oder zerbrach. Das bekommene Geld besahen sie sehr genau, und waren sehr darauf bedacht, so viel möglich neues und noch nicht abgenutztes zu erhalten; altes Geld nahmen sie ungern an. Das Schiffsvolk wurde er- mahnt, nicht zu viel von den Früchten und Gartenge- wächsen zu essen. Besonders warnte man vor der zwar angenehmen, aber schädlichen Ananas, weil dieselbe in einem vom Skorbut verdorbnen Körper und bey Leuten, die daran nicht gewöhnt sind, leicht Durchlauf und rothe Ruhr verursacht.
Während der Fahrt im Sunde legten wir uns fast unzähligemahl vor Anker, weil sonst bey oft eintretender gänzlicher Windstille das Schiff vom Strome zurückge- trieben seyn würde.
Nechter Hand fuhren wir Bantam vorbey. Dies ist die Residenzstadt eines der Könige des Landes, der ganz und gar von der Holländischen Compagnie abhängt. Die Stadt ist befestigt, und hat eine Citadelle, nebst einer Besatzung von dreyhundert Mann Holländischer Truppen. Diese Garnison hält die Compagnie da unter dem Titel einer Leibwache des Königs, in der That aber, um ein wachsames Auge auf ihn zu haben, da- mit er nichts gegen das Interesse der Compagnie möge vornehmen, und nahmentlich keinen Pfeffer an Leute von andern Nationen verkaufen können.
Den 18. May trafen wir glücklich auf der Rhede von Batavia ein, und warfen unter lautem Frohlocken die Anker. Die Rhede ist groß, aber nicht tief; ihre Tiefe nimmt von Jahr zu Jahr ab, so wie auch der Strand selbst immer höher wird. Der Grund ist mora- stig. Die Schiffe liegen nicht weit von der Stadt selbst, nach welcher man in Böten den Fluß hinauf segelt.
Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
oder zerbrach. Das bekommene Geld beſahen ſie ſehr genau, und waren ſehr darauf bedacht, ſo viel moͤglich neues und noch nicht abgenutztes zu erhalten; altes Geld nahmen ſie ungern an. Das Schiffsvolk wurde er- mahnt, nicht zu viel von den Fruͤchten und Gartenge- waͤchſen zu eſſen. Beſonders warnte man vor der zwar angenehmen, aber ſchaͤdlichen Ananas, weil dieſelbe in einem vom Skorbut verdorbnen Koͤrper und bey Leuten, die daran nicht gewoͤhnt ſind, leicht Durchlauf und rothe Ruhr verurſacht.
Waͤhrend der Fahrt im Sunde legten wir uns faſt unzaͤhligemahl vor Anker, weil ſonſt bey oft eintretender gaͤnzlicher Windſtille das Schiff vom Strome zuruͤckge- trieben ſeyn wuͤrde.
Nechter Hand fuhren wir Bantam vorbey. Dies iſt die Reſidenzſtadt eines der Koͤnige des Landes, der ganz und gar von der Hollaͤndiſchen Compagnie abhaͤngt. Die Stadt iſt befeſtigt, und hat eine Citadelle, nebſt einer Beſatzung von dreyhundert Mann Hollaͤndiſcher Truppen. Dieſe Garniſon haͤlt die Compagnie da unter dem Titel einer Leibwache des Koͤnigs, in der That aber, um ein wachſames Auge auf ihn zu haben, da- mit er nichts gegen das Intereſſe der Compagnie moͤge vornehmen, und nahmentlich keinen Pfeffer an Leute von andern Nationen verkaufen koͤnnen.
Den 18. May trafen wir gluͤcklich auf der Rhede von Batavia ein, und warfen unter lautem Frohlocken die Anker. Die Rhede iſt groß, aber nicht tief; ihre Tiefe nimmt von Jahr zu Jahr ab, ſo wie auch der Strand ſelbſt immer hoͤher wird. Der Grund iſt mora- ſtig. Die Schiffe liegen nicht weit von der Stadt ſelbſt, nach welcher man in Boͤten den Fluß hinauf ſegelt.
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Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
oder zerbrach. Das bekommene Geld beſahen ſie ſehr
genau, und waren ſehr darauf bedacht, ſo viel moͤglich
neues und noch nicht abgenutztes zu erhalten; altes Geld
nahmen ſie ungern an. Das Schiffsvolk wurde er-
mahnt, nicht zu viel von den Fruͤchten und Gartenge-
waͤchſen zu eſſen. Beſonders warnte man vor der zwar
angenehmen, aber ſchaͤdlichen Ananas, weil dieſelbe in
einem vom Skorbut verdorbnen Koͤrper und bey Leuten,
die daran nicht gewoͤhnt ſind, leicht Durchlauf und
rothe Ruhr verurſacht.
Waͤhrend der Fahrt im Sunde legten wir uns faſt
unzaͤhligemahl vor Anker, weil ſonſt bey oft eintretender
gaͤnzlicher Windſtille das Schiff vom Strome zuruͤckge-
trieben ſeyn wuͤrde.
Nechter Hand fuhren wir Bantam vorbey. Dies
iſt die Reſidenzſtadt eines der Koͤnige des Landes, der
ganz und gar von der Hollaͤndiſchen Compagnie abhaͤngt.
Die Stadt iſt befeſtigt, und hat eine Citadelle, nebſt
einer Beſatzung von dreyhundert Mann Hollaͤndiſcher
Truppen. Dieſe Garniſon haͤlt die Compagnie da unter
dem Titel einer Leibwache des Koͤnigs, in der That
aber, um ein wachſames Auge auf ihn zu haben, da-
mit er nichts gegen das Intereſſe der Compagnie moͤge
vornehmen, und nahmentlich keinen Pfeffer an Leute
von andern Nationen verkaufen koͤnnen.
Den 18. May trafen wir gluͤcklich auf der Rhede
von Batavia ein, und warfen unter lautem Frohlocken
die Anker. Die Rhede iſt groß, aber nicht tief; ihre
Tiefe nimmt von Jahr zu Jahr ab, ſo wie auch der
Strand ſelbſt immer hoͤher wird. Der Grund iſt mora-
ſtig. Die Schiffe liegen nicht weit von der Stadt ſelbſt,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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