorigen Jahre ſchon ge- wollt hatten, durch einen widrigen Vorfall aber gehin- dert worden waren. An dieſem Manne hatten wir jetzt einige Tage hindurch, da wir bey ihm ausruheten, ei- nen eben ſo guͤtigen Wirth, als wir vorher an ihm einen treuen Wegweiſer und liebreichen Helfer gehabt hatten. Er war dermahlen der reichſte Hirt, wenn ich ihn ſo nen- nen kann, im ganzen Lande; denn er beſaß wenigſtens zwoͤlftauſend Schafe, uͤber ſechshundert Stuͤck großen Hornviehes und eine Herde von ungefaͤhr zweyhundert Kaͤlbern. Linker Hand hatten wir jetzt einen der Kuͤſte naͤher liegenden Strich Landes, der von zwey zahlreichen und wohlhabenden Voͤlkern, den großen und den kleinen Na- maquas, bewohnt iſt. Dieſe Leute treiben Viehzucht; ihr Hornvieh ſchien mir aber von ganz andrer Art, als das Vieh der Kaffern und der Koloniſten zu ſeyn, mei- ſtentheils war es ſehr hochbeinig, groß und ohne Hoͤcker auf dem Ruͤcken. Das Bockland, wo wir nun angelangt waren, iſt nichts anders, als ein etwas hohes Gebirge, das oben flach iſt, und mit verſchiednen Ecken nach der Meeres- kuͤſte hin ſich erſtreckt. Es beſteht aus verſchiednen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/471
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/471>, abgerufen am 22.11.2024.