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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Uebrige Sitten u. s. w. der Japaner.
dern die Dolmetscher, bey denen ich mich ausdrücklich
darnach erkundigte, mich versichert haben, der erste Ur-
sprung solcher öffentlichen Häuser, die sich während der
vieljährigen Fortdauer der Unruhen und bürgerlichen
Kriege allmählig weiter und weiter erstreckt haben. Die
in jenen Häusern befindlichen Frauenspersonen haben
aber nicht allenthalben gleiche Nahmen, auch nicht glei-
che Achtung. Zu Simonoseki heißen sie noch jetzt Jo-
russi, welches der Nahme ist, den die Beyschläferinnen
des Dairi, deren, außer seiner rechten Gemahlin, zwölf
sind, ehemahls führten, und noch heutiges Tages füh-
ren. An andern Oertern kennt man sie meistens unter
der Benennung Keise oder Kese, welches so viel heißt,
als ein theils aufrecht, theils umgekehrt stehendes Schloß
(chateau), und anzeigen soll, daß sie von der Ehrbarkeit
zur Unzucht übergegangen sind. Die von der niedrigern
Gattung, welche jedermann für den geringen Preis von
acht Konderyn zu Dienst sind, nennt man Faifats; eine
Benennung, die von dem Worte Fai gin herkommt, das
eine ehemahls gebräuchliche Münze von sehr schlechtem
Silber, und dem Werthe eines Konderyn, bedeutet.
Die allerschlechtste Art der für Geld feilen Personen heißt
Ofiakv. Diese gehen umher und betteln, und zeigen
sich für eine unbedeutende Kleinigkeit. Sie sollen ihren
Nahmen von einer Weibsperson bekommen haben, die
unklug und zugleich sehr liederlich gewesen. -- Wenn
Aeltern mehr Töchter haben, als sie ernähren können,
verkaufen sie sie früh, oft schon im fünften Jahre, an
den Inhaber eines öffentlichen Hauses. Hier dienen sie
in den Jahren der Kindheit als Dienstmädchen und Auf-
wärterinnen, besonders als Aufwärterinnen der eigent-
lichen Mädchen des Hauses, deren jede eins solcher jun-
gen Mädchen zu ihrer eignen Aufwartung hat. Sind

Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.
dern die Dolmetſcher, bey denen ich mich ausdruͤcklich
darnach erkundigte, mich verſichert haben, der erſte Ur-
ſprung ſolcher oͤffentlichen Haͤuſer, die ſich waͤhrend der
vieljaͤhrigen Fortdauer der Unruhen und buͤrgerlichen
Kriege allmaͤhlig weiter und weiter erſtreckt haben. Die
in jenen Haͤuſern befindlichen Frauensperſonen haben
aber nicht allenthalben gleiche Nahmen, auch nicht glei-
che Achtung. Zu Simonoſeki heißen ſie noch jetzt Jo-
ruſſi, welches der Nahme iſt, den die Beyſchlaͤferinnen
des Dairi, deren, außer ſeiner rechten Gemahlin, zwoͤlf
ſind, ehemahls fuͤhrten, und noch heutiges Tages fuͤh-
ren. An andern Oertern kennt man ſie meiſtens unter
der Benennung Keiſe oder Keſe, welches ſo viel heißt,
als ein theils aufrecht, theils umgekehrt ſtehendes Schloß
(chateau), und anzeigen ſoll, daß ſie von der Ehrbarkeit
zur Unzucht uͤbergegangen ſind. Die von der niedrigern
Gattung, welche jedermann fuͤr den geringen Preis von
acht Konderyn zu Dienſt ſind, nennt man Faifats; eine
Benennung, die von dem Worte Fai gin herkommt, das
eine ehemahls gebraͤuchliche Muͤnze von ſehr ſchlechtem
Silber, und dem Werthe eines Konderyn, bedeutet.
Die allerſchlechtſte Art der fuͤr Geld feilen Perſonen heißt
Ofiakv. Dieſe gehen umher und betteln, und zeigen
ſich fuͤr eine unbedeutende Kleinigkeit. Sie ſollen ihren
Nahmen von einer Weibsperſon bekommen haben, die
unklug und zugleich ſehr liederlich geweſen. — Wenn
Aeltern mehr Toͤchter haben, als ſie ernaͤhren koͤnnen,
verkaufen ſie ſie fruͤh, oft ſchon im fuͤnften Jahre, an
den Inhaber eines oͤffentlichen Hauſes. Hier dienen ſie
in den Jahren der Kindheit als Dienſtmaͤdchen und Auf-
waͤrterinnen, beſonders als Aufwaͤrterinnen der eigent-
lichen Maͤdchen des Hauſes, deren jede eins ſolcher jun-
gen Maͤdchen zu ihrer eignen Aufwartung hat. Sind

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[207/0241] Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner. dern die Dolmetſcher, bey denen ich mich ausdruͤcklich darnach erkundigte, mich verſichert haben, der erſte Ur- ſprung ſolcher oͤffentlichen Haͤuſer, die ſich waͤhrend der vieljaͤhrigen Fortdauer der Unruhen und buͤrgerlichen Kriege allmaͤhlig weiter und weiter erſtreckt haben. Die in jenen Haͤuſern befindlichen Frauensperſonen haben aber nicht allenthalben gleiche Nahmen, auch nicht glei- che Achtung. Zu Simonoſeki heißen ſie noch jetzt Jo- ruſſi, welches der Nahme iſt, den die Beyſchlaͤferinnen des Dairi, deren, außer ſeiner rechten Gemahlin, zwoͤlf ſind, ehemahls fuͤhrten, und noch heutiges Tages fuͤh- ren. An andern Oertern kennt man ſie meiſtens unter der Benennung Keiſe oder Keſe, welches ſo viel heißt, als ein theils aufrecht, theils umgekehrt ſtehendes Schloß (chateau), und anzeigen ſoll, daß ſie von der Ehrbarkeit zur Unzucht uͤbergegangen ſind. Die von der niedrigern Gattung, welche jedermann fuͤr den geringen Preis von acht Konderyn zu Dienſt ſind, nennt man Faifats; eine Benennung, die von dem Worte Fai gin herkommt, das eine ehemahls gebraͤuchliche Muͤnze von ſehr ſchlechtem Silber, und dem Werthe eines Konderyn, bedeutet. Die allerſchlechtſte Art der fuͤr Geld feilen Perſonen heißt Ofiakv. Dieſe gehen umher und betteln, und zeigen ſich fuͤr eine unbedeutende Kleinigkeit. Sie ſollen ihren Nahmen von einer Weibsperſon bekommen haben, die unklug und zugleich ſehr liederlich geweſen. — Wenn Aeltern mehr Toͤchter haben, als ſie ernaͤhren koͤnnen, verkaufen ſie ſie fruͤh, oft ſchon im fuͤnften Jahre, an den Inhaber eines oͤffentlichen Hauſes. Hier dienen ſie in den Jahren der Kindheit als Dienſtmaͤdchen und Auf- waͤrterinnen, beſonders als Aufwaͤrterinnen der eigent- lichen Maͤdchen des Hauſes, deren jede eins ſolcher jun- gen Maͤdchen zu ihrer eignen Aufwartung hat. Sind

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/241>, abgerufen am 23.11.2024.