Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Dritte Abtheilung. chen das Holländische ziemlich gut, und besaßen eini-ge Einsicht in die Mineralogie, Zoologie und Kräu- terkunde, und überhaupt in die Naturgeschichte, die sie theils Chinesischen und Holländischen Büchern, theils den Holländischen Aerzten, die ehemahls hier gewesen waren, zu verdanken hatten. Sie waren beyde unbe- schreiblich freundschaftlich, dienstfertig und lernbegierig. Sie suchten mich um so viel mehr zu benutzen, da sie bey mir Kenntnisse, die sie vorher bey andern vermißt hatten, zu finden glaubten, und da lange vor unsrer Ankunft durch die Dolmetscher das Gerücht sich hieher verbreitet hatte: dies Jahr würde ein Holländischer Doctor nach Jedo kommen, der gelehrter wäre, als die, freylich oft sehr unwissenden, Feldschere, die man hier zu sehen ge- wohnt ist. Diese bereits zum Voraus gefaßte gute Mei- nung von mir wurde durch die vortrefflichen chirurgischen Instrumente, welche ich von Paris und Amsterdam mit- genommen hatte, noch mehr erhöhet. Manchmahl wur- de mir ihr unablässiges Fragen wirklich zur Last, dies abge- rechnet aber brachte ich in ihrer Gesellschaft viele angeneh- me, unterhaltende, mit unter für mich so gar lehrreiche Stunden zu. Sie brachten oft, bald zum Geschenk, bald zum Besehen, kleine Sammlungen von Droguen, Mineralien und frischen Kräutern, theils mit, theils ohne Blüthe mit. Die Kräuter trocknete und verwahrte ich. Sie lehrten mich ihre Japanischen Nahmen, und den Gebrauch, den man hier zu Lande davon macht; ich sie da- gegen die Lateinischen und Holländischen Benennungen, und den zweckmäßigern Gebrauch, den die Europäer da- von machen. Ihre Hauptbücher in der Botanik waren Jonstons historia naturalis und Dodonäus Herbarium; in der Medicin, Woyts Schatzkammer, die sie von den Holländern gekauft hatten. In der Wundarzneykunst Dritte Abtheilung. chen das Hollaͤndiſche ziemlich gut, und beſaßen eini-ge Einſicht in die Mineralogie, Zoologie und Kraͤu- terkunde, und uͤberhaupt in die Naturgeſchichte, die ſie theils Chineſiſchen und Hollaͤndiſchen Buͤchern, theils den Hollaͤndiſchen Aerzten, die ehemahls hier geweſen waren, zu verdanken hatten. Sie waren beyde unbe- ſchreiblich freundſchaftlich, dienſtfertig und lernbegierig. Sie ſuchten mich um ſo viel mehr zu benutzen, da ſie bey mir Kenntniſſe, die ſie vorher bey andern vermißt hatten, zu finden glaubten, und da lange vor unſrer Ankunft durch die Dolmetſcher das Geruͤcht ſich hieher verbreitet hatte: dies Jahr wuͤrde ein Hollaͤndiſcher Doctor nach Jedo kommen, der gelehrter waͤre, als die, freylich oft ſehr unwiſſenden, Feldſchere, die man hier zu ſehen ge- wohnt iſt. Dieſe bereits zum Voraus gefaßte gute Mei- nung von mir wurde durch die vortrefflichen chirurgiſchen Inſtrumente, welche ich von Paris und Amſterdam mit- genommen hatte, noch mehr erhoͤhet. Manchmahl wur- de mir ihr unablaͤſſiges Fragen wirklich zur Laſt, dies abge- rechnet aber brachte ich in ihrer Geſellſchaft viele angeneh- me, unterhaltende, mit unter fuͤr mich ſo gar lehrreiche Stunden zu. Sie brachten oft, bald zum Geſchenk, bald zum Beſehen, kleine Sammlungen von Droguen, Mineralien und friſchen Kraͤutern, theils mit, theils ohne Bluͤthe mit. Die Kraͤuter trocknete und verwahrte ich. Sie lehrten mich ihre Japaniſchen Nahmen, und den Gebrauch, den man hier zu Lande davon macht; ich ſie da- gegen die Lateiniſchen und Hollaͤndiſchen Benennungen, und den zweckmaͤßigern Gebrauch, den die Europaͤer da- von machen. Ihre Hauptbuͤcher in der Botanik waren Jonſtons hiſtoria naturalis und Dodonaͤus Herbarium; in der Medicin, Woyts Schatzkammer, die ſie von den Hollaͤndern gekauft hatten. 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Dritte Abtheilung.
chen das Hollaͤndiſche ziemlich gut, und beſaßen eini-
ge Einſicht in die Mineralogie, Zoologie und Kraͤu-
terkunde, und uͤberhaupt in die Naturgeſchichte, die
ſie theils Chineſiſchen und Hollaͤndiſchen Buͤchern, theils
den Hollaͤndiſchen Aerzten, die ehemahls hier geweſen
waren, zu verdanken hatten. Sie waren beyde unbe-
ſchreiblich freundſchaftlich, dienſtfertig und lernbegierig.
Sie ſuchten mich um ſo viel mehr zu benutzen, da ſie bey
mir Kenntniſſe, die ſie vorher bey andern vermißt hatten,
zu finden glaubten, und da lange vor unſrer Ankunft
durch die Dolmetſcher das Geruͤcht ſich hieher verbreitet
hatte: dies Jahr wuͤrde ein Hollaͤndiſcher Doctor nach
Jedo kommen, der gelehrter waͤre, als die, freylich oft
ſehr unwiſſenden, Feldſchere, die man hier zu ſehen ge-
wohnt iſt. Dieſe bereits zum Voraus gefaßte gute Mei-
nung von mir wurde durch die vortrefflichen chirurgiſchen
Inſtrumente, welche ich von Paris und Amſterdam mit-
genommen hatte, noch mehr erhoͤhet. Manchmahl wur-
de mir ihr unablaͤſſiges Fragen wirklich zur Laſt, dies abge-
rechnet aber brachte ich in ihrer Geſellſchaft viele angeneh-
me, unterhaltende, mit unter fuͤr mich ſo gar lehrreiche
Stunden zu. Sie brachten oft, bald zum Geſchenk,
bald zum Beſehen, kleine Sammlungen von Droguen,
Mineralien und friſchen Kraͤutern, theils mit, theils ohne
Bluͤthe mit. Die Kraͤuter trocknete und verwahrte ich.
Sie lehrten mich ihre Japaniſchen Nahmen, und den
Gebrauch, den man hier zu Lande davon macht; ich ſie da-
gegen die Lateiniſchen und Hollaͤndiſchen Benennungen,
und den zweckmaͤßigern Gebrauch, den die Europaͤer da-
von machen. Ihre Hauptbuͤcher in der Botanik waren
Jonſtons hiſtoria naturalis und Dodonaͤus Herbarium;
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