Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Dritter Abschnitt.
von einem Feinde unterjochen lassen. Des ersten Krie-
ges wird in der japanischen Geschichte 471 Jahr vor
unsrer Zeitrechnung erwähnt. Hernach sind sie eini-
gemal durch auswärtige Kriegsheere beunruhigt wor-
den. Im Jahr 1284, als die Mogolen China ein-
genommen hatten, wurde der Feldherr Mooku mit
4000 Fahrzeugen, und 240,000 Mann hieher ge-
schickt, um Japan zu erobern; aber er konnte seinen
Zweck nicht erreichen.

Die Buchdruckerkunst ist in Japan unstreitig alt.
Die Japaner haben aber dabey allezeit Platten ge-
braucht, und gebrauchen sie noch, ohne daß sie be-
wegliche Buchstaben kennen. Sie bedrucken nur eine
Seite des Papiers, weil dasselbe dünn ist, und die
Schwärze sonst durchschlagen würde. -- Ich hatte
Gelegenheit, verschiedne japanische gedruckte Bücher
zu sehen; besonders wurden mir zu Jedo dergleichen
gezeigt. Eins war darunter, welches bey der vor-
maligen Anwesenheit der Portugiesen gedruckt war; es
war in länglichem Quartformat, von Japanischem Pa-
pier, und, das Titelblatt ausgenommen, ganz und
gar mit japanischen Buchstaben gedruckt. Auf dem
Titelblatte stand oben Racvyoxv, welches die Dolmet-
scher nicht ins Holländische übersetzen konnten, in der
Mitte das portugiesische Wappen in länglicher Figur,
und unten: In Collegio Japonico Societatis Jesu cum
facultate superiorum, Anno MDXCVIII.
Die Dol-
metscher sagten, es sey ein Wörterbuch, doch ohne das
Portugiesische dabey zu enthalten. Es war von der
Dicke eines Daumen. *) -- Herr Sunnan, mein

*) Ein andres, und zwar sehr rares, in Japan gedruktes Wör-
terbuch, habe ich im ersten Theile dieses zweyten Bandes
Seite 27 beschrieben.

Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
von einem Feinde unterjochen laſſen. Des erſten Krie-
ges wird in der japaniſchen Geſchichte 471 Jahr vor
unſrer Zeitrechnung erwaͤhnt. Hernach ſind ſie eini-
gemal durch auswaͤrtige Kriegsheere beunruhigt wor-
den. Im Jahr 1284, als die Mogolen China ein-
genommen hatten, wurde der Feldherr Mooku mit
4000 Fahrzeugen, und 240,000 Mann hieher ge-
ſchickt, um Japan zu erobern; aber er konnte ſeinen
Zweck nicht erreichen.

Die Buchdruckerkunſt iſt in Japan unſtreitig alt.
Die Japaner haben aber dabey allezeit Platten ge-
braucht, und gebrauchen ſie noch, ohne daß ſie be-
wegliche Buchſtaben kennen. Sie bedrucken nur eine
Seite des Papiers, weil daſſelbe duͤnn iſt, und die
Schwaͤrze ſonſt durchſchlagen wuͤrde. — Ich hatte
Gelegenheit, verſchiedne japaniſche gedruckte Buͤcher
zu ſehen; beſonders wurden mir zu Jedo dergleichen
gezeigt. Eins war darunter, welches bey der vor-
maligen Anweſenheit der Portugieſen gedruckt war; es
war in laͤnglichem Quartformat, von Japaniſchem Pa-
pier, und, das Titelblatt ausgenommen, ganz und
gar mit japaniſchen Buchſtaben gedruckt. Auf dem
Titelblatte ſtand oben Racvyoxv, welches die Dolmet-
ſcher nicht ins Hollaͤndiſche uͤberſetzen konnten, in der
Mitte das portugieſiſche Wappen in laͤnglicher Figur,
und unten: In Collegio Japonico Societatis Jeſu cum
facultate ſuperiorum, Anno MDXCVIII.
Die Dol-
metſcher ſagten, es ſey ein Woͤrterbuch, doch ohne das
Portugieſiſche dabey zu enthalten. Es war von der
Dicke eines Daumen. *) — Herr Sunnan, mein

*) Ein andres, und zwar ſehr rares, in Japan gedruktes Woͤr-
terbuch, habe ich im erſten Theile dieſes zweyten Bandes
Seite 27 beſchrieben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0332" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
von einem Feinde unterjochen la&#x017F;&#x017F;en. Des er&#x017F;ten Krie-<lb/>
ges wird in der japani&#x017F;chen Ge&#x017F;chichte 471 Jahr vor<lb/>
un&#x017F;rer Zeitrechnung erwa&#x0364;hnt. Hernach &#x017F;ind &#x017F;ie eini-<lb/>
gemal durch auswa&#x0364;rtige Kriegsheere beunruhigt wor-<lb/>
den. Im Jahr 1284, als die Mogolen <placeName>China</placeName> ein-<lb/>
genommen hatten, wurde der Feldherr <persName>Mooku</persName> mit<lb/>
4000 Fahrzeugen, und 240,000 Mann hieher ge-<lb/>
&#x017F;chickt, um <placeName>Japan</placeName> zu erobern; aber er konnte &#x017F;einen<lb/>
Zweck nicht erreichen.</p><lb/>
            <p>Die Buchdruckerkun&#x017F;t i&#x017F;t in <placeName>Japan</placeName> un&#x017F;treitig alt.<lb/>
Die Japaner haben aber dabey allezeit Platten ge-<lb/>
braucht, und gebrauchen &#x017F;ie noch, ohne daß &#x017F;ie be-<lb/>
wegliche Buch&#x017F;taben kennen. Sie bedrucken nur <hi rendition="#g">eine</hi><lb/>
Seite des Papiers, weil da&#x017F;&#x017F;elbe du&#x0364;nn i&#x017F;t, und die<lb/>
Schwa&#x0364;rze &#x017F;on&#x017F;t durch&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde. &#x2014; Ich hatte<lb/>
Gelegenheit, ver&#x017F;chiedne japani&#x017F;che gedruckte Bu&#x0364;cher<lb/>
zu &#x017F;ehen; be&#x017F;onders wurden mir zu <placeName>Jedo</placeName> dergleichen<lb/>
gezeigt. Eins war darunter, welches bey der vor-<lb/>
maligen Anwe&#x017F;enheit der Portugie&#x017F;en gedruckt war; es<lb/>
war in la&#x0364;nglichem Quartformat, von Japani&#x017F;chem Pa-<lb/>
pier, und, das Titelblatt ausgenommen, ganz und<lb/>
gar mit japani&#x017F;chen Buch&#x017F;taben gedruckt. Auf dem<lb/>
Titelblatte &#x017F;tand oben <hi rendition="#aq">Racvyoxv,</hi> welches die Dolmet-<lb/>
&#x017F;cher nicht ins Holla&#x0364;ndi&#x017F;che u&#x0364;ber&#x017F;etzen konnten, in der<lb/>
Mitte das portugie&#x017F;i&#x017F;che Wappen in la&#x0364;nglicher Figur,<lb/>
und unten: <hi rendition="#aq">In Collegio Japonico Societatis Je&#x017F;u cum<lb/>
facultate &#x017F;uperiorum, Anno MDXCVIII.</hi> Die Dol-<lb/>
met&#x017F;cher &#x017F;agten, es &#x017F;ey ein Wo&#x0364;rterbuch, doch ohne das<lb/>
Portugie&#x017F;i&#x017F;che dabey zu enthalten. Es war von der<lb/>
Dicke eines Daumen. <note place="foot" n="*)">Ein andres, und zwar &#x017F;ehr rares, in <placeName>Japan</placeName> gedruktes Wo&#x0364;r-<lb/>
terbuch, habe ich im er&#x017F;ten Theile die&#x017F;es zweyten Bandes<lb/>
Seite 27 be&#x017F;chrieben.</note> &#x2014; Herr <persName>Sunnan</persName>, mein<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0332] Erſte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. von einem Feinde unterjochen laſſen. Des erſten Krie- ges wird in der japaniſchen Geſchichte 471 Jahr vor unſrer Zeitrechnung erwaͤhnt. Hernach ſind ſie eini- gemal durch auswaͤrtige Kriegsheere beunruhigt wor- den. Im Jahr 1284, als die Mogolen China ein- genommen hatten, wurde der Feldherr Mooku mit 4000 Fahrzeugen, und 240,000 Mann hieher ge- ſchickt, um Japan zu erobern; aber er konnte ſeinen Zweck nicht erreichen. Die Buchdruckerkunſt iſt in Japan unſtreitig alt. Die Japaner haben aber dabey allezeit Platten ge- braucht, und gebrauchen ſie noch, ohne daß ſie be- wegliche Buchſtaben kennen. Sie bedrucken nur eine Seite des Papiers, weil daſſelbe duͤnn iſt, und die Schwaͤrze ſonſt durchſchlagen wuͤrde. — Ich hatte Gelegenheit, verſchiedne japaniſche gedruckte Buͤcher zu ſehen; beſonders wurden mir zu Jedo dergleichen gezeigt. Eins war darunter, welches bey der vor- maligen Anweſenheit der Portugieſen gedruckt war; es war in laͤnglichem Quartformat, von Japaniſchem Pa- pier, und, das Titelblatt ausgenommen, ganz und gar mit japaniſchen Buchſtaben gedruckt. Auf dem Titelblatte ſtand oben Racvyoxv, welches die Dolmet- ſcher nicht ins Hollaͤndiſche uͤberſetzen konnten, in der Mitte das portugieſiſche Wappen in laͤnglicher Figur, und unten: In Collegio Japonico Societatis Jeſu cum facultate ſuperiorum, Anno MDXCVIII. Die Dol- metſcher ſagten, es ſey ein Woͤrterbuch, doch ohne das Portugieſiſche dabey zu enthalten. Es war von der Dicke eines Daumen. *) — Herr Sunnan, mein *) Ein andres, und zwar ſehr rares, in Japan gedruktes Woͤr- terbuch, habe ich im erſten Theile dieſes zweyten Bandes Seite 27 beſchrieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/332
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/332>, abgerufen am 24.11.2024.