in einem mit Gewalt eingenommenen Lande wohnt, und an Anzahl nur gering ist, zwar nothwendig, erhöhen aber gewiß die Schönheit der Stadt nicht, und erwecken dem, welcher gewohnt ist, über das, was er sieht, Be- trachtungen anzustellen, keinen angenehmen Begriff von der Art und Weise, wie die vielen Leckerbissen, Ge- würze, kostbaren Zeuge und theuern Meublen, deren sich Europa mit so viel Vergnügen und Wohllust be- dient, in diesen entfernten Gegenden gewonnen und angekauft werden.
Die innerhalb der Citadelle befindlichen Packhäu- ser, oder wie sie eigentlich heißen sollten, Magazine oder Waarenlager, der Compagnie, sind angelegt, theils um darin Getreide, Reiß, Wein und andre Getränke, nebst mancherley sonstigen Bedürfnissen, nicht bloß zum Gebrauche für Batavia, sondern auch für die meisten übrigen Comtoire in ganz Indien; theils aber auch Spe- zereyen und verschiedne andre Kaufmannsgüter für Eu- ropa und andre Handelsplätze darin aufzubewahren.
Auf der Rhede vor Batavia sind sehr viele Inseln, die sie nicht nur vor Stürmen schützen, sondern auch der Holländischen Compagnie mancherley Vortheile ver- schaffen. Sie hat auf demselben Magazine für ver- schiedne Waaren, ihre Schiffswerfte, und viele andre wichtige Gebäude und Anstalten.
Auf der Landseite hat Batavia eine sehr große und schöne Vorstadt, die nicht nur von Europäern, sondern auch von Chinesern und Leuten von andern Indischen Nationen bewohnt wird.
Etwas weiter hinaus trifft man eine Menge Lust- häuser mit den reitzendsten Gärten an. Hier bringen die Reichen und Vornehmen ihre geschäfftfreyen Stun- den zu, weil die Luft hier schon gesunder, als in der
N 2
Beſchreibung der Stadt Batavia.
in einem mit Gewalt eingenommenen Lande wohnt, und an Anzahl nur gering iſt, zwar nothwendig, erhoͤhen aber gewiß die Schoͤnheit der Stadt nicht, und erwecken dem, welcher gewohnt iſt, uͤber das, was er ſieht, Be- trachtungen anzuſtellen, keinen angenehmen Begriff von der Art und Weiſe, wie die vielen Leckerbiſſen, Ge- wuͤrze, koſtbaren Zeuge und theuern Meublen, deren ſich Europa mit ſo viel Vergnuͤgen und Wohlluſt be- dient, in dieſen entfernten Gegenden gewonnen und angekauft werden.
Die innerhalb der Citadelle befindlichen Packhaͤu- ſer, oder wie ſie eigentlich heißen ſollten, Magazine oder Waarenlager, der Compagnie, ſind angelegt, theils um darin Getreide, Reiß, Wein und andre Getraͤnke, nebſt mancherley ſonſtigen Beduͤrfniſſen, nicht bloß zum Gebrauche fuͤr Batavia, ſondern auch fuͤr die meiſten uͤbrigen Comtoire in ganz Indien; theils aber auch Spe- zereyen und verſchiedne andre Kaufmannsguͤter fuͤr Eu- ropa und andre Handelsplaͤtze darin aufzubewahren.
Auf der Rhede vor Batavia ſind ſehr viele Inſeln, die ſie nicht nur vor Stuͤrmen ſchuͤtzen, ſondern auch der Hollaͤndiſchen Compagnie mancherley Vortheile ver- ſchaffen. Sie hat auf demſelben Magazine fuͤr ver- ſchiedne Waaren, ihre Schiffswerfte, und viele andre wichtige Gebaͤude und Anſtalten.
Auf der Landſeite hat Batavia eine ſehr große und ſchoͤne Vorſtadt, die nicht nur von Europaͤern, ſondern auch von Chineſern und Leuten von andern Indiſchen Nationen bewohnt wird.
Etwas weiter hinaus trifft man eine Menge Luſt- haͤuſer mit den reitzendſten Gaͤrten an. Hier bringen die Reichen und Vornehmen ihre geſchaͤfftfreyen Stun- den zu, weil die Luft hier ſchon geſunder, als in der
N 2
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0533"n="195"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beſchreibung der Stadt <placeName>Batavia</placeName>.</hi></fw><lb/>
in einem mit Gewalt eingenommenen Lande wohnt, und<lb/>
an Anzahl nur gering iſt, zwar nothwendig, erhoͤhen<lb/>
aber gewiß die Schoͤnheit der Stadt nicht, und erwecken<lb/>
dem, welcher gewohnt iſt, uͤber das, was er ſieht, Be-<lb/>
trachtungen anzuſtellen, keinen angenehmen Begriff von<lb/>
der Art und Weiſe, wie die vielen Leckerbiſſen, Ge-<lb/>
wuͤrze, koſtbaren Zeuge und theuern Meublen, deren<lb/>ſich <placeName>Europa</placeName> mit ſo viel Vergnuͤgen und Wohlluſt be-<lb/>
dient, in dieſen entfernten Gegenden gewonnen und<lb/>
angekauft werden.</p><lb/><p>Die innerhalb der Citadelle befindlichen Packhaͤu-<lb/>ſer, oder wie ſie eigentlich heißen ſollten, Magazine<lb/>
oder Waarenlager, der Compagnie, ſind angelegt, theils<lb/>
um darin Getreide, Reiß, Wein und andre Getraͤnke,<lb/>
nebſt mancherley ſonſtigen Beduͤrfniſſen, nicht bloß zum<lb/>
Gebrauche fuͤr <placeName>Batavia</placeName>, ſondern auch fuͤr die meiſten<lb/>
uͤbrigen Comtoire in ganz <placeName>Indien</placeName>; theils aber auch Spe-<lb/>
zereyen und verſchiedne andre Kaufmannsguͤter fuͤr <placeName>Eu-<lb/>
ropa</placeName> und andre Handelsplaͤtze darin aufzubewahren.</p><lb/><p>Auf der Rhede vor <placeName>Batavia</placeName>ſind ſehr viele Inſeln,<lb/>
die ſie nicht nur vor Stuͤrmen ſchuͤtzen, ſondern auch<lb/>
der Hollaͤndiſchen Compagnie mancherley Vortheile ver-<lb/>ſchaffen. Sie hat auf demſelben Magazine fuͤr ver-<lb/>ſchiedne Waaren, ihre Schiffswerfte, und viele andre<lb/>
wichtige Gebaͤude und Anſtalten.</p><lb/><p>Auf der Landſeite hat <placeName>Batavia</placeName> eine ſehr große und<lb/>ſchoͤne Vorſtadt, die nicht nur von Europaͤern, ſondern<lb/>
auch von Chineſern und Leuten von andern Indiſchen<lb/>
Nationen bewohnt wird.</p><lb/><p>Etwas weiter hinaus trifft man eine Menge Luſt-<lb/>
haͤuſer mit den reitzendſten Gaͤrten an. Hier bringen<lb/>
die Reichen und Vornehmen ihre geſchaͤfftfreyen Stun-<lb/>
den zu, weil die Luft hier ſchon geſunder, als in der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[195/0533]
Beſchreibung der Stadt Batavia.
in einem mit Gewalt eingenommenen Lande wohnt, und
an Anzahl nur gering iſt, zwar nothwendig, erhoͤhen
aber gewiß die Schoͤnheit der Stadt nicht, und erwecken
dem, welcher gewohnt iſt, uͤber das, was er ſieht, Be-
trachtungen anzuſtellen, keinen angenehmen Begriff von
der Art und Weiſe, wie die vielen Leckerbiſſen, Ge-
wuͤrze, koſtbaren Zeuge und theuern Meublen, deren
ſich Europa mit ſo viel Vergnuͤgen und Wohlluſt be-
dient, in dieſen entfernten Gegenden gewonnen und
angekauft werden.
Die innerhalb der Citadelle befindlichen Packhaͤu-
ſer, oder wie ſie eigentlich heißen ſollten, Magazine
oder Waarenlager, der Compagnie, ſind angelegt, theils
um darin Getreide, Reiß, Wein und andre Getraͤnke,
nebſt mancherley ſonſtigen Beduͤrfniſſen, nicht bloß zum
Gebrauche fuͤr Batavia, ſondern auch fuͤr die meiſten
uͤbrigen Comtoire in ganz Indien; theils aber auch Spe-
zereyen und verſchiedne andre Kaufmannsguͤter fuͤr Eu-
ropa und andre Handelsplaͤtze darin aufzubewahren.
Auf der Rhede vor Batavia ſind ſehr viele Inſeln,
die ſie nicht nur vor Stuͤrmen ſchuͤtzen, ſondern auch
der Hollaͤndiſchen Compagnie mancherley Vortheile ver-
ſchaffen. Sie hat auf demſelben Magazine fuͤr ver-
ſchiedne Waaren, ihre Schiffswerfte, und viele andre
wichtige Gebaͤude und Anſtalten.
Auf der Landſeite hat Batavia eine ſehr große und
ſchoͤne Vorſtadt, die nicht nur von Europaͤern, ſondern
auch von Chineſern und Leuten von andern Indiſchen
Nationen bewohnt wird.
Etwas weiter hinaus trifft man eine Menge Luſt-
haͤuſer mit den reitzendſten Gaͤrten an. Hier bringen
die Reichen und Vornehmen ihre geſchaͤfftfreyen Stun-
den zu, weil die Luft hier ſchon geſunder, als in der
N 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/533>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.