tet aber ist der Kaufmannsstand hier bey weitem nicht in solchem Ansehen, als bey den Europäern; zu einem hö- hern Stande sich hinauf zu schwingen, oder vornehme Titel zu erlangen, ist einem Kaufmann hier auch nicht möglich. Im Gegentheil ist der Kaufmann immer ein verachteter Mann, und man hat allezeit die nachtheilige Vorstellung von ihm, daß er auf eine nicht ganz ehrliche Art und auf Kosten seiner Mitbürger seine Schätze sammle.
Der Theehandel wird nur im Lande getrieben; was davon ausgeführt werden kann, ist sehr wenig. -- Der Handel mit Soja ist bedeutender. So wie der hiesige Thee für schlechter als der chinesische gehalten wird, ist die Soja hier weit besser, als in China. Sie wird in großen hölzernen Kübeln, nicht nur nach Batavia gebracht, sondern auch von da weiter nach Eu- ropa und allen Gegenden in Ostindien verkauft. In gewissen Bezirken von Japan ist sie besser, als in andern. Um sie am besten aufzubewahren, und zu verhindern, daß sie nicht bey der Hitze in Gährung übergehe und ver- derbe, pflegen die Holländer auf der Factorey sie in ei- sernen Kesseln einzukochen, und hernach auf Bouteillen zu zapfen, die sorgfältig zugepfropft und mit Harz ver- macht werden. Dadurch wird sie nicht nur stärker und zu allen Arten von Saucen brauchbar, sondern sie hält sich auch besser. -- Der Seidenhandel blüht zwar im Reiche selbst; weil aber die hiesigen Zeuge so außeror- dentlich schmal sind, können die Europäer sie nicht ge- brauchen. -- Der Porcellainhandel wird im Lande ebenfalls sehr stark getrieben; weil aber das japansche Porcellain, bey aller vorzüglichen Güte der Materie, doch übrigens dem chinesischen nicht gleich kommt, so wird wenig davon an die Holländer abgesetzt.
Vom Handel der Japaner.
tet aber iſt der Kaufmannsſtand hier bey weitem nicht in ſolchem Anſehen, als bey den Europaͤern; zu einem hoͤ- hern Stande ſich hinauf zu ſchwingen, oder vornehme Titel zu erlangen, iſt einem Kaufmann hier auch nicht moͤglich. Im Gegentheil iſt der Kaufmann immer ein verachteter Mann, und man hat allezeit die nachtheilige Vorſtellung von ihm, daß er auf eine nicht ganz ehrliche Art und auf Koſten ſeiner Mitbuͤrger ſeine Schaͤtze ſammle.
Der Theehandel wird nur im Lande getrieben; was davon ausgefuͤhrt werden kann, iſt ſehr wenig. — Der Handel mit Soja iſt bedeutender. So wie der hieſige Thee fuͤr ſchlechter als der chineſiſche gehalten wird, iſt die Soja hier weit beſſer, als in China. Sie wird in großen hoͤlzernen Kuͤbeln, nicht nur nach Batavia gebracht, ſondern auch von da weiter nach Eu- ropa und allen Gegenden in Oſtindien verkauft. In gewiſſen Bezirken von Japan iſt ſie beſſer, als in andern. Um ſie am beſten aufzubewahren, und zu verhindern, daß ſie nicht bey der Hitze in Gaͤhrung uͤbergehe und ver- derbe, pflegen die Hollaͤnder auf der Factorey ſie in ei- ſernen Keſſeln einzukochen, und hernach auf Bouteillen zu zapfen, die ſorgfaͤltig zugepfropft und mit Harz ver- macht werden. Dadurch wird ſie nicht nur ſtaͤrker und zu allen Arten von Saucen brauchbar, ſondern ſie haͤlt ſich auch beſſer. — Der Seidenhandel bluͤht zwar im Reiche ſelbſt; weil aber die hieſigen Zeuge ſo außeror- dentlich ſchmal ſind, koͤnnen die Europaͤer ſie nicht ge- brauchen. — Der Porcellainhandel wird im Lande ebenfalls ſehr ſtark getrieben; weil aber das japanſche Porcellain, bey aller vorzuͤglichen Guͤte der Materie, doch uͤbrigens dem chineſiſchen nicht gleich kommt, ſo wird wenig davon an die Hollaͤnder abgeſetzt.
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Vom Handel der Japaner.
tet aber iſt der Kaufmannsſtand hier bey weitem nicht in
ſolchem Anſehen, als bey den Europaͤern; zu einem hoͤ-
hern Stande ſich hinauf zu ſchwingen, oder vornehme
Titel zu erlangen, iſt einem Kaufmann hier auch nicht
moͤglich. Im Gegentheil iſt der Kaufmann immer ein
verachteter Mann, und man hat allezeit die nachtheilige
Vorſtellung von ihm, daß er auf eine nicht ganz ehrliche Art
und auf Koſten ſeiner Mitbuͤrger ſeine Schaͤtze ſammle.
Der Theehandel wird nur im Lande getrieben;
was davon ausgefuͤhrt werden kann, iſt ſehr wenig. —
Der Handel mit Soja iſt bedeutender. So wie der
hieſige Thee fuͤr ſchlechter als der chineſiſche gehalten
wird, iſt die Soja hier weit beſſer, als in China.
Sie wird in großen hoͤlzernen Kuͤbeln, nicht nur nach
Batavia gebracht, ſondern auch von da weiter nach Eu-
ropa und allen Gegenden in Oſtindien verkauft. In
gewiſſen Bezirken von Japan iſt ſie beſſer, als in andern.
Um ſie am beſten aufzubewahren, und zu verhindern,
daß ſie nicht bey der Hitze in Gaͤhrung uͤbergehe und ver-
derbe, pflegen die Hollaͤnder auf der Factorey ſie in ei-
ſernen Keſſeln einzukochen, und hernach auf Bouteillen
zu zapfen, die ſorgfaͤltig zugepfropft und mit Harz ver-
macht werden. Dadurch wird ſie nicht nur ſtaͤrker und
zu allen Arten von Saucen brauchbar, ſondern ſie haͤlt
ſich auch beſſer. — Der Seidenhandel bluͤht zwar im
Reiche ſelbſt; weil aber die hieſigen Zeuge ſo außeror-
dentlich ſchmal ſind, koͤnnen die Europaͤer ſie nicht ge-
brauchen. — Der Porcellainhandel wird im Lande
ebenfalls ſehr ſtark getrieben; weil aber das japanſche
Porcellain, bey aller vorzuͤglichen Guͤte der Materie,
doch uͤbrigens dem chineſiſchen nicht gleich kommt, ſo
wird wenig davon an die Hollaͤnder abgeſetzt.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/365>, abgerufen am 24.11.2024.
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