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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
sondern das Beyspiel und unsträfliche Betragen der Al-
ten leuchtet ihnen auch darin vor.

Die meisten Verbrecher werden mit dem Tode be-
straft, nicht wegen Größe oder Geringfügigkeit des
Verbrechens, sondern weil man sich unterstanden hat,
die geheiligten Gesetze des Reichs zu übertreten, und
die Gerechtigkeit zu beleidigen, welche, nächst der Reli-
gion, für das Allerheiligste gehalten wird. Geldbuße
betrachtet man als mit Gerechtigkeit und Vernunft
streitend; der Reiche, glaubt man, würde dabey von
aller Stafe frey und dies würde höchst unrecht und un-
gereimt seyn. Todtschlag wird mit der Todesstrafe ge-
ahndet, und wenn er in einer Stadt oder auf öffentlicher
Straße geschehen ist, so wird nicht nur der Mörder,
sondern bisweilen auch die Anverwandten und Angehö-
rigen, ja die Nachbaren desselben, bestraft, je nachdem sie
mehr oder weniger dazu mit beygetragen, oder doch die
That zu hindern unterlassen haben. Den Säbel gegen
jemand zu ziehen, kostet das Leben. Alle Schleich-
händler werden ohne Schonung am Leben gestraft, im-
gleichen alle, die Theil daran gehabt haben, sowohl
die Verkäufer als Käufer der Waare. Alle Todesur-
theile müssen vor der Vollziehung vom Staatsrathe zu
Jedo unterschrieben werden, und vor dem Urtheils-
spruche muß ein förmliches Verhör vor dem dazu gesetz-
ten Richter und mit Abhörung der Zeugen hergehen. Die
Missethäter werden gewöhnlich im Gefängnisse selbst, ins
Geheim, mit dem Säbel enthauptet, wiewohl auch in
einigen Fällen öffentliche Creutzigung oder andre öffent-
liche und zwar schmerzliche Todesstrafe üblich ist. Ver-
brecher die den Tod nicht verdient haben, werden ent-
weder auf Lebenslang mit Gefangenschaft bestraft, oder
nach einer entfernten Insel verwiesen, und dabey ihr

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ſondern das Beyſpiel und unſtraͤfliche Betragen der Al-
ten leuchtet ihnen auch darin vor.

Die meiſten Verbrecher werden mit dem Tode be-
ſtraft, nicht wegen Groͤße oder Geringfuͤgigkeit des
Verbrechens, ſondern weil man ſich unterſtanden hat,
die geheiligten Geſetze des Reichs zu uͤbertreten, und
die Gerechtigkeit zu beleidigen, welche, naͤchſt der Reli-
gion, fuͤr das Allerheiligſte gehalten wird. Geldbuße
betrachtet man als mit Gerechtigkeit und Vernunft
ſtreitend; der Reiche, glaubt man, wuͤrde dabey von
aller Stafe frey und dies wuͤrde hoͤchſt unrecht und un-
gereimt ſeyn. Todtſchlag wird mit der Todesſtrafe ge-
ahndet, und wenn er in einer Stadt oder auf oͤffentlicher
Straße geſchehen iſt, ſo wird nicht nur der Moͤrder,
ſondern bisweilen auch die Anverwandten und Angehoͤ-
rigen, ja die Nachbaren deſſelben, beſtraft, je nachdem ſie
mehr oder weniger dazu mit beygetragen, oder doch die
That zu hindern unterlaſſen haben. Den Saͤbel gegen
jemand zu ziehen, koſtet das Leben. Alle Schleich-
haͤndler werden ohne Schonung am Leben geſtraft, im-
gleichen alle, die Theil daran gehabt haben, ſowohl
die Verkaͤufer als Kaͤufer der Waare. Alle Todesur-
theile muͤſſen vor der Vollziehung vom Staatsrathe zu
Jedo unterſchrieben werden, und vor dem Urtheils-
ſpruche muß ein foͤrmliches Verhoͤr vor dem dazu geſetz-
ten Richter und mit Abhoͤrung der Zeugen hergehen. Die
Miſſethaͤter werden gewoͤhnlich im Gefaͤngniſſe ſelbſt, ins
Geheim, mit dem Saͤbel enthauptet, wiewohl auch in
einigen Faͤllen oͤffentliche Creutzigung oder andre oͤffent-
liche und zwar ſchmerzliche Todesſtrafe uͤblich iſt. Ver-
brecher die den Tod nicht verdient haben, werden ent-
weder auf Lebenslang mit Gefangenſchaft beſtraft, oder
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[14/0302] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. ſondern das Beyſpiel und unſtraͤfliche Betragen der Al- ten leuchtet ihnen auch darin vor. Die meiſten Verbrecher werden mit dem Tode be- ſtraft, nicht wegen Groͤße oder Geringfuͤgigkeit des Verbrechens, ſondern weil man ſich unterſtanden hat, die geheiligten Geſetze des Reichs zu uͤbertreten, und die Gerechtigkeit zu beleidigen, welche, naͤchſt der Reli- gion, fuͤr das Allerheiligſte gehalten wird. Geldbuße betrachtet man als mit Gerechtigkeit und Vernunft ſtreitend; der Reiche, glaubt man, wuͤrde dabey von aller Stafe frey und dies wuͤrde hoͤchſt unrecht und un- gereimt ſeyn. Todtſchlag wird mit der Todesſtrafe ge- ahndet, und wenn er in einer Stadt oder auf oͤffentlicher Straße geſchehen iſt, ſo wird nicht nur der Moͤrder, ſondern bisweilen auch die Anverwandten und Angehoͤ- rigen, ja die Nachbaren deſſelben, beſtraft, je nachdem ſie mehr oder weniger dazu mit beygetragen, oder doch die That zu hindern unterlaſſen haben. Den Saͤbel gegen jemand zu ziehen, koſtet das Leben. Alle Schleich- haͤndler werden ohne Schonung am Leben geſtraft, im- gleichen alle, die Theil daran gehabt haben, ſowohl die Verkaͤufer als Kaͤufer der Waare. Alle Todesur- theile muͤſſen vor der Vollziehung vom Staatsrathe zu Jedo unterſchrieben werden, und vor dem Urtheils- ſpruche muß ein foͤrmliches Verhoͤr vor dem dazu geſetz- ten Richter und mit Abhoͤrung der Zeugen hergehen. Die Miſſethaͤter werden gewoͤhnlich im Gefaͤngniſſe ſelbſt, ins Geheim, mit dem Saͤbel enthauptet, wiewohl auch in einigen Faͤllen oͤffentliche Creutzigung oder andre oͤffent- liche und zwar ſchmerzliche Todesſtrafe uͤblich iſt. Ver- brecher die den Tod nicht verdient haben, werden ent- weder auf Lebenslang mit Gefangenſchaft beſtraft, oder nach einer entfernten Inſel verwieſen, und dabey ihr

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/302>, abgerufen am 22.11.2024.