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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Reise von Batavia nach Japan u. s. w.
seine, theils auf der Compagnie Kosten, ihnen allen
freyen Tisch gab, und sie mit Liqueuren, Bier und
Wein versorgte.

Erst nach sechs Tagen segelten wir weiter. Wir
kamen theils mit wenig Wind, theils mit der Fluth in
die Meerenge Banca (Straet Banca), die beynahe so
breit ist, als der Kanal zwischen Frankreich und England.
Zur Linken sahen wir Sumatra, das einen ebenen und
flachen Strand hat, zur Rechten Java: beyde prangen
mit häufigen Waldungen. Uebrigens lagen wir hier ei-
nen Tag still, um das andre Schiff zu erwarten, das
langsamer segelte und zurück geblieben war.

Am 30. kamen wir aus dem Sunde glücklich in
die offne See. Beyde Schiffe begrüßten einander mit
Kanonenschüssen, und man wünschte sich Glück zur
Reise. Den 3. Julius passirten wir die Linie. Nach
acht Tagen sahen wir die Klippe Pulo Sapato, die an-
fangs in der Ferne wie ein Schiff, hernach in der Nähe
wie ein quer abgeschnittener Schuh aussieht; der Nah-
me bedeutet auch Schuhinsel. Pulo heißt in der Malayi-
schen Sprache Insel und Sapato Schuh.

Den 10. zeigte sich das Chinesische Land. Der
Anblick erweckt auf dieser Reise allezeit Freude, weil
man dann ganz sicher weiß, wie weit man gekommen ist.
Auf dieser Höhe hat man fast immer Sturm. Uns
gieng es auch so. Unser Capitain, ein sehr kluger und
vorsichtiger Mann, machte deswegen so gleich Anstalt,
daß die Segel größtentheils fest gebunden, die Spitzen
der Masten gestrichen, und die Raaen herunter genom-
men wurden. Dieser Vorsicht bediente man sich her-
nach allezeit, so bald sich böses Wetter und Sturm ein-
stellten, und der Erfolg lehrte, daß sie sehr nützlich war.
Dagegen sahen wir, daß das andre Schiff, welches et-

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Reiſe von Batavia nach Japan u. ſ. w.
ſeine, theils auf der Compagnie Koſten, ihnen allen
freyen Tiſch gab, und ſie mit Liqueuren, Bier und
Wein verſorgte.

Erſt nach ſechs Tagen ſegelten wir weiter. Wir
kamen theils mit wenig Wind, theils mit der Fluth in
die Meerenge Banca (Straet Banca), die beynahe ſo
breit iſt, als der Kanal zwiſchen Frankreich und England.
Zur Linken ſahen wir Sumatra, das einen ebenen und
flachen Strand hat, zur Rechten Java: beyde prangen
mit haͤufigen Waldungen. Uebrigens lagen wir hier ei-
nen Tag ſtill, um das andre Schiff zu erwarten, das
langſamer ſegelte und zuruͤck geblieben war.

Am 30. kamen wir aus dem Sunde gluͤcklich in
die offne See. Beyde Schiffe begruͤßten einander mit
Kanonenſchuͤſſen, und man wuͤnſchte ſich Gluͤck zur
Reiſe. Den 3. Julius paſſirten wir die Linie. Nach
acht Tagen ſahen wir die Klippe Pulo Sapato, die an-
fangs in der Ferne wie ein Schiff, hernach in der Naͤhe
wie ein quer abgeſchnittener Schuh ausſieht; der Nah-
me bedeutet auch Schuhinſel. Pulo heißt in der Malayi-
ſchen Sprache Inſel und Sapato Schuh.

Den 10. zeigte ſich das Chineſiſche Land. Der
Anblick erweckt auf dieſer Reiſe allezeit Freude, weil
man dann ganz ſicher weiß, wie weit man gekommen iſt.
Auf dieſer Hoͤhe hat man faſt immer Sturm. Uns
gieng es auch ſo. Unſer Capitain, ein ſehr kluger und
vorſichtiger Mann, machte deswegen ſo gleich Anſtalt,
daß die Segel groͤßtentheils feſt gebunden, die Spitzen
der Maſten geſtrichen, und die Raaen herunter genom-
men wurden. Dieſer Vorſicht bediente man ſich her-
nach allezeit, ſo bald ſich boͤſes Wetter und Sturm ein-
ſtellten, und der Erfolg lehrte, daß ſie ſehr nuͤtzlich war.
Dagegen ſahen wir, daß das andre Schiff, welches et-

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[3/0037] Reiſe von Batavia nach Japan u. ſ. w. ſeine, theils auf der Compagnie Koſten, ihnen allen freyen Tiſch gab, und ſie mit Liqueuren, Bier und Wein verſorgte. Erſt nach ſechs Tagen ſegelten wir weiter. Wir kamen theils mit wenig Wind, theils mit der Fluth in die Meerenge Banca (Straet Banca), die beynahe ſo breit iſt, als der Kanal zwiſchen Frankreich und England. Zur Linken ſahen wir Sumatra, das einen ebenen und flachen Strand hat, zur Rechten Java: beyde prangen mit haͤufigen Waldungen. Uebrigens lagen wir hier ei- nen Tag ſtill, um das andre Schiff zu erwarten, das langſamer ſegelte und zuruͤck geblieben war. Am 30. kamen wir aus dem Sunde gluͤcklich in die offne See. Beyde Schiffe begruͤßten einander mit Kanonenſchuͤſſen, und man wuͤnſchte ſich Gluͤck zur Reiſe. Den 3. Julius paſſirten wir die Linie. Nach acht Tagen ſahen wir die Klippe Pulo Sapato, die an- fangs in der Ferne wie ein Schiff, hernach in der Naͤhe wie ein quer abgeſchnittener Schuh ausſieht; der Nah- me bedeutet auch Schuhinſel. Pulo heißt in der Malayi- ſchen Sprache Inſel und Sapato Schuh. Den 10. zeigte ſich das Chineſiſche Land. Der Anblick erweckt auf dieſer Reiſe allezeit Freude, weil man dann ganz ſicher weiß, wie weit man gekommen iſt. Auf dieſer Hoͤhe hat man faſt immer Sturm. Uns gieng es auch ſo. Unſer Capitain, ein ſehr kluger und vorſichtiger Mann, machte deswegen ſo gleich Anſtalt, daß die Segel groͤßtentheils feſt gebunden, die Spitzen der Maſten geſtrichen, und die Raaen herunter genom- men wurden. Dieſer Vorſicht bediente man ſich her- nach allezeit, ſo bald ſich boͤſes Wetter und Sturm ein- ſtellten, und der Erfolg lehrte, daß ſie ſehr nuͤtzlich war. Dagegen ſahen wir, daß das andre Schiff, welches et- A 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/37>, abgerufen am 29.04.2024.