schiedne Stücke zerlegen. Eine einzige Pompelmose reicht für mehrere Personen hin. Der Saft ist auch ein Mittel gegen die Dysenterie, und curirt den Skorbut.
Der Melanzanbaum (Melongena), eine Art Nachtschatten (Solanum), wächst hier wild, wird aber auch in Gärten gezogen. Die Frucht davon, oder die Melanzanäpfel, nennen die Javaner Fokke fokke. Sie ist länglich, hat etwas Aehnlichkeit mit einer Birne, und purpurblaue Farbe. Wenn sie in Suppe, oder auch mit Wein und Pfeffer gekocht wird, schmeckt sie recht angenehm.
Feigenbäume giebt es auf dieser Insel verschiedne Arten. Oft sah ich sie in den dürresten Ritzen der Mauern wachsen, und konnte mich nicht genug darüber verwundern, wie es möglich war, daß sie von der weni- gen Feuchtigkeit, die an solchen Orten vom Regen etwa zurückbleibt, sich erhalten und nähren konnten.
Zuckerrohr wird auf Java in Menge gepflanzt, und die meisten Oerter in Ostindien bekommen ihren Puder- zucker von hier. Ueberhaupt ist Zucker der vornehmste Gegenstand des hiesigen Handels.
Betel, oder Blätter vom Betelbaum (Piper betle), der zur Gattung des Pfefferbaums gehört, kauen die Indier ohne Unterschied. Man sieht es bey ihnen so gar für eine Unhöflichkeit an, jemand anzureden, ehe man Betel im Munde hat. Daher werden auch jeden Tag frische Betelblätter nach der Stadt zum Verkauf ge- bracht. Die Blätter selbst heißen Siri. Manchmahl bedient sich auch das Europäische Frauenzimmer, beson- ders die hier im Lande gebohrnen, des Betels zum Sau- gen, auf eben die Art, als die Javaner. In ein sol- ches Betelblatt legt man ein Stück von einer Arecanuß,
Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
ſchiedne Stuͤcke zerlegen. Eine einzige Pompelmoſe reicht fuͤr mehrere Perſonen hin. Der Saft iſt auch ein Mittel gegen die Dyſenterie, und curirt den Skorbut.
Der Melanzanbaum (Melongena), eine Art Nachtſchatten (Solanum), waͤchſt hier wild, wird aber auch in Gaͤrten gezogen. Die Frucht davon, oder die Melanzanaͤpfel, nennen die Javaner Fokke fokke. Sie iſt laͤnglich, hat etwas Aehnlichkeit mit einer Birne, und purpurblaue Farbe. Wenn ſie in Suppe, oder auch mit Wein und Pfeffer gekocht wird, ſchmeckt ſie recht angenehm.
Feigenbaͤume giebt es auf dieſer Inſel verſchiedne Arten. Oft ſah ich ſie in den duͤrreſten Ritzen der Mauern wachſen, und konnte mich nicht genug daruͤber verwundern, wie es moͤglich war, daß ſie von der weni- gen Feuchtigkeit, die an ſolchen Orten vom Regen etwa zuruͤckbleibt, ſich erhalten und naͤhren konnten.
Zuckerrohr wird auf Java in Menge gepflanzt, und die meiſten Oerter in Oſtindien bekommen ihren Puder- zucker von hier. Ueberhaupt iſt Zucker der vornehmſte Gegenſtand des hieſigen Handels.
Betel, oder Blaͤtter vom Betelbaum (Piper betle), der zur Gattung des Pfefferbaums gehoͤrt, kauen die Indier ohne Unterſchied. Man ſieht es bey ihnen ſo gar fuͤr eine Unhoͤflichkeit an, jemand anzureden, ehe man Betel im Munde hat. Daher werden auch jeden Tag friſche Betelblaͤtter nach der Stadt zum Verkauf ge- bracht. Die Blaͤtter ſelbſt heißen Siri. Manchmahl bedient ſich auch das Europaͤiſche Frauenzimmer, beſon- ders die hier im Lande gebohrnen, des Betels zum Sau- gen, auf eben die Art, als die Javaner. In ein ſol- ches Betelblatt legt man ein Stuͤck von einer Arecanuß,
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Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
ſchiedne Stuͤcke zerlegen. Eine einzige Pompelmoſe
reicht fuͤr mehrere Perſonen hin. Der Saft iſt auch
ein Mittel gegen die Dyſenterie, und curirt den
Skorbut.
Der Melanzanbaum (Melongena), eine Art
Nachtſchatten (Solanum), waͤchſt hier wild, wird aber
auch in Gaͤrten gezogen. Die Frucht davon, oder die
Melanzanaͤpfel, nennen die Javaner Fokke fokke. Sie
iſt laͤnglich, hat etwas Aehnlichkeit mit einer Birne, und
purpurblaue Farbe. Wenn ſie in Suppe, oder auch
mit Wein und Pfeffer gekocht wird, ſchmeckt ſie recht
angenehm.
Feigenbaͤume giebt es auf dieſer Inſel verſchiedne
Arten. Oft ſah ich ſie in den duͤrreſten Ritzen der
Mauern wachſen, und konnte mich nicht genug daruͤber
verwundern, wie es moͤglich war, daß ſie von der weni-
gen Feuchtigkeit, die an ſolchen Orten vom Regen etwa
zuruͤckbleibt, ſich erhalten und naͤhren konnten.
Zuckerrohr wird auf Java in Menge gepflanzt, und
die meiſten Oerter in Oſtindien bekommen ihren Puder-
zucker von hier. Ueberhaupt iſt Zucker der vornehmſte
Gegenſtand des hieſigen Handels.
Betel, oder Blaͤtter vom Betelbaum (Piper betle),
der zur Gattung des Pfefferbaums gehoͤrt, kauen die
Indier ohne Unterſchied. Man ſieht es bey ihnen ſo
gar fuͤr eine Unhoͤflichkeit an, jemand anzureden, ehe
man Betel im Munde hat. Daher werden auch jeden
Tag friſche Betelblaͤtter nach der Stadt zum Verkauf ge-
bracht. Die Blaͤtter ſelbſt heißen Siri. Manchmahl
bedient ſich auch das Europaͤiſche Frauenzimmer, beſon-
ders die hier im Lande gebohrnen, des Betels zum Sau-
gen, auf eben die Art, als die Javaner. In ein ſol-
ches Betelblatt legt man ein Stuͤck von einer Arecanuß,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/593>, abgerufen am 22.11.2024.
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