abgehauen sind und in die Höhe stehen; gehen aber übri- gens mit bloßen Beinen ohne Strümpfe. Einige tragen eine cylindrische, oben ganz abgeplattete Mütze von weißem baumwollnen Zeuge, und die durch Stärke von Reiß- mehl so steif gemacht ist, daß sie gerade in die Höhe steht, und ganz durchsichtig ist. Die Frauenspersonen tragen um den Leib, zur Bedeckung der untern Theile bis zu den Füßen, ein Kleid, oder vielmehr ein Tuch, das um den Unterleib zusammengewickelt wird, und oberwärts ein halbes Hemd. Das Haar winden sie oben auf dem Kopfe zusammen, und befestigen es mit einer Nadel. Die Vornehmern gebrauchen auch Pantoffeln, die nicht selten mit reichem Zierrath versehen sind.
Auf ihr Haar setzen die Indier überhaupt einen gro- ßen Werth. Es ist bey ihnen durchgängig pechschwarz und so lang, daß es bis auf die Lenden hinabreicht. Kein Tag vergeht, da sie es nicht mit Kokosöhl schmieren, kämmen und nach Landessitte in Ordnung bringen und putzen.
Die bey den Javanern üblichen Tänze hatte ich ei- nige mahl Gelegenheit zu sehen, und dabey bekam ich denn auch ihre Musik zu hören. Ihre Tänze bestehen in verschiednen Bewegungen des Körpers, besonders der Arme und Füße. Die Maleyen nennen diese Tänze Tantak und die Javaner Rongee. Es befindet sich alle- mahl eine wohl gekleidete und geschmückte Frauensperson dabey, die den Tanz zuerst mit irgend einem von der Ge- sellschaft anfängt, und hernach mit jedem besonders, so viel deren Lust zu tanzen haben, fortfährt. Eine solche Tänzerin heißt Rongin, jeder, mit dem sie getanzt hat, steckt ihr vor dem Schlusse des Tanzes etwas Geld in die Hand, welches am Ende zwischen ihr und den Musikan- ten getheilt wird.
Ihre
Sechste Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
abgehauen ſind und in die Hoͤhe ſtehen; gehen aber uͤbri- gens mit bloßen Beinen ohne Struͤmpfe. Einige tragen eine cylindriſche, oben ganz abgeplattete Muͤtze von weißem baumwollnen Zeuge, und die durch Staͤrke von Reiß- mehl ſo ſteif gemacht iſt, daß ſie gerade in die Hoͤhe ſteht, und ganz durchſichtig iſt. Die Frauensperſonen tragen um den Leib, zur Bedeckung der untern Theile bis zu den Fuͤßen, ein Kleid, oder vielmehr ein Tuch, das um den Unterleib zuſammengewickelt wird, und oberwaͤrts ein halbes Hemd. Das Haar winden ſie oben auf dem Kopfe zuſammen, und befeſtigen es mit einer Nadel. Die Vornehmern gebrauchen auch Pantoffeln, die nicht ſelten mit reichem Zierrath verſehen ſind.
Auf ihr Haar ſetzen die Indier uͤberhaupt einen gro- ßen Werth. Es iſt bey ihnen durchgaͤngig pechſchwarz und ſo lang, daß es bis auf die Lenden hinabreicht. Kein Tag vergeht, da ſie es nicht mit Kokosoͤhl ſchmieren, kaͤmmen und nach Landesſitte in Ordnung bringen und putzen.
Die bey den Javanern uͤblichen Taͤnze hatte ich ei- nige mahl Gelegenheit zu ſehen, und dabey bekam ich denn auch ihre Muſik zu hoͤren. Ihre Taͤnze beſtehen in verſchiednen Bewegungen des Koͤrpers, beſonders der Arme und Fuͤße. Die Maleyen nennen dieſe Taͤnze Tantak und die Javaner Rongee. Es befindet ſich alle- mahl eine wohl gekleidete und geſchmuͤckte Frauensperſon dabey, die den Tanz zuerſt mit irgend einem von der Ge- ſellſchaft anfaͤngt, und hernach mit jedem beſonders, ſo viel deren Luſt zu tanzen haben, fortfaͤhrt. Eine ſolche Taͤnzerin heißt Rongin, jeder, mit dem ſie getanzt hat, ſteckt ihr vor dem Schluſſe des Tanzes etwas Geld in die Hand, welches am Ende zwiſchen ihr und den Muſikan- ten getheilt wird.
Ihre
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Sechste Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
abgehauen ſind und in die Hoͤhe ſtehen; gehen aber uͤbri-
gens mit bloßen Beinen ohne Struͤmpfe. Einige tragen
eine cylindriſche, oben ganz abgeplattete Muͤtze von weißem
baumwollnen Zeuge, und die durch Staͤrke von Reiß-
mehl ſo ſteif gemacht iſt, daß ſie gerade in die Hoͤhe ſteht,
und ganz durchſichtig iſt. Die Frauensperſonen tragen
um den Leib, zur Bedeckung der untern Theile bis zu den
Fuͤßen, ein Kleid, oder vielmehr ein Tuch, das um den
Unterleib zuſammengewickelt wird, und oberwaͤrts ein
halbes Hemd. Das Haar winden ſie oben auf dem Kopfe
zuſammen, und befeſtigen es mit einer Nadel. Die
Vornehmern gebrauchen auch Pantoffeln, die nicht ſelten
mit reichem Zierrath verſehen ſind.
Auf ihr Haar ſetzen die Indier uͤberhaupt einen gro-
ßen Werth. Es iſt bey ihnen durchgaͤngig pechſchwarz
und ſo lang, daß es bis auf die Lenden hinabreicht. Kein
Tag vergeht, da ſie es nicht mit Kokosoͤhl ſchmieren,
kaͤmmen und nach Landesſitte in Ordnung bringen und
putzen.
Die bey den Javanern uͤblichen Taͤnze hatte ich ei-
nige mahl Gelegenheit zu ſehen, und dabey bekam ich
denn auch ihre Muſik zu hoͤren. Ihre Taͤnze beſtehen
in verſchiednen Bewegungen des Koͤrpers, beſonders der
Arme und Fuͤße. Die Maleyen nennen dieſe Taͤnze
Tantak und die Javaner Rongee. Es befindet ſich alle-
mahl eine wohl gekleidete und geſchmuͤckte Frauensperſon
dabey, die den Tanz zuerſt mit irgend einem von der Ge-
ſellſchaft anfaͤngt, und hernach mit jedem beſonders, ſo
viel deren Luſt zu tanzen haben, fortfaͤhrt. Eine ſolche
Taͤnzerin heißt Rongin, jeder, mit dem ſie getanzt hat,
ſteckt ihr vor dem Schluſſe des Tanzes etwas Geld in die
Hand, welches am Ende zwiſchen ihr und den Muſikan-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/578>, abgerufen am 26.06.2024.
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