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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Produkte des Gewächsreiches auf Java.
wendig mit einer dünnen, zarten Haut umgeben. Die
Blätter sind es, woraus das Oehl destillirt wird. Dies
Oehl gehört zu den feinsten, die man hat, und ist den
Aerzten in Europa fast gar nicht bekannt. Wenn es
ächt ist, sieht es grasgrün aus, ist so dünn wie Spiri-
tus, und so fein und rein, daß es nicht das mindeste
Residuum zurückläßt, man mag ihn anzünden, oder
evaporiren lassen. Es enthält folglich kein Phlegma, son-
dern kommt den reineren Spiritusarten sehr gleich. Der
Geruch ist, wie vom Kampher mit etwas Terpentinge-
ruch vermischt. In geringer Quantität riecht dies Oehl
sehr angenehm; in Menge aber zu stark und unangenehm.
Im großen wird es auf der Insel Banda destillirt, und
von da in Bouteillen nach Batavia und Holland gebracht.
In der Medicin ist es sehr brauchbar bey Erkältungen,
Rheumatismen, Zahnschmerzen, Entzündungen und
Gichtweh, wenn man die leidenden Theile damit bestreicht.
Es vertreibt auch Flechten und Kopfschmerzen. Die
Insekten können es gar nicht vertragen; es ist daher ein
gutes Verwahrungsmittel gegen Motten und dergleichen.
Vor diesem war dies Oehl sehr theuer, ich habe es aber
durch mein Fürwort bey meinen Bekannten in Ostindien
dahin gebracht, daß es in den Schwedischen Apotheken
für die Hälfte des vorigen Preises verkauft werden kann.

Nun ein Paar Worte von dem medicinischen Ge-
brauche einiger andrer hiesigen Gewächse. Der Kern
der Frucht des Boa Ati, welcher sehr bitter schmeckt,
wird, zu Pulver gestoßen, so wohl von den Maleyen,
als den Javanern, gegen die Kolik gebraucht. Die Me-
lanzanäpfel treiben den Urin und Nierengries. -- Die
Frucht der Kassie, so wohl der Javaschen (Cassia Iava-
nica
), als der Fistulkassie (Cassia fistula) enthält in-
wendig eine schwarze, laxirende, breyartige Substanz.

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Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
wendig mit einer duͤnnen, zarten Haut umgeben. Die
Blaͤtter ſind es, woraus das Oehl deſtillirt wird. Dies
Oehl gehoͤrt zu den feinſten, die man hat, und iſt den
Aerzten in Europa faſt gar nicht bekannt. Wenn es
aͤcht iſt, ſieht es grasgruͤn aus, iſt ſo duͤnn wie Spiri-
tus, und ſo fein und rein, daß es nicht das mindeſte
Reſiduum zuruͤcklaͤßt, man mag ihn anzuͤnden, oder
evaporiren laſſen. Es enthaͤlt folglich kein Phlegma, ſon-
dern kommt den reineren Spiritusarten ſehr gleich. Der
Geruch iſt, wie vom Kampher mit etwas Terpentinge-
ruch vermiſcht. In geringer Quantitaͤt riecht dies Oehl
ſehr angenehm; in Menge aber zu ſtark und unangenehm.
Im großen wird es auf der Inſel Banda deſtillirt, und
von da in Bouteillen nach Batavia und Holland gebracht.
In der Medicin iſt es ſehr brauchbar bey Erkaͤltungen,
Rheumatiſmen, Zahnſchmerzen, Entzuͤndungen und
Gichtweh, wenn man die leidenden Theile damit beſtreicht.
Es vertreibt auch Flechten und Kopfſchmerzen. Die
Inſekten koͤnnen es gar nicht vertragen; es iſt daher ein
gutes Verwahrungsmittel gegen Motten und dergleichen.
Vor dieſem war dies Oehl ſehr theuer, ich habe es aber
durch mein Fuͤrwort bey meinen Bekannten in Oſtindien
dahin gebracht, daß es in den Schwediſchen Apotheken
fuͤr die Haͤlfte des vorigen Preiſes verkauft werden kann.

Nun ein Paar Worte von dem mediciniſchen Ge-
brauche einiger andrer hieſigen Gewaͤchſe. Der Kern
der Frucht des Boa Ati, welcher ſehr bitter ſchmeckt,
wird, zu Pulver geſtoßen, ſo wohl von den Maleyen,
als den Javanern, gegen die Kolik gebraucht. Die Me-
lanzanaͤpfel treiben den Urin und Nierengries. — Die
Frucht der Kaſſie, ſo wohl der Javaſchen (Caſſia Iava-
nica
), als der Fiſtulkaſſie (Caſſia fiſtula) enthaͤlt in-
wendig eine ſchwarze, laxirende, breyartige Subſtanz.

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[259/0597] Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java. wendig mit einer duͤnnen, zarten Haut umgeben. Die Blaͤtter ſind es, woraus das Oehl deſtillirt wird. Dies Oehl gehoͤrt zu den feinſten, die man hat, und iſt den Aerzten in Europa faſt gar nicht bekannt. Wenn es aͤcht iſt, ſieht es grasgruͤn aus, iſt ſo duͤnn wie Spiri- tus, und ſo fein und rein, daß es nicht das mindeſte Reſiduum zuruͤcklaͤßt, man mag ihn anzuͤnden, oder evaporiren laſſen. Es enthaͤlt folglich kein Phlegma, ſon- dern kommt den reineren Spiritusarten ſehr gleich. Der Geruch iſt, wie vom Kampher mit etwas Terpentinge- ruch vermiſcht. In geringer Quantitaͤt riecht dies Oehl ſehr angenehm; in Menge aber zu ſtark und unangenehm. Im großen wird es auf der Inſel Banda deſtillirt, und von da in Bouteillen nach Batavia und Holland gebracht. In der Medicin iſt es ſehr brauchbar bey Erkaͤltungen, Rheumatiſmen, Zahnſchmerzen, Entzuͤndungen und Gichtweh, wenn man die leidenden Theile damit beſtreicht. Es vertreibt auch Flechten und Kopfſchmerzen. Die Inſekten koͤnnen es gar nicht vertragen; es iſt daher ein gutes Verwahrungsmittel gegen Motten und dergleichen. Vor dieſem war dies Oehl ſehr theuer, ich habe es aber durch mein Fuͤrwort bey meinen Bekannten in Oſtindien dahin gebracht, daß es in den Schwediſchen Apotheken fuͤr die Haͤlfte des vorigen Preiſes verkauft werden kann. Nun ein Paar Worte von dem mediciniſchen Ge- brauche einiger andrer hieſigen Gewaͤchſe. Der Kern der Frucht des Boa Ati, welcher ſehr bitter ſchmeckt, wird, zu Pulver geſtoßen, ſo wohl von den Maleyen, als den Javanern, gegen die Kolik gebraucht. Die Me- lanzanaͤpfel treiben den Urin und Nierengries. — Die Frucht der Kaſſie, ſo wohl der Javaſchen (Caſſia Iava- nica), als der Fiſtulkaſſie (Caſſia fiſtula) enthaͤlt in- wendig eine ſchwarze, laxirende, breyartige Subſtanz. R 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/597>, abgerufen am 22.11.2024.