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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
Schichten: die oberste ist Sandstein, in dem viele run-
de geschliffne Kiesel stecken, der aber auch häufig schie-
ferartig ist, und vom Regen von einander gelöset wird.

Weil die ganze Strecke Landes sehr unfruchtbar,
und daher von den Kolonisten wenig besetzt ist, findet
man hie und da noch verschiedne kleine Hottentottische
Dörfer, deren Einwohner kleine Hornviehherden haben,
zum Theil auch bey den wenigen hier wohnenden Bauern
im Dienste sind, von denen sie Vieh und einige Kleinig-
keiten zum Lohn bekommen.

Mit diesen so wohl, als mit den tiefer ins Rockenland
hinein wohnenden Hottentotten, die vor diesem viel zahl-
reicher und begüterter waren, trieb die Holländische Com-
pagnie ehemahls Tauschhandel, der jetzt aber größten-
theils aufgehört hat. Daß er nicht mehr fortdauert,
daran ist Ungerechtigkeit und Gewaltthätigkeit Schuld,
welche die zu Betreibung desselben dahin geschickten Leu-
te dabey ausübten, und wobey die Gouverneure, deren
Sache es nicht zu seyn scheint, die Rechte der Mensch-
heit, sondern vielmehr nur das Interesse der Compagnie
und ihr eignes geltend zu machen, fast immer durch die
Finger sahen. Wenn der Gouverneur einen Posti-
rungs-Corporal mit einigen Mann hinschickte, um gegen
Arrak, Glaskorallen, Eisen und etwas Tobak, Ochsen
von den Hottentotten einzutauschen, nahm dieser nicht
nur ihre Schlachtochsen, sondern auch Kühe, Kälber
und Schafe. Und dieser Tausch geschah nicht allezeit
mit dem guten Willen der Hottentotten, sondern auch
mit Zwang und oft mit Gewalt, und man nahm nicht
nur das Vieh der zu Hause sich befindenden, sondern
auch der abwesenden, ohne sie einmahl fragen zu lassen.
Ueberdem war man so niederträchtig, daß man Wasser
unter den mitgenommenen Arrak goß, und ihn dadurch

Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Schichten: die oberſte iſt Sandſtein, in dem viele run-
de geſchliffne Kieſel ſtecken, der aber auch haͤufig ſchie-
ferartig iſt, und vom Regen von einander geloͤſet wird.

Weil die ganze Strecke Landes ſehr unfruchtbar,
und daher von den Koloniſten wenig beſetzt iſt, findet
man hie und da noch verſchiedne kleine Hottentottiſche
Doͤrfer, deren Einwohner kleine Hornviehherden haben,
zum Theil auch bey den wenigen hier wohnenden Bauern
im Dienſte ſind, von denen ſie Vieh und einige Kleinig-
keiten zum Lohn bekommen.

Mit dieſen ſo wohl, als mit den tiefer ins Rockenland
hinein wohnenden Hottentotten, die vor dieſem viel zahl-
reicher und beguͤterter waren, trieb die Hollaͤndiſche Com-
pagnie ehemahls Tauſchhandel, der jetzt aber groͤßten-
theils aufgehoͤrt hat. Daß er nicht mehr fortdauert,
daran iſt Ungerechtigkeit und Gewaltthaͤtigkeit Schuld,
welche die zu Betreibung deſſelben dahin geſchickten Leu-
te dabey ausuͤbten, und wobey die Gouverneure, deren
Sache es nicht zu ſeyn ſcheint, die Rechte der Menſch-
heit, ſondern vielmehr nur das Intereſſe der Compagnie
und ihr eignes geltend zu machen, faſt immer durch die
Finger ſahen. Wenn der Gouverneur einen Poſti-
rungs-Corporal mit einigen Mann hinſchickte, um gegen
Arrak, Glaskorallen, Eiſen und etwas Tobak, Ochſen
von den Hottentotten einzutauſchen, nahm dieſer nicht
nur ihre Schlachtochſen, ſondern auch Kuͤhe, Kaͤlber
und Schafe. Und dieſer Tauſch geſchah nicht allezeit
mit dem guten Willen der Hottentotten, ſondern auch
mit Zwang und oft mit Gewalt, und man nahm nicht
nur das Vieh der zu Hauſe ſich befindenden, ſondern
auch der abweſenden, ohne ſie einmahl fragen zu laſſen.
Ueberdem war man ſo niedertraͤchtig, daß man Waſſer
unter den mitgenommenen Arrak goß, und ihn dadurch

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[134/0472] Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Schichten: die oberſte iſt Sandſtein, in dem viele run- de geſchliffne Kieſel ſtecken, der aber auch haͤufig ſchie- ferartig iſt, und vom Regen von einander geloͤſet wird. Weil die ganze Strecke Landes ſehr unfruchtbar, und daher von den Koloniſten wenig beſetzt iſt, findet man hie und da noch verſchiedne kleine Hottentottiſche Doͤrfer, deren Einwohner kleine Hornviehherden haben, zum Theil auch bey den wenigen hier wohnenden Bauern im Dienſte ſind, von denen ſie Vieh und einige Kleinig- keiten zum Lohn bekommen. Mit dieſen ſo wohl, als mit den tiefer ins Rockenland hinein wohnenden Hottentotten, die vor dieſem viel zahl- reicher und beguͤterter waren, trieb die Hollaͤndiſche Com- pagnie ehemahls Tauſchhandel, der jetzt aber groͤßten- theils aufgehoͤrt hat. Daß er nicht mehr fortdauert, daran iſt Ungerechtigkeit und Gewaltthaͤtigkeit Schuld, welche die zu Betreibung deſſelben dahin geſchickten Leu- te dabey ausuͤbten, und wobey die Gouverneure, deren Sache es nicht zu ſeyn ſcheint, die Rechte der Menſch- heit, ſondern vielmehr nur das Intereſſe der Compagnie und ihr eignes geltend zu machen, faſt immer durch die Finger ſahen. Wenn der Gouverneur einen Poſti- rungs-Corporal mit einigen Mann hinſchickte, um gegen Arrak, Glaskorallen, Eiſen und etwas Tobak, Ochſen von den Hottentotten einzutauſchen, nahm dieſer nicht nur ihre Schlachtochſen, ſondern auch Kuͤhe, Kaͤlber und Schafe. Und dieſer Tauſch geſchah nicht allezeit mit dem guten Willen der Hottentotten, ſondern auch mit Zwang und oft mit Gewalt, und man nahm nicht nur das Vieh der zu Hauſe ſich befindenden, ſondern auch der abweſenden, ohne ſie einmahl fragen zu laſſen. Ueberdem war man ſo niedertraͤchtig, daß man Waſſer unter den mitgenommenen Arrak goß, und ihn dadurch

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/472>, abgerufen am 22.11.2024.