Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap ist vermuthlich nicht allenthalben gleich; an einigen Stel-len aber bedarf man ganzer sechs Tage, um durch Hülfe starker Nachtreisen hindurch zu kommen. Am Tage scheint hier die Sonne brennend heiß, die Nächte dage- gen sind ziemlich kalt. Der hiesige große und fast allge- meine Wassermangel, und das dürre Erdreich (man bedenke, daß in einer Zeit von acht Monathen im Jahre kein Tropfen Regen fällt) macht, daß diese Wüste nur einige wenige Kräuter und Sträuche mit fleischigen Blättern, als das Dickblatt (Crassula), die Zaserblu- me (Mesembryanthemum), das Nabelkraut (Cotyle- don), die Pestwurzel (Cacalia), und die Stapelie (Stapelia) hervorbringt. Aus eben den Ursachen kön- nen auch weder Menschen noch Thiere im Sommer sich da aufhalten. Auch kann weder Gras wachsen, noch irgend eine Getreideart gebauet werden. Das Erdreich besteht aus Lehm, der mit Eisenocker und einer Menge Seesalz vermischt ist. Während meiner Reisen durch die- se Einöden sah ich, ob ich gleich in verschiednen Gegen- den durchkam, nicht einen einzigen Sperling, auch gar kein vierfüßiges Thier, außer die oben beschriebenen Ra- tzen, die in Löchern in der Erde wohnen, lange ohne Wasser leben, und ihren Durst durch die saftigen und salzig schmeckenden Blätter der Büsche löschen zu können scheinen. Uebrigens kommt diese weitläuftige Wüste dem Auge fast ganz eben vor, außer daß sie sich nach Norden ein wenig und sehr langsam zu erheben scheint. Ist man nun in der Breite hindurch gereiset, so stößt man endlich auf ein sehr hohes Gebirge, welches von der Beschaffen- heit ist, daß man beynahe eine ganze Tagereise nöthig hat, um ganz hinauf zu kommen. Es hat den Nahmen Rockenlandsgebirge (Roggelands-Berg). Man trifft auf demselben wenig eigentliche Erde an, und so gar ist Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap iſt vermuthlich nicht allenthalben gleich; an einigen Stel-len aber bedarf man ganzer ſechs Tage, um durch Huͤlfe ſtarker Nachtreiſen hindurch zu kommen. Am Tage ſcheint hier die Sonne brennend heiß, die Naͤchte dage- gen ſind ziemlich kalt. Der hieſige große und faſt allge- meine Waſſermangel, und das duͤrre Erdreich (man bedenke, daß in einer Zeit von acht Monathen im Jahre kein Tropfen Regen faͤllt) macht, daß dieſe Wuͤſte nur einige wenige Kraͤuter und Straͤuche mit fleiſchigen Blaͤttern, als das Dickblatt (Craſſula), die Zaſerblu- me (Meſembryanthemum), das Nabelkraut (Cotyle- don), die Peſtwurzel (Cacalia), und die Stapelie (Stapelia) hervorbringt. Aus eben den Urſachen koͤn- nen auch weder Menſchen noch Thiere im Sommer ſich da aufhalten. Auch kann weder Gras wachſen, noch irgend eine Getreideart gebauet werden. Das Erdreich beſteht aus Lehm, der mit Eiſenocker und einer Menge Seeſalz vermiſcht iſt. Waͤhrend meiner Reiſen durch die- ſe Einoͤden ſah ich, ob ich gleich in verſchiednen Gegen- den durchkam, nicht einen einzigen Sperling, auch gar kein vierfuͤßiges Thier, außer die oben beſchriebenen Ra- tzen, die in Loͤchern in der Erde wohnen, lange ohne Waſſer leben, und ihren Durſt durch die ſaftigen und ſalzig ſchmeckenden Blaͤtter der Buͤſche loͤſchen zu koͤnnen ſcheinen. Uebrigens kommt dieſe weitlaͤuftige Wuͤſte dem Auge faſt ganz eben vor, außer daß ſie ſich nach Norden ein wenig und ſehr langſam zu erheben ſcheint. Iſt man nun in der Breite hindurch gereiſet, ſo ſtoͤßt man endlich auf ein ſehr hohes Gebirge, welches von der Beſchaffen- heit iſt, daß man beynahe eine ganze Tagereiſe noͤthig hat, um ganz hinauf zu kommen. Es hat den Nahmen Rockenlandsgebirge (Roggelands-Berg). 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Vierte Abtheilung. Aufenthalt zu Cap
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len aber bedarf man ganzer ſechs Tage, um durch Huͤlfe
ſtarker Nachtreiſen hindurch zu kommen. Am Tage
ſcheint hier die Sonne brennend heiß, die Naͤchte dage-
gen ſind ziemlich kalt. Der hieſige große und faſt allge-
meine Waſſermangel, und das duͤrre Erdreich (man
bedenke, daß in einer Zeit von acht Monathen im Jahre
kein Tropfen Regen faͤllt) macht, daß dieſe Wuͤſte
nur einige wenige Kraͤuter und Straͤuche mit fleiſchigen
Blaͤttern, als das Dickblatt (Craſſula), die Zaſerblu-
me (Meſembryanthemum), das Nabelkraut (Cotyle-
don), die Peſtwurzel (Cacalia), und die Stapelie
(Stapelia) hervorbringt. Aus eben den Urſachen koͤn-
nen auch weder Menſchen noch Thiere im Sommer ſich
da aufhalten. Auch kann weder Gras wachſen, noch
irgend eine Getreideart gebauet werden. Das Erdreich
beſteht aus Lehm, der mit Eiſenocker und einer Menge
Seeſalz vermiſcht iſt. Waͤhrend meiner Reiſen durch die-
ſe Einoͤden ſah ich, ob ich gleich in verſchiednen Gegen-
den durchkam, nicht einen einzigen Sperling, auch gar
kein vierfuͤßiges Thier, außer die oben beſchriebenen Ra-
tzen, die in Loͤchern in der Erde wohnen, lange ohne
Waſſer leben, und ihren Durſt durch die ſaftigen und
ſalzig ſchmeckenden Blaͤtter der Buͤſche loͤſchen zu koͤnnen
ſcheinen. Uebrigens kommt dieſe weitlaͤuftige Wuͤſte dem
Auge faſt ganz eben vor, außer daß ſie ſich nach Norden
ein wenig und ſehr langſam zu erheben ſcheint. Iſt man
nun in der Breite hindurch gereiſet, ſo ſtoͤßt man endlich
auf ein ſehr hohes Gebirge, welches von der Beſchaffen-
heit iſt, daß man beynahe eine ganze Tagereiſe noͤthig
hat, um ganz hinauf zu kommen. Es hat den Nahmen
Rockenlandsgebirge (Roggelands-Berg). Man trifft
auf demſelben wenig eigentliche Erde an, und ſo gar iſt
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