Die gewöhnlichen, und diesem Lande eignen, Krankheiten, sind die oben erwähnte Kolik, triefende Augen, und Verhärtung der Drüsen. Von der Ko- lik werden gar viele Leute, auch Fremde die sich hier einige Zeit aufgehalten haben, befallen. Die Krank- heit ist heftig und sehr schmerzhaft, und läßt an meh- reren Stellen Geschwulst zurück, besonders verursacht sie den Wasserbruch (Hydrocele). Rothe und trie- fende Augen, sind unter den Bauern und armen Leuten auf dem Lande sehr allgemein, und entstehen theils vom Dampfe der Kohlen, womit im Winter die Zimmer geheitzt werden, theils von dem Gestanke, den ihre Abtritte und Urinplätze hervorbringen; ver- härtete Drüsen sind ebenfals äußerst häufig; und ich habe bemerkt, daß sie oft in Krebsschäden übergehen. Besonders entstehen dergleichen am Halse, und werden alle Tage größer; anfangs sind sie nur von der Größe einer Erbse, endlich werden sie wie eine Faust dick. Da die Hitze am Tage oft sehr stark ist, und, wenn der Wind sich alsdenn aufmacht, die Schweißlöcher sich leicht verschließen und die Ausdünstung gehindert wird, so bekommen die Leute sehr oft heftige Rhevmatismen, so wie in den Sommermonathen, aus der nämlichen Ursach, Diarrhöen und die rothe Ruhr, denen nicht nur die Japaner, sondern auch die Europäer ausge- setzt sind. Eben das geschieht auch wohl, wenn sie von den hiesigen Früchten, besonders von den Kakifei- gen, die so sehr schön schmecken, zu viel essen.
Die Kinderpocken und die Masern, sind in Ja- pan schon seit sehr langer Zeit bekannt und allgemein; man bekümmert sich aber wenig darum. Ich habe auch nicht viele gesehen, die dadurch gelitten hätten. Die Einimpfung der Blattern kennt man nicht. Die
Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Die gewoͤhnlichen, und dieſem Lande eignen, Krankheiten, ſind die oben erwaͤhnte Kolik, triefende Augen, und Verhaͤrtung der Druͤſen. Von der Ko- lik werden gar viele Leute, auch Fremde die ſich hier einige Zeit aufgehalten haben, befallen. Die Krank- heit iſt heftig und ſehr ſchmerzhaft, und laͤßt an meh- reren Stellen Geſchwulſt zuruͤck, beſonders verurſacht ſie den Waſſerbruch (Hydrocele). Rothe und trie- fende Augen, ſind unter den Bauern und armen Leuten auf dem Lande ſehr allgemein, und entſtehen theils vom Dampfe der Kohlen, womit im Winter die Zimmer geheitzt werden, theils von dem Geſtanke, den ihre Abtritte und Urinplaͤtze hervorbringen; ver- haͤrtete Druͤſen ſind ebenfals aͤußerſt haͤufig; und ich habe bemerkt, daß ſie oft in Krebsſchaͤden uͤbergehen. Beſonders entſtehen dergleichen am Halſe, und werden alle Tage groͤßer; anfangs ſind ſie nur von der Groͤße einer Erbſe, endlich werden ſie wie eine Fauſt dick. Da die Hitze am Tage oft ſehr ſtark iſt, und, wenn der Wind ſich alsdenn aufmacht, die Schweißloͤcher ſich leicht verſchließen und die Ausduͤnſtung gehindert wird, ſo bekommen die Leute ſehr oft heftige Rhevmatiſmen, ſo wie in den Sommermonathen, aus der naͤmlichen Urſach, Diarrhoͤen und die rothe Ruhr, denen nicht nur die Japaner, ſondern auch die Europaͤer ausge- ſetzt ſind. Eben das geſchieht auch wohl, wenn ſie von den hieſigen Fruͤchten, beſonders von den Kakifei- gen, die ſo ſehr ſchoͤn ſchmecken, zu viel eſſen.
Die Kinderpocken und die Maſern, ſind in Ja- pan ſchon ſeit ſehr langer Zeit bekannt und allgemein; man bekuͤmmert ſich aber wenig darum. Ich habe auch nicht viele geſehen, die dadurch gelitten haͤtten. Die Einimpfung der Blattern kennt man nicht. Die
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Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Die gewoͤhnlichen, und dieſem Lande eignen,
Krankheiten, ſind die oben erwaͤhnte Kolik, triefende
Augen, und Verhaͤrtung der Druͤſen. Von der Ko-
lik werden gar viele Leute, auch Fremde die ſich hier
einige Zeit aufgehalten haben, befallen. Die Krank-
heit iſt heftig und ſehr ſchmerzhaft, und laͤßt an meh-
reren Stellen Geſchwulſt zuruͤck, beſonders verurſacht
ſie den Waſſerbruch (Hydrocele). Rothe und trie-
fende Augen, ſind unter den Bauern und armen
Leuten auf dem Lande ſehr allgemein, und entſtehen
theils vom Dampfe der Kohlen, womit im Winter
die Zimmer geheitzt werden, theils von dem Geſtanke,
den ihre Abtritte und Urinplaͤtze hervorbringen; ver-
haͤrtete Druͤſen ſind ebenfals aͤußerſt haͤufig; und ich
habe bemerkt, daß ſie oft in Krebsſchaͤden uͤbergehen.
Beſonders entſtehen dergleichen am Halſe, und werden
alle Tage groͤßer; anfangs ſind ſie nur von der Groͤße
einer Erbſe, endlich werden ſie wie eine Fauſt dick.
Da die Hitze am Tage oft ſehr ſtark iſt, und, wenn der
Wind ſich alsdenn aufmacht, die Schweißloͤcher ſich
leicht verſchließen und die Ausduͤnſtung gehindert wird,
ſo bekommen die Leute ſehr oft heftige Rhevmatiſmen,
ſo wie in den Sommermonathen, aus der naͤmlichen
Urſach, Diarrhoͤen und die rothe Ruhr, denen nicht
nur die Japaner, ſondern auch die Europaͤer ausge-
ſetzt ſind. Eben das geſchieht auch wohl, wenn ſie
von den hieſigen Fruͤchten, beſonders von den Kakifei-
gen, die ſo ſehr ſchoͤn ſchmecken, zu viel eſſen.
Die Kinderpocken und die Maſern, ſind in Ja-
pan ſchon ſeit ſehr langer Zeit bekannt und allgemein;
man bekuͤmmert ſich aber wenig darum. Ich habe
auch nicht viele geſehen, die dadurch gelitten haͤtten.
Die Einimpfung der Blattern kennt man nicht. Die
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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