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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Uebrige Sitten u. s. w. der Japaner.
jedem Orte, auch wo er nicht zu Hause gehört, auch je-
der, der keine eigne Badstube hat, kann sich, so oft er
will, für Geld baden. Arme Leute bezahlen nur ein
Paar Pfennige; allein da mehrere von ihnen dasselbe
Wasser gebrauchen, ohne daß jeder frisches bekommt,
stecken sie einander gar oft mit Krätze und andern anste-
ckenden Krankheiten an.

An warmen Bädern hat das Land Ueberfluß. Die
Einwohner bedienen sich ihrer auch häufig gegen veneri-
sche Krankheiten, Lähmung der Glieder, Krätze, Rheu-
matismen und dergleichen.

Die Landstraßen sind in allen Provinzen das ganze
Jahr hindurch in gutem Stande; sie sind breit, und mit
Gräben versehen, damit das Wasser ablaufen kann.
Besonders aber gegen die Zeit, da die Ober-Landesbe-
fehlshaber, wie auch die Holländer, ihre jährliche Reise
nach Jedo vornehmen müssen, in vortrefflichen Stand
gesetzt. Sie werden alsdann nicht nur mit Sand be-
schüttet, sondern auch kurz vor der angesagten Ankunft sol-
cher hohen Reisenden mit Besen gefegt, aller Pferdemist,
Koth und alles andere Unreine sorgfältig weggeschafft, und
bey heißem Wetter, wenn es stäubt, wird reichlich Wasser
gesprengt. Auch ist die Ordnung gemacht, welche auch
genau beobachtet wird, daß die, welche nach Jedo, oder
die dahin führenden Straßen, hinauf reisen, sich zur
linken, und die, welche hinunter reisen, zur rechten
Seite halten müssen, damit keiner dem andern begegne,
ausweichen dürfe, oder Aufhalt, Ungelegenheit und
Streitigkeit verursache. Abermahls eine von den Japa-
nischen Polizey-Anstalten, die man in Europäischen Län-
dern nachahmen sollte. Da man gar kein Fuhrwerk mit
Rädern gebraucht, halten sich die Wege sehr lange gut.
Zum Vergnügen der Reisenden sind sie an vielen Stellen

Thunbergs Reise. 2. Bandes 1. Theil. O

Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner.
jedem Orte, auch wo er nicht zu Hauſe gehoͤrt, auch je-
der, der keine eigne Badſtube hat, kann ſich, ſo oft er
will, fuͤr Geld baden. Arme Leute bezahlen nur ein
Paar Pfennige; allein da mehrere von ihnen daſſelbe
Waſſer gebrauchen, ohne daß jeder friſches bekommt,
ſtecken ſie einander gar oft mit Kraͤtze und andern anſte-
ckenden Krankheiten an.

An warmen Baͤdern hat das Land Ueberfluß. Die
Einwohner bedienen ſich ihrer auch haͤufig gegen veneri-
ſche Krankheiten, Laͤhmung der Glieder, Kraͤtze, Rheu-
matiſmen und dergleichen.

Die Landſtraßen ſind in allen Provinzen das ganze
Jahr hindurch in gutem Stande; ſie ſind breit, und mit
Graͤben verſehen, damit das Waſſer ablaufen kann.
Beſonders aber gegen die Zeit, da die Ober-Landesbe-
fehlshaber, wie auch die Hollaͤnder, ihre jaͤhrliche Reiſe
nach Jedo vornehmen muͤſſen, in vortrefflichen Stand
geſetzt. Sie werden alsdann nicht nur mit Sand be-
ſchuͤttet, ſondern auch kurz vor der angeſagten Ankunft ſol-
cher hohen Reiſenden mit Beſen gefegt, aller Pferdemiſt,
Koth und alles andere Unreine ſorgfaͤltig weggeſchafft, und
bey heißem Wetter, wenn es ſtaͤubt, wird reichlich Waſſer
geſprengt. Auch iſt die Ordnung gemacht, welche auch
genau beobachtet wird, daß die, welche nach Jedo, oder
die dahin fuͤhrenden Straßen, hinauf reiſen, ſich zur
linken, und die, welche hinunter reiſen, zur rechten
Seite halten muͤſſen, damit keiner dem andern begegne,
ausweichen duͤrfe, oder Aufhalt, Ungelegenheit und
Streitigkeit verurſache. Abermahls eine von den Japa-
niſchen Polizey-Anſtalten, die man in Europaͤiſchen Laͤn-
dern nachahmen ſollte. Da man gar kein Fuhrwerk mit
Raͤdern gebraucht, halten ſich die Wege ſehr lange gut.
Zum Vergnuͤgen der Reiſenden ſind ſie an vielen Stellen

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[209/0243] Uebrige Sitten u. ſ. w. der Japaner. jedem Orte, auch wo er nicht zu Hauſe gehoͤrt, auch je- der, der keine eigne Badſtube hat, kann ſich, ſo oft er will, fuͤr Geld baden. Arme Leute bezahlen nur ein Paar Pfennige; allein da mehrere von ihnen daſſelbe Waſſer gebrauchen, ohne daß jeder friſches bekommt, ſtecken ſie einander gar oft mit Kraͤtze und andern anſte- ckenden Krankheiten an. An warmen Baͤdern hat das Land Ueberfluß. Die Einwohner bedienen ſich ihrer auch haͤufig gegen veneri- ſche Krankheiten, Laͤhmung der Glieder, Kraͤtze, Rheu- matiſmen und dergleichen. Die Landſtraßen ſind in allen Provinzen das ganze Jahr hindurch in gutem Stande; ſie ſind breit, und mit Graͤben verſehen, damit das Waſſer ablaufen kann. Beſonders aber gegen die Zeit, da die Ober-Landesbe- fehlshaber, wie auch die Hollaͤnder, ihre jaͤhrliche Reiſe nach Jedo vornehmen muͤſſen, in vortrefflichen Stand geſetzt. Sie werden alsdann nicht nur mit Sand be- ſchuͤttet, ſondern auch kurz vor der angeſagten Ankunft ſol- cher hohen Reiſenden mit Beſen gefegt, aller Pferdemiſt, Koth und alles andere Unreine ſorgfaͤltig weggeſchafft, und bey heißem Wetter, wenn es ſtaͤubt, wird reichlich Waſſer geſprengt. Auch iſt die Ordnung gemacht, welche auch genau beobachtet wird, daß die, welche nach Jedo, oder die dahin fuͤhrenden Straßen, hinauf reiſen, ſich zur linken, und die, welche hinunter reiſen, zur rechten Seite halten muͤſſen, damit keiner dem andern begegne, ausweichen duͤrfe, oder Aufhalt, Ungelegenheit und Streitigkeit verurſache. Abermahls eine von den Japa- niſchen Polizey-Anſtalten, die man in Europaͤiſchen Laͤn- dern nachahmen ſollte. Da man gar kein Fuhrwerk mit Raͤdern gebraucht, halten ſich die Wege ſehr lange gut. Zum Vergnuͤgen der Reiſenden ſind ſie an vielen Stellen Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. O

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/243>, abgerufen am 23.11.2024.