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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Fünfte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
wohnte jetzt auf seinem Landschlosse nicht weit von der
Stadt, wo die Luft frischer und gesunder ist. -- An
eben diesem Abend ging ich auch zu Doctor Hoffmann,
traf ihn aber nicht zu Hause. Am folgenden Morgen,
ehe ich zum Ausgehen kommen konnte, besuchte er mich
in meinem Logis, both mir den Aufenthalt in seinem
Hause und so gar seinen Tisch an, nahm mich auch so-
gleich in seinem Wagen mit nach der Apotheke der Com-
pagnie, wo er wohnte, und die unter seiner Ver-
waltung stand. Zu Cap war ich, um meine Schulden
zu bezahlen, vor meiner Abreise genöthigt gewesen, von
Doctor le Seur eine Summe Geldes zu borgen, die ich
von meiner zu Batavia zahlbaren Besoldung an Herrn
Hoffmann auszuzahlen mich anheischig gemacht hatte.
Er wußte dies, und hieraus konnte er hinlänglich wahr-
nehmen, daß ich keiner von den Reisenden sey, die sich
bereits Indische Schätze erworben haben, und daß ich
während eines dreyjährigen Aufenthalts zu Cap, nicht
so wohl Gold, als Gewächse und andre Naturalien ge-
sammelt habe. Er hatte hievon auch so gar schon mir
Herrn Rademacher, dessen Arzt er war, gesprochen,
und dieser vortreffliche Mann hatte ihm darauf sogleich
funfzig Dukaten für mich ausgezahlt, ehe ich einmahl
meinen Besuch bey ihm abstatten können, und ehe er
den Mann kennen gelernt, dessen sehr mittelmäßige Um-
stände sein Mitleid rege machten. Bey mehreren, fast
möchte ich sagen, täglichen Besuchen, fand ich, daß
dieser Mann nicht nur den vortrefflichsten Charakter, son-
dern auch viel Liebe zu Künsten und Wissenschaften be-
saß, und, welches noch mehr ist, zumahl in einem
Lande, wo jedermann den Mammon verehrt, Künste
und Wissenschaften auch kannte, selbst getrieben hatte
und noch trieb. Er war es auch, durch dessen Vor-

Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
wohnte jetzt auf ſeinem Landſchloſſe nicht weit von der
Stadt, wo die Luft friſcher und geſunder iſt. — An
eben dieſem Abend ging ich auch zu Doctor Hoffmann,
traf ihn aber nicht zu Hauſe. Am folgenden Morgen,
ehe ich zum Ausgehen kommen konnte, beſuchte er mich
in meinem Logis, both mir den Aufenthalt in ſeinem
Hauſe und ſo gar ſeinen Tiſch an, nahm mich auch ſo-
gleich in ſeinem Wagen mit nach der Apotheke der Com-
pagnie, wo er wohnte, und die unter ſeiner Ver-
waltung ſtand. Zu Cap war ich, um meine Schulden
zu bezahlen, vor meiner Abreiſe genoͤthigt geweſen, von
Doctor le Seur eine Summe Geldes zu borgen, die ich
von meiner zu Batavia zahlbaren Beſoldung an Herrn
Hoffmann auszuzahlen mich anheiſchig gemacht hatte.
Er wußte dies, und hieraus konnte er hinlaͤnglich wahr-
nehmen, daß ich keiner von den Reiſenden ſey, die ſich
bereits Indiſche Schaͤtze erworben haben, und daß ich
waͤhrend eines dreyjaͤhrigen Aufenthalts zu Cap, nicht
ſo wohl Gold, als Gewaͤchſe und andre Naturalien ge-
ſammelt habe. Er hatte hievon auch ſo gar ſchon mir
Herrn Rademacher, deſſen Arzt er war, geſprochen,
und dieſer vortreffliche Mann hatte ihm darauf ſogleich
funfzig Dukaten fuͤr mich ausgezahlt, ehe ich einmahl
meinen Beſuch bey ihm abſtatten koͤnnen, und ehe er
den Mann kennen gelernt, deſſen ſehr mittelmaͤßige Um-
ſtaͤnde ſein Mitleid rege machten. Bey mehreren, faſt
moͤchte ich ſagen, taͤglichen Beſuchen, fand ich, daß
dieſer Mann nicht nur den vortrefflichſten Charakter, ſon-
dern auch viel Liebe zu Kuͤnſten und Wiſſenſchaften be-
ſaß, und, welches noch mehr iſt, zumahl in einem
Lande, wo jedermann den Mammon verehrt, Kuͤnſte
und Wiſſenſchaften auch kannte, ſelbſt getrieben hatte
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[190/0528] Fuͤnfte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. wohnte jetzt auf ſeinem Landſchloſſe nicht weit von der Stadt, wo die Luft friſcher und geſunder iſt. — An eben dieſem Abend ging ich auch zu Doctor Hoffmann, traf ihn aber nicht zu Hauſe. Am folgenden Morgen, ehe ich zum Ausgehen kommen konnte, beſuchte er mich in meinem Logis, both mir den Aufenthalt in ſeinem Hauſe und ſo gar ſeinen Tiſch an, nahm mich auch ſo- gleich in ſeinem Wagen mit nach der Apotheke der Com- pagnie, wo er wohnte, und die unter ſeiner Ver- waltung ſtand. Zu Cap war ich, um meine Schulden zu bezahlen, vor meiner Abreiſe genoͤthigt geweſen, von Doctor le Seur eine Summe Geldes zu borgen, die ich von meiner zu Batavia zahlbaren Beſoldung an Herrn Hoffmann auszuzahlen mich anheiſchig gemacht hatte. Er wußte dies, und hieraus konnte er hinlaͤnglich wahr- nehmen, daß ich keiner von den Reiſenden ſey, die ſich bereits Indiſche Schaͤtze erworben haben, und daß ich waͤhrend eines dreyjaͤhrigen Aufenthalts zu Cap, nicht ſo wohl Gold, als Gewaͤchſe und andre Naturalien ge- ſammelt habe. Er hatte hievon auch ſo gar ſchon mir Herrn Rademacher, deſſen Arzt er war, geſprochen, und dieſer vortreffliche Mann hatte ihm darauf ſogleich funfzig Dukaten fuͤr mich ausgezahlt, ehe ich einmahl meinen Beſuch bey ihm abſtatten koͤnnen, und ehe er den Mann kennen gelernt, deſſen ſehr mittelmaͤßige Um- ſtaͤnde ſein Mitleid rege machten. Bey mehreren, faſt moͤchte ich ſagen, taͤglichen Beſuchen, fand ich, daß dieſer Mann nicht nur den vortrefflichſten Charakter, ſon- dern auch viel Liebe zu Kuͤnſten und Wiſſenſchaften be- ſaß, und, welches noch mehr iſt, zumahl in einem Lande, wo jedermann den Mammon verehrt, Kuͤnſte und Wiſſenſchaften auch kannte, ſelbſt getrieben hatte und noch trieb. Er war es auch, durch deſſen Vor-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/528>, abgerufen am 22.11.2024.