Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
ihnen einen besondern, auf sein Aussehen, seine Hand-
thierung oder eine andre Eigenschaft passenden, Nahmen
zu geben. Auch mit mir und meiner Reisegesellschaft
machten sie es an verschiednen Orten so.

Wenn wir uns, welches sehr oft geschah, unter
bloßem Himmel gelagert hatten, und vergaßen, uns
mit dem Schießgewehr Feuer zu verschaffen, so be-
dienten die Hottentotten sich einer andern Methode, die
eben so artig als sicher ist. Sie gebrauchen dazu zwey
Stücke harten Holzes, wovon das eine länglich geründet,
und das andere flach und mit einem Loche durchbohrt ist.
Das platte Stück legen sie auf die Erde, und treten mit
dem Fuße auf das eine Ende, um es fest zu halten.
Darauf legen sie trocknes Gras rund um das Loch, stecken
das länglich runde Holz hinein, und drillen es mit den
Händen so geschwind darin herum, daß das Gras von
dem starken Reiben Feuer fängt.

Wenn wir im freyen Felde unser Fleisch in unserm
Topfe kochten, so kamen bisweilen Hottentotten herbey,
die, nachdem wir das Fleisch herausgenommen hatten,
mit dem im Topfe zurückgebliebnen Fette, zuerst sich
überall schmierten, und hernach den Ruß am Topfe über
den ganzen Leib strichen.

Unter den Gewächsen, die wir in diesem Distrikte
antrafen, bemerkte ich besonders gewisse giftige Zwiebeln
(Gift-Bolles) von der Gattung der zweyzeiligen Amaryl-
lis (Amaryllis disticha), die an verschiednen Orten sehr
häufig wachsen. Sie haben große Blumensträuße.
Die Wurzel ist beynahe so groß, als eine geballte Faust,
und dabey giftig. Die Hottentotten gebrauchen sie mei-
stens dazu, ihre Pfeile damit zu vergiften, mit denen
sie hernach das kleinere Wild, als die Springböcke, und
dergleichen schießen. Die Zwiebeln haben, wie man

Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
ihnen einen beſondern, auf ſein Ausſehen, ſeine Hand-
thierung oder eine andre Eigenſchaft paſſenden, Nahmen
zu geben. Auch mit mir und meiner Reiſegeſellſchaft
machten ſie es an verſchiednen Orten ſo.

Wenn wir uns, welches ſehr oft geſchah, unter
bloßem Himmel gelagert hatten, und vergaßen, uns
mit dem Schießgewehr Feuer zu verſchaffen, ſo be-
dienten die Hottentotten ſich einer andern Methode, die
eben ſo artig als ſicher iſt. Sie gebrauchen dazu zwey
Stuͤcke harten Holzes, wovon das eine laͤnglich geruͤndet,
und das andere flach und mit einem Loche durchbohrt iſt.
Das platte Stuͤck legen ſie auf die Erde, und treten mit
dem Fuße auf das eine Ende, um es feſt zu halten.
Darauf legen ſie trocknes Gras rund um das Loch, ſtecken
das laͤnglich runde Holz hinein, und drillen es mit den
Haͤnden ſo geſchwind darin herum, daß das Gras von
dem ſtarken Reiben Feuer faͤngt.

Wenn wir im freyen Felde unſer Fleiſch in unſerm
Topfe kochten, ſo kamen bisweilen Hottentotten herbey,
die, nachdem wir das Fleiſch herausgenommen hatten,
mit dem im Topfe zuruͤckgebliebnen Fette, zuerſt ſich
uͤberall ſchmierten, und hernach den Ruß am Topfe uͤber
den ganzen Leib ſtrichen.

Unter den Gewaͤchſen, die wir in dieſem Diſtrikte
antrafen, bemerkte ich beſonders gewiſſe giftige Zwiebeln
(Gift-Bolles) von der Gattung der zweyzeiligen Amaryl-
lis (Amaryllis diſticha), die an verſchiednen Orten ſehr
haͤufig wachſen. Sie haben große Blumenſtraͤuße.
Die Wurzel iſt beynahe ſo groß, als eine geballte Fauſt,
und dabey giftig. Die Hottentotten gebrauchen ſie mei-
ſtens dazu, ihre Pfeile damit zu vergiften, mit denen
ſie hernach das kleinere Wild, als die Springboͤcke, und
dergleichen ſchießen. Die Zwiebeln haben, wie man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0478" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
ihnen einen be&#x017F;ondern, auf &#x017F;ein Aus&#x017F;ehen, &#x017F;eine Hand-<lb/>
thierung oder eine andre Eigen&#x017F;chaft pa&#x017F;&#x017F;enden, Nahmen<lb/>
zu geben. Auch mit mir und meiner Rei&#x017F;ege&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
machten &#x017F;ie es an ver&#x017F;chiednen Orten &#x017F;o.</p><lb/>
          <p>Wenn wir uns, welches &#x017F;ehr oft ge&#x017F;chah, unter<lb/>
bloßem Himmel gelagert hatten, und vergaßen, uns<lb/>
mit dem Schießgewehr Feuer zu ver&#x017F;chaffen, &#x017F;o be-<lb/>
dienten die Hottentotten &#x017F;ich einer andern Methode, die<lb/>
eben &#x017F;o artig als &#x017F;icher i&#x017F;t. Sie gebrauchen dazu zwey<lb/>
Stu&#x0364;cke harten Holzes, wovon das eine la&#x0364;nglich geru&#x0364;ndet,<lb/>
und das andere flach und mit einem Loche durchbohrt i&#x017F;t.<lb/>
Das platte Stu&#x0364;ck legen &#x017F;ie auf die Erde, und treten mit<lb/>
dem Fuße auf das eine Ende, um es fe&#x017F;t zu halten.<lb/>
Darauf legen &#x017F;ie trocknes Gras rund um das Loch, &#x017F;tecken<lb/>
das la&#x0364;nglich runde Holz hinein, und drillen es mit den<lb/>
Ha&#x0364;nden &#x017F;o ge&#x017F;chwind darin herum, daß das Gras von<lb/>
dem &#x017F;tarken Reiben Feuer fa&#x0364;ngt.</p><lb/>
          <p>Wenn wir im freyen Felde un&#x017F;er Flei&#x017F;ch in un&#x017F;erm<lb/>
Topfe kochten, &#x017F;o kamen bisweilen Hottentotten herbey,<lb/>
die, nachdem wir das Flei&#x017F;ch herausgenommen hatten,<lb/>
mit dem im Topfe zuru&#x0364;ckgebliebnen Fette, zuer&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;berall &#x017F;chmierten, und hernach den Ruß am Topfe u&#x0364;ber<lb/>
den ganzen Leib &#x017F;trichen.</p><lb/>
          <p>Unter den Gewa&#x0364;ch&#x017F;en, die wir in die&#x017F;em Di&#x017F;trikte<lb/>
antrafen, bemerkte ich be&#x017F;onders gewi&#x017F;&#x017F;e giftige Zwiebeln<lb/>
(<hi rendition="#aq">Gift-Bolles</hi>) von der Gattung der zweyzeiligen Amaryl-<lb/>
lis (<hi rendition="#aq">Amaryllis di&#x017F;ticha</hi>), die an ver&#x017F;chiednen Orten &#x017F;ehr<lb/>
ha&#x0364;ufig wach&#x017F;en. Sie haben große Blumen&#x017F;tra&#x0364;uße.<lb/>
Die Wurzel i&#x017F;t beynahe &#x017F;o groß, als eine geballte Fau&#x017F;t,<lb/>
und dabey giftig. Die Hottentotten gebrauchen &#x017F;ie mei-<lb/>
&#x017F;tens dazu, ihre Pfeile damit zu vergiften, mit denen<lb/>
&#x017F;ie hernach das kleinere Wild, als die Springbo&#x0364;cke, und<lb/>
dergleichen &#x017F;chießen. Die Zwiebeln haben, wie man<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0478] Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. ihnen einen beſondern, auf ſein Ausſehen, ſeine Hand- thierung oder eine andre Eigenſchaft paſſenden, Nahmen zu geben. Auch mit mir und meiner Reiſegeſellſchaft machten ſie es an verſchiednen Orten ſo. Wenn wir uns, welches ſehr oft geſchah, unter bloßem Himmel gelagert hatten, und vergaßen, uns mit dem Schießgewehr Feuer zu verſchaffen, ſo be- dienten die Hottentotten ſich einer andern Methode, die eben ſo artig als ſicher iſt. Sie gebrauchen dazu zwey Stuͤcke harten Holzes, wovon das eine laͤnglich geruͤndet, und das andere flach und mit einem Loche durchbohrt iſt. Das platte Stuͤck legen ſie auf die Erde, und treten mit dem Fuße auf das eine Ende, um es feſt zu halten. Darauf legen ſie trocknes Gras rund um das Loch, ſtecken das laͤnglich runde Holz hinein, und drillen es mit den Haͤnden ſo geſchwind darin herum, daß das Gras von dem ſtarken Reiben Feuer faͤngt. Wenn wir im freyen Felde unſer Fleiſch in unſerm Topfe kochten, ſo kamen bisweilen Hottentotten herbey, die, nachdem wir das Fleiſch herausgenommen hatten, mit dem im Topfe zuruͤckgebliebnen Fette, zuerſt ſich uͤberall ſchmierten, und hernach den Ruß am Topfe uͤber den ganzen Leib ſtrichen. Unter den Gewaͤchſen, die wir in dieſem Diſtrikte antrafen, bemerkte ich beſonders gewiſſe giftige Zwiebeln (Gift-Bolles) von der Gattung der zweyzeiligen Amaryl- lis (Amaryllis diſticha), die an verſchiednen Orten ſehr haͤufig wachſen. Sie haben große Blumenſtraͤuße. Die Wurzel iſt beynahe ſo groß, als eine geballte Fauſt, und dabey giftig. Die Hottentotten gebrauchen ſie mei- ſtens dazu, ihre Pfeile damit zu vergiften, mit denen ſie hernach das kleinere Wild, als die Springboͤcke, und dergleichen ſchießen. Die Zwiebeln haben, wie man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/478
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/478>, abgerufen am 22.11.2024.