In den Krambuden findet man, sowohl in allen Städten als auch in den Dörfern: Meublen, Haus- geräth, Küchengeräth, alle Arten von Geschirren und Werkzeugen, Kleidungsstücke und alles andere was man bedarf, in so unglaublicher Menge zu Kauf, daß man sich wundern muß, wie sich Käufer dazu finden, und daß man fast auf den Gedanken gerathen möchte, hier wären Magazine für die ganze übrige Welt. Je- der kann sich hier alles was er, von Kleidungsstücken Schuhen, Regenschirmen, lakirter Arbeit, Porcellain und hunderterley andern Sachen, nöthig hat, schon fertig gemacht, aussuchen, ohne je etwas bestellen zu dürfen.
Mit den Chinesern haben die Japaner vermuthlich früher und länger Handel getrieben, als mit irgend ei- nem andern Volke; sie sind auch das einzige indische Volk, mit dem sie jetzt handeln. In alten Zeiten führ- ten die Chineser hauptsächlich rohe Seide ein; jetzt brin- gen sie auch seidne Zeuge. Daß sie auch Zucker, im- gleichen Achat, nach Japan bringen, habe ich im ersten Theile an seinem Orte (Seite 59) nicht mit angeführt. Die daselbst erwähnten Bücher, sind meistens medicini- schen Inhalts. Daß jährlich an zweyhundert chinesische Fahrzeuge hieher kamen, währte bis 1684. In die- sem Jahre war es, als man entdeckte, daß die Jesuiten, welche damals beym Kayser in China viel vermochten, durch die chinesischen Kaufleute, verschiedne in China ge- druckte katholische Bücher, heimlich herein practisirten. Man setzte daher ihrem Handel Grenzen, und unter- warf ihn dem Zwange, worunter er noch jetzt steht. Die Zahl der Schiffe, welche sie schicken dürfen, schränkte man auf siebenzig, und die Bemannung eines
Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Auftritt.
In den Krambuden findet man, ſowohl in allen Staͤdten als auch in den Doͤrfern: Meublen, Haus- geraͤth, Kuͤchengeraͤth, alle Arten von Geſchirren und Werkzeugen, Kleidungsſtuͤcke und alles andere was man bedarf, in ſo unglaublicher Menge zu Kauf, daß man ſich wundern muß, wie ſich Kaͤufer dazu finden, und daß man faſt auf den Gedanken gerathen moͤchte, hier waͤren Magazine fuͤr die ganze uͤbrige Welt. Je- der kann ſich hier alles was er, von Kleidungsſtuͤcken Schuhen, Regenſchirmen, lakirter Arbeit, Porcellain und hunderterley andern Sachen, noͤthig hat, ſchon fertig gemacht, ausſuchen, ohne je etwas beſtellen zu duͤrfen.
Mit den Chineſern haben die Japaner vermuthlich fruͤher und laͤnger Handel getrieben, als mit irgend ei- nem andern Volke; ſie ſind auch das einzige indiſche Volk, mit dem ſie jetzt handeln. In alten Zeiten fuͤhr- ten die Chineſer hauptſaͤchlich rohe Seide ein; jetzt brin- gen ſie auch ſeidne Zeuge. Daß ſie auch Zucker, im- gleichen Achat, nach Japan bringen, habe ich im erſten Theile an ſeinem Orte (Seite 59) nicht mit angefuͤhrt. Die daſelbſt erwaͤhnten Buͤcher, ſind meiſtens medicini- ſchen Inhalts. Daß jaͤhrlich an zweyhundert chineſiſche Fahrzeuge hieher kamen, waͤhrte bis 1684. In die- ſem Jahre war es, als man entdeckte, daß die Jeſuiten, welche damals beym Kayſer in China viel vermochten, durch die chineſiſchen Kaufleute, verſchiedne in China ge- druckte katholiſche Buͤcher, heimlich herein practiſirten. Man ſetzte daher ihrem Handel Grenzen, und unter- warf ihn dem Zwange, worunter er noch jetzt ſteht. Die Zahl der Schiffe, welche ſie ſchicken duͤrfen, ſchraͤnkte man auf ſiebenzig, und die Bemannung eines
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Erſte Abtheilung. Fuͤnfter Auftritt.
In den Krambuden findet man, ſowohl in allen
Staͤdten als auch in den Doͤrfern: Meublen, Haus-
geraͤth, Kuͤchengeraͤth, alle Arten von Geſchirren und
Werkzeugen, Kleidungsſtuͤcke und alles andere was
man bedarf, in ſo unglaublicher Menge zu Kauf, daß
man ſich wundern muß, wie ſich Kaͤufer dazu finden,
und daß man faſt auf den Gedanken gerathen moͤchte,
hier waͤren Magazine fuͤr die ganze uͤbrige Welt. Je-
der kann ſich hier alles was er, von Kleidungsſtuͤcken
Schuhen, Regenſchirmen, lakirter Arbeit, Porcellain
und hunderterley andern Sachen, noͤthig hat, ſchon
fertig gemacht, ausſuchen, ohne je etwas beſtellen zu
duͤrfen.
Mit den Chineſern haben die Japaner vermuthlich
fruͤher und laͤnger Handel getrieben, als mit irgend ei-
nem andern Volke; ſie ſind auch das einzige indiſche
Volk, mit dem ſie jetzt handeln. In alten Zeiten fuͤhr-
ten die Chineſer hauptſaͤchlich rohe Seide ein; jetzt brin-
gen ſie auch ſeidne Zeuge. Daß ſie auch Zucker, im-
gleichen Achat, nach Japan bringen, habe ich im erſten
Theile an ſeinem Orte (Seite 59) nicht mit angefuͤhrt.
Die daſelbſt erwaͤhnten Buͤcher, ſind meiſtens medicini-
ſchen Inhalts. Daß jaͤhrlich an zweyhundert chineſiſche
Fahrzeuge hieher kamen, waͤhrte bis 1684. In die-
ſem Jahre war es, als man entdeckte, daß die Jeſuiten,
welche damals beym Kayſer in China viel vermochten,
durch die chineſiſchen Kaufleute, verſchiedne in China ge-
druckte katholiſche Buͤcher, heimlich herein practiſirten.
Man ſetzte daher ihrem Handel Grenzen, und unter-
warf ihn dem Zwange, worunter er noch jetzt ſteht.
Die Zahl der Schiffe, welche ſie ſchicken duͤrfen,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/366>, abgerufen am 24.11.2024.
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