Ansehung des Essens ist die, daß sie dreymahl des Tages essen. Eins ihrer gewöhnlichsten Gerichte ist Misosuppe mit Fischen und Zwiebeln gekocht.
Wenn sie auf der See sind, schlachten sie kein Thier: dies rührt von einem sonderbaren Aberglauben bey ihnen her. Auf unsrer Seereise besorgten die Japa- ner daher zwar, so oft sie ans Land gingen, daß Gänse, Enten und Hühner für uns geschlachtet, und für unsern Tisch zugerichtet wurden. Wollten wir aber in der Zwi- schenzeit nicht ohne Braten von Geflügel seyn, so mußte ich das Geschäfft übernehmen, dasselbe zu schlachten.
Die Japaner trocknen viele von den, ihrem Lande eignen Früchten; viele machen sie aber, auf eine, so viel ich weiß, nur bey ihnen und den Chinesern gebräuch- liche Art, mit Gäst oder Sakkihefen ein. Jene nennen sie Mebos, diese Menaratski. Me bedeutet Frucht, Obst; Nara ist der Nahme der Stadt, wo die Früchte am häufigsten und besten auf diese Art eingemacht wer- den; Suki heißt einmachen. Zum Einmachen nimmt man entweder ganze Früchte, oder man schneidet sie, wenn sie groß sind, in Scheiben. Man braucht dazu den Gäst oder Barm, den der gegohrne Sakki oder Reiß- trank giebt, dessen Säure die Frucht durchdringt, ihr ei- nen gewissen Geschmack giebt, und sie ein ganzes Jahr und noch länger gut erhält. Besonders macht man eine Art großer Gurken, die Konomon heißen, in großer Menge auf diese Weise ein, die hernach in kleinen Fäs- sern verführt, und wie bey uns die Gurken zum Braten und dergleichen gegessen werden: sie schmecken auch bey- nahe eben so, als unsere eingemachten Gurken.
Die Japaner haben eine Art Nudeln, die sie Laxa nennen. Sie bestehen aus Fäden, die ganzer zwey El- len lang sind, zusammen gerollt und fast allenthalben im
Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.
Anſehung des Eſſens iſt die, daß ſie dreymahl des Tages eſſen. Eins ihrer gewoͤhnlichſten Gerichte iſt Miſoſuppe mit Fiſchen und Zwiebeln gekocht.
Wenn ſie auf der See ſind, ſchlachten ſie kein Thier: dies ruͤhrt von einem ſonderbaren Aberglauben bey ihnen her. Auf unſrer Seereiſe beſorgten die Japa- ner daher zwar, ſo oft ſie ans Land gingen, daß Gaͤnſe, Enten und Huͤhner fuͤr uns geſchlachtet, und fuͤr unſern Tiſch zugerichtet wurden. Wollten wir aber in der Zwi- ſchenzeit nicht ohne Braten von Gefluͤgel ſeyn, ſo mußte ich das Geſchaͤfft uͤbernehmen, daſſelbe zu ſchlachten.
Die Japaner trocknen viele von den, ihrem Lande eignen Fruͤchten; viele machen ſie aber, auf eine, ſo viel ich weiß, nur bey ihnen und den Chineſern gebraͤuch- liche Art, mit Gaͤſt oder Sakkihefen ein. Jene nennen ſie Mebos, dieſe Menaratſki. Me bedeutet Frucht, Obſt; Nara iſt der Nahme der Stadt, wo die Fruͤchte am haͤufigſten und beſten auf dieſe Art eingemacht wer- den; Suki heißt einmachen. Zum Einmachen nimmt man entweder ganze Fruͤchte, oder man ſchneidet ſie, wenn ſie groß ſind, in Scheiben. Man braucht dazu den Gaͤſt oder Barm, den der gegohrne Sakki oder Reiß- trank giebt, deſſen Saͤure die Frucht durchdringt, ihr ei- nen gewiſſen Geſchmack giebt, und ſie ein ganzes Jahr und noch laͤnger gut erhaͤlt. Beſonders macht man eine Art großer Gurken, die Konomon heißen, in großer Menge auf dieſe Weiſe ein, die hernach in kleinen Faͤſ- ſern verfuͤhrt, und wie bey uns die Gurken zum Braten und dergleichen gegeſſen werden: ſie ſchmecken auch bey- nahe eben ſo, als unſere eingemachten Gurken.
Die Japaner haben eine Art Nudeln, die ſie Laxa nennen. Sie beſtehen aus Faͤden, die ganzer zwey El- len lang ſind, zuſammen gerollt und faſt allenthalben im
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0233"n="199"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.</hi></fw><lb/>
Anſehung des Eſſens iſt die, daß ſie dreymahl des Tages<lb/>
eſſen. Eins ihrer gewoͤhnlichſten Gerichte iſt Miſoſuppe<lb/>
mit Fiſchen und Zwiebeln gekocht.</p><lb/><p>Wenn ſie auf der See ſind, ſchlachten ſie kein<lb/>
Thier: dies ruͤhrt von einem ſonderbaren Aberglauben<lb/>
bey ihnen her. Auf unſrer Seereiſe beſorgten die Japa-<lb/>
ner daher zwar, ſo oft ſie ans Land gingen, daß Gaͤnſe,<lb/>
Enten und Huͤhner fuͤr uns geſchlachtet, und fuͤr unſern<lb/>
Tiſch zugerichtet wurden. Wollten wir aber in der Zwi-<lb/>ſchenzeit nicht ohne Braten von Gefluͤgel ſeyn, ſo mußte<lb/>
ich das Geſchaͤfft uͤbernehmen, daſſelbe zu ſchlachten.</p><lb/><p>Die Japaner trocknen viele von den, ihrem Lande<lb/>
eignen Fruͤchten; viele machen ſie aber, auf eine, ſo<lb/>
viel ich weiß, nur bey ihnen und den Chineſern gebraͤuch-<lb/>
liche Art, mit Gaͤſt oder Sakkihefen ein. Jene nennen<lb/>ſie Mebos, dieſe Menaratſki. Me bedeutet Frucht,<lb/>
Obſt; Nara iſt der Nahme der Stadt, wo die Fruͤchte<lb/>
am haͤufigſten und beſten auf dieſe Art eingemacht wer-<lb/>
den; Suki heißt einmachen. Zum Einmachen nimmt<lb/>
man entweder ganze Fruͤchte, oder man ſchneidet ſie,<lb/>
wenn ſie groß ſind, in Scheiben. Man braucht dazu<lb/>
den Gaͤſt oder Barm, den der gegohrne Sakki oder Reiß-<lb/>
trank giebt, deſſen Saͤure die Frucht durchdringt, ihr ei-<lb/>
nen gewiſſen Geſchmack giebt, und ſie ein ganzes Jahr<lb/>
und noch laͤnger gut erhaͤlt. Beſonders macht man eine<lb/>
Art großer Gurken, die Konomon heißen, in großer<lb/>
Menge auf dieſe Weiſe ein, die hernach in kleinen Faͤſ-<lb/>ſern verfuͤhrt, und wie bey uns die Gurken zum Braten<lb/>
und dergleichen gegeſſen werden: ſie ſchmecken auch bey-<lb/>
nahe eben ſo, als unſere eingemachten Gurken.</p><lb/><p>Die Japaner haben eine Art Nudeln, die ſie Laxa<lb/>
nennen. Sie beſtehen aus Faͤden, die ganzer zwey El-<lb/>
len lang ſind, zuſammen gerollt und faſt allenthalben im<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[199/0233]
Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.
Anſehung des Eſſens iſt die, daß ſie dreymahl des Tages
eſſen. Eins ihrer gewoͤhnlichſten Gerichte iſt Miſoſuppe
mit Fiſchen und Zwiebeln gekocht.
Wenn ſie auf der See ſind, ſchlachten ſie kein
Thier: dies ruͤhrt von einem ſonderbaren Aberglauben
bey ihnen her. Auf unſrer Seereiſe beſorgten die Japa-
ner daher zwar, ſo oft ſie ans Land gingen, daß Gaͤnſe,
Enten und Huͤhner fuͤr uns geſchlachtet, und fuͤr unſern
Tiſch zugerichtet wurden. Wollten wir aber in der Zwi-
ſchenzeit nicht ohne Braten von Gefluͤgel ſeyn, ſo mußte
ich das Geſchaͤfft uͤbernehmen, daſſelbe zu ſchlachten.
Die Japaner trocknen viele von den, ihrem Lande
eignen Fruͤchten; viele machen ſie aber, auf eine, ſo
viel ich weiß, nur bey ihnen und den Chineſern gebraͤuch-
liche Art, mit Gaͤſt oder Sakkihefen ein. Jene nennen
ſie Mebos, dieſe Menaratſki. Me bedeutet Frucht,
Obſt; Nara iſt der Nahme der Stadt, wo die Fruͤchte
am haͤufigſten und beſten auf dieſe Art eingemacht wer-
den; Suki heißt einmachen. Zum Einmachen nimmt
man entweder ganze Fruͤchte, oder man ſchneidet ſie,
wenn ſie groß ſind, in Scheiben. Man braucht dazu
den Gaͤſt oder Barm, den der gegohrne Sakki oder Reiß-
trank giebt, deſſen Saͤure die Frucht durchdringt, ihr ei-
nen gewiſſen Geſchmack giebt, und ſie ein ganzes Jahr
und noch laͤnger gut erhaͤlt. Beſonders macht man eine
Art großer Gurken, die Konomon heißen, in großer
Menge auf dieſe Weiſe ein, die hernach in kleinen Faͤſ-
ſern verfuͤhrt, und wie bey uns die Gurken zum Braten
und dergleichen gegeſſen werden: ſie ſchmecken auch bey-
nahe eben ſo, als unſere eingemachten Gurken.
Die Japaner haben eine Art Nudeln, die ſie Laxa
nennen. Sie beſtehen aus Faͤden, die ganzer zwey El-
len lang ſind, zuſammen gerollt und faſt allenthalben im
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/233>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.