Wand ist eine Art Lade oder Kasten, der schräge herun- ter geht, unten ein Loch hat, und worin sie ihr Wasser abschlagen. Nahe dabey findet man allezeit ein porzella- nenes Geschirr mit Wasser, womit sie sich, wenn sie ihr Geschäft verrichtet haben, jedesmahl die Hände waschen.
In verschiednen Städten, zum Beyspiel zu Jedo, ist bey jedem Hause auch ein steinernes Packhaus ange- legt, das feuerfrey ist, und wo sie bey Feuersgefahr ihre Sachen hinbringen.
Die Häuser der Japaner haben, wie man schon aus dieser Beschreibung sehen kann, nicht das Ansehen, auch nicht die Bequemlichkeit als die Häuser der Europäer. Die Zimmer sind nicht so hell und heiter, und im Win- ter nicht so warm. Auch sind die Häuser selbst weder so sicher vor Feuer, noch so dauerhaft. Daß sie sich so wohl von innen als von außen sehr schlecht ausnehmen, daran sind hauptsächlich die nur halb durchsichtigen pa- piernen Fenster Schuld.
Die öffentlichen Gebäude, als Tempel und Pallä- ste, sind zwar größer und ansehnlicher, aber alle von ei- nerley Bauart. Die mit verschiednen, eine ganz eigne Gestalt habenden, Thürmen gezierten Dächer machen ih- re größte Schönheit aus.
Die Städte sind zum Theil sehr groß, zum Theil auch mit Wällen und Gräben umgeben, und mit einer Citadelle und Thürmen versehen, besonders wenn ein Fürst darin seine Hofhaltung hat; alle aber haben Thore. Der Umfang der Hauptstadt Jedo, welche an Größe der Stadt Peking den Vorzug beynahe streitig macht, wird zu ein und zwanzig Stunden Weges zu Fuß angegeben, welches ungefähr eben so viel Französische Meilen beträgt. Doch ich erinnere mich, hievon, und von anderm, was die Städte dieses Landes betrifft, in der Erzählung mei-
Haͤuſer und Hausgeraͤth.
Wand iſt eine Art Lade oder Kaſten, der ſchraͤge herun- ter geht, unten ein Loch hat, und worin ſie ihr Waſſer abſchlagen. Nahe dabey findet man allezeit ein porzella- nenes Geſchirr mit Waſſer, womit ſie ſich, wenn ſie ihr Geſchaͤft verrichtet haben, jedesmahl die Haͤnde waſchen.
In verſchiednen Staͤdten, zum Beyſpiel zu Jedo, iſt bey jedem Hauſe auch ein ſteinernes Packhaus ange- legt, das feuerfrey iſt, und wo ſie bey Feuersgefahr ihre Sachen hinbringen.
Die Haͤuſer der Japaner haben, wie man ſchon aus dieſer Beſchreibung ſehen kann, nicht das Anſehen, auch nicht die Bequemlichkeit als die Haͤuſer der Europaͤer. Die Zimmer ſind nicht ſo hell und heiter, und im Win- ter nicht ſo warm. Auch ſind die Haͤuſer ſelbſt weder ſo ſicher vor Feuer, noch ſo dauerhaft. Daß ſie ſich ſo wohl von innen als von außen ſehr ſchlecht ausnehmen, daran ſind hauptſaͤchlich die nur halb durchſichtigen pa- piernen Fenſter Schuld.
Die oͤffentlichen Gebaͤude, als Tempel und Pallaͤ- ſte, ſind zwar groͤßer und anſehnlicher, aber alle von ei- nerley Bauart. Die mit verſchiednen, eine ganz eigne Geſtalt habenden, Thuͤrmen gezierten Daͤcher machen ih- re groͤßte Schoͤnheit aus.
Die Staͤdte ſind zum Theil ſehr groß, zum Theil auch mit Waͤllen und Graͤben umgeben, und mit einer Citadelle und Thuͤrmen verſehen, beſonders wenn ein Fuͤrſt darin ſeine Hofhaltung hat; alle aber haben Thore. Der Umfang der Hauptſtadt Jedo, welche an Groͤße der Stadt Peking den Vorzug beynahe ſtreitig macht, wird zu ein und zwanzig Stunden Weges zu Fuß angegeben, welches ungefaͤhr eben ſo viel Franzoͤſiſche Meilen betraͤgt. Doch ich erinnere mich, hievon, und von anderm, was die Staͤdte dieſes Landes betrifft, in der Erzaͤhlung mei-
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Haͤuſer und Hausgeraͤth.
Wand iſt eine Art Lade oder Kaſten, der ſchraͤge herun-
ter geht, unten ein Loch hat, und worin ſie ihr Waſſer
abſchlagen. Nahe dabey findet man allezeit ein porzella-
nenes Geſchirr mit Waſſer, womit ſie ſich, wenn ſie ihr
Geſchaͤft verrichtet haben, jedesmahl die Haͤnde waſchen.
In verſchiednen Staͤdten, zum Beyſpiel zu Jedo,
iſt bey jedem Hauſe auch ein ſteinernes Packhaus ange-
legt, das feuerfrey iſt, und wo ſie bey Feuersgefahr ihre
Sachen hinbringen.
Die Haͤuſer der Japaner haben, wie man ſchon aus
dieſer Beſchreibung ſehen kann, nicht das Anſehen, auch
nicht die Bequemlichkeit als die Haͤuſer der Europaͤer.
Die Zimmer ſind nicht ſo hell und heiter, und im Win-
ter nicht ſo warm. Auch ſind die Haͤuſer ſelbſt weder
ſo ſicher vor Feuer, noch ſo dauerhaft. Daß ſie ſich ſo
wohl von innen als von außen ſehr ſchlecht ausnehmen,
daran ſind hauptſaͤchlich die nur halb durchſichtigen pa-
piernen Fenſter Schuld.
Die oͤffentlichen Gebaͤude, als Tempel und Pallaͤ-
ſte, ſind zwar groͤßer und anſehnlicher, aber alle von ei-
nerley Bauart. Die mit verſchiednen, eine ganz eigne
Geſtalt habenden, Thuͤrmen gezierten Daͤcher machen ih-
re groͤßte Schoͤnheit aus.
Die Staͤdte ſind zum Theil ſehr groß, zum Theil
auch mit Waͤllen und Graͤben umgeben, und mit einer
Citadelle und Thuͤrmen verſehen, beſonders wenn ein
Fuͤrſt darin ſeine Hofhaltung hat; alle aber haben Thore.
Der Umfang der Hauptſtadt Jedo, welche an Groͤße der
Stadt Peking den Vorzug beynahe ſtreitig macht, wird
zu ein und zwanzig Stunden Weges zu Fuß angegeben,
welches ungefaͤhr eben ſo viel Franzoͤſiſche Meilen betraͤgt.
Doch ich erinnere mich, hievon, und von anderm, was
die Staͤdte dieſes Landes betrifft, in der Erzaͤhlung mei-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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