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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Zustand d. Wissens. Künste u. dergl. in Japan.
Die Wassersucht im Kopfe (Hydrocephalus) hatte ich
Gelegenheit, bey einem drey und dreyßigjährigen Manne
zu sehen, der auf unsrer Reise nach Jedo zu mir kam,
und von mir Rath begehrte. Er erzählte, er habe sie
vor neunzehn Monathen davon bekommen, daß er,
indem er mit einem andern gefochten, mit einem
Bambostocke, der gleichwohl mit Leinwand überzogen
gewesen, verschiedne Schläge auf den Kopf empfangen.
Von der Scheitel bis an den Hinterkopf sah man eine
Geschwulst, die wie ein Finger dick war, und die
Hirnschalknochen standen so sehr in die Höhe, daß die
Fontenelle ganz weich zu fühlen war. Eine Art Frie-
sel, das die Europäer hier den rothen Hund nennen,
grassirt hier während der wärmsten Sommermonathe
August und September, besonders unter den Euro-
päern. Sie währt bisweilen mehrere Wochen, bis-
weilen ganze Monathe. Der Ausschlag ist erhoben,
uneben und roth, ohne Fieber. Bisweilen verschwin-
det er zum Theil, bisweilen wird er stärker, besonders
von der Mittags- und Abendhitze. Oft ist er ohne
Jucken; wenn dies aber sich einfindet, so ist es des
Abends und Nachts am stärksten, und mit vieler Un-
ruhe und Schlaflosigkeit verbunden. Zu Zeiten ist
dies Jucken von ganz eigner Art, das man alsdenn am
meisten fühlt, wenn man sich regt, sich auf einen
Stuhl setzt, den Rücken an die Wand lehnt, im Bette
liegt oder die Arme krumm macht. Man empfindet so-
dann ein Prickeln in der Haut als wenn man mit tau-
send Nadeln gestochen würde; und das hört auf, so-
bald man den bewegten Theil des Körpers, selbst in
der nämlichen Stellung, still hält. Das Gesicht ist
von diesem Ausschlage frey, der sich übrigens über den
ganzen Körper, sogar über die Fingerspitzen, erstreckt.

C 5

Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan.
Die Waſſerſucht im Kopfe (Hydrocephalus) hatte ich
Gelegenheit, bey einem drey und dreyßigjaͤhrigen Manne
zu ſehen, der auf unſrer Reiſe nach Jedo zu mir kam,
und von mir Rath begehrte. Er erzaͤhlte, er habe ſie
vor neunzehn Monathen davon bekommen, daß er,
indem er mit einem andern gefochten, mit einem
Bamboſtocke, der gleichwohl mit Leinwand uͤberzogen
geweſen, verſchiedne Schlaͤge auf den Kopf empfangen.
Von der Scheitel bis an den Hinterkopf ſah man eine
Geſchwulſt, die wie ein Finger dick war, und die
Hirnſchalknochen ſtanden ſo ſehr in die Hoͤhe, daß die
Fontenelle ganz weich zu fuͤhlen war. Eine Art Frie-
ſel, das die Europaͤer hier den rothen Hund nennen,
graſſirt hier waͤhrend der waͤrmſten Sommermonathe
Auguſt und September, beſonders unter den Euro-
paͤern. Sie waͤhrt bisweilen mehrere Wochen, bis-
weilen ganze Monathe. Der Ausſchlag iſt erhoben,
uneben und roth, ohne Fieber. Bisweilen verſchwin-
det er zum Theil, bisweilen wird er ſtaͤrker, beſonders
von der Mittags- und Abendhitze. Oft iſt er ohne
Jucken; wenn dies aber ſich einfindet, ſo iſt es des
Abends und Nachts am ſtaͤrkſten, und mit vieler Un-
ruhe und Schlafloſigkeit verbunden. Zu Zeiten iſt
dies Jucken von ganz eigner Art, das man alsdenn am
meiſten fuͤhlt, wenn man ſich regt, ſich auf einen
Stuhl ſetzt, den Ruͤcken an die Wand lehnt, im Bette
liegt oder die Arme krumm macht. Man empfindet ſo-
dann ein Prickeln in der Haut als wenn man mit tau-
ſend Nadeln geſtochen wuͤrde; und das hoͤrt auf, ſo-
bald man den bewegten Theil des Koͤrpers, ſelbſt in
der naͤmlichen Stellung, ſtill haͤlt. Das Geſicht iſt
von dieſem Ausſchlage frey, der ſich uͤbrigens uͤber den
ganzen Koͤrper, ſogar uͤber die Fingerſpitzen, erſtreckt.

C 5
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[41/0329] Zuſtand d. Wiſſenſ. Kuͤnſte u. dergl. in Japan. Die Waſſerſucht im Kopfe (Hydrocephalus) hatte ich Gelegenheit, bey einem drey und dreyßigjaͤhrigen Manne zu ſehen, der auf unſrer Reiſe nach Jedo zu mir kam, und von mir Rath begehrte. Er erzaͤhlte, er habe ſie vor neunzehn Monathen davon bekommen, daß er, indem er mit einem andern gefochten, mit einem Bamboſtocke, der gleichwohl mit Leinwand uͤberzogen geweſen, verſchiedne Schlaͤge auf den Kopf empfangen. Von der Scheitel bis an den Hinterkopf ſah man eine Geſchwulſt, die wie ein Finger dick war, und die Hirnſchalknochen ſtanden ſo ſehr in die Hoͤhe, daß die Fontenelle ganz weich zu fuͤhlen war. Eine Art Frie- ſel, das die Europaͤer hier den rothen Hund nennen, graſſirt hier waͤhrend der waͤrmſten Sommermonathe Auguſt und September, beſonders unter den Euro- paͤern. Sie waͤhrt bisweilen mehrere Wochen, bis- weilen ganze Monathe. Der Ausſchlag iſt erhoben, uneben und roth, ohne Fieber. Bisweilen verſchwin- det er zum Theil, bisweilen wird er ſtaͤrker, beſonders von der Mittags- und Abendhitze. Oft iſt er ohne Jucken; wenn dies aber ſich einfindet, ſo iſt es des Abends und Nachts am ſtaͤrkſten, und mit vieler Un- ruhe und Schlafloſigkeit verbunden. Zu Zeiten iſt dies Jucken von ganz eigner Art, das man alsdenn am meiſten fuͤhlt, wenn man ſich regt, ſich auf einen Stuhl ſetzt, den Ruͤcken an die Wand lehnt, im Bette liegt oder die Arme krumm macht. Man empfindet ſo- dann ein Prickeln in der Haut als wenn man mit tau- ſend Nadeln geſtochen wuͤrde; und das hoͤrt auf, ſo- bald man den bewegten Theil des Koͤrpers, ſelbſt in der naͤmlichen Stellung, ſtill haͤlt. Das Geſicht iſt von dieſem Ausſchlage frey, der ſich uͤbrigens uͤber den ganzen Koͤrper, ſogar uͤber die Fingerſpitzen, erſtreckt. C 5

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/329>, abgerufen am 24.11.2024.