Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Waffen, den Speisen etc. der Japaner.
halbmal so viel Wasser darauf gegossen, und alles
wohl durcheinander gemischt, in ein irdenes Gefäß
gethan, worin es, gut zugedeckt, ganze zwey bis drey
Monathe stehen, anfangs aber einige Tage nach ein-
ander mehrmals umgerührt werden muß. Alsdenn
wird der Saft ausgepreßt und geseiht, und darauf in
hölzernen Gefässen aufbewahrt. Die Soja wird nicht
in allen Gegenden gleich gut gemacht; sie wird aber
auch, je älter sie wird, desto klarer und besser. Die
Farbe ist allezeit braun, und die vornehmste Eigenschaft
der Soja ist die angenehme Salzigkeit, die sie hat.

Da man im ganzen Lande weder Rohm und But-
ter, noch Talg und Schmalz hat, so sind die Einwoh-
ner genöthigt, allerhand frische Oele zur Zubereitung der
Speisen zu gebrauchen. Besonders wird der feinere
Oel vom Sesam (Sesamum) zu diesem Ende gebraucht,
auch bratet man die Fische darin. Andre Oele dieser
Art, werden aus dem Saamen der Camellie (Camel-
lia japonica,
Tsubaki) der Bignonie (Bignonia tomen-
tosa,
Kiri), der Dryandra cordata, (Abrasin), der
Melia oder Zederach (Azedarach, Melia) und andern,
bisweilen auch wohl aus dem Saamen des unächten
Firnisbaums (Rhus succedanea), des gemeinen Eiben-
baums (taxus baccata) und des Gingko, gepreßt.

Die vielen vortreflichen Früchte, welche die Ja-
panischen Gärten auf den Nachtisch liefern, habe ich
oben genannt.

Gewöhnlich essen die Japaner dreymal des Ta-
ges, um 8 Uhr des Morgens, um 2 Nachmittags,
und um 8 Abends. Einige essen aber auch ohne eine
gewisse Ordnung, wenn sie hungrig sind, und in sol-
chen Häusern muß das Essen fast den ganzen Tag fer-
tig stehen.


F 4

Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner.
halbmal ſo viel Waſſer darauf gegoſſen, und alles
wohl durcheinander gemiſcht, in ein irdenes Gefaͤß
gethan, worin es, gut zugedeckt, ganze zwey bis drey
Monathe ſtehen, anfangs aber einige Tage nach ein-
ander mehrmals umgeruͤhrt werden muß. Alsdenn
wird der Saft ausgepreßt und geſeiht, und darauf in
hoͤlzernen Gefaͤſſen aufbewahrt. Die Soja wird nicht
in allen Gegenden gleich gut gemacht; ſie wird aber
auch, je aͤlter ſie wird, deſto klarer und beſſer. Die
Farbe iſt allezeit braun, und die vornehmſte Eigenſchaft
der Soja iſt die angenehme Salzigkeit, die ſie hat.

Da man im ganzen Lande weder Rohm und But-
ter, noch Talg und Schmalz hat, ſo ſind die Einwoh-
ner genoͤthigt, allerhand friſche Oele zur Zubereitung der
Speiſen zu gebrauchen. Beſonders wird der feinere
Oel vom Seſam (Seſamum) zu dieſem Ende gebraucht,
auch bratet man die Fiſche darin. Andre Oele dieſer
Art, werden aus dem Saamen der Camellie (Camel-
lia japonica,
Tſubaki) der Bignonie (Bignonia tomen-
toſa,
Kiri), der Dryandra cordata, (Abraſin), der
Melia oder Zederach (Azedarach, Melia) und andern,
bisweilen auch wohl aus dem Saamen des unaͤchten
Firnisbaums (Rhus ſuccedanea), des gemeinen Eiben-
baums (taxus baccata) und des Gingko, gepreßt.

Die vielen vortreflichen Fruͤchte, welche die Ja-
paniſchen Gaͤrten auf den Nachtiſch liefern, habe ich
oben genannt.

Gewoͤhnlich eſſen die Japaner dreymal des Ta-
ges, um 8 Uhr des Morgens, um 2 Nachmittags,
und um 8 Abends. Einige eſſen aber auch ohne eine
gewiſſe Ordnung, wenn ſie hungrig ſind, und in ſol-
chen Haͤuſern muß das Eſſen faſt den ganzen Tag fer-
tig ſtehen.


F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0377" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Waffen, den Spei&#x017F;en &#xA75B;c. der Japaner.</hi></fw><lb/>
halbmal &#x017F;o viel Wa&#x017F;&#x017F;er darauf gego&#x017F;&#x017F;en, und alles<lb/>
wohl durcheinander gemi&#x017F;cht, in ein irdenes Gefa&#x0364;ß<lb/>
gethan, worin es, gut zugedeckt, ganze zwey bis drey<lb/>
Monathe &#x017F;tehen, anfangs aber einige Tage nach ein-<lb/>
ander mehrmals umgeru&#x0364;hrt werden muß. Alsdenn<lb/>
wird der Saft ausgepreßt und ge&#x017F;eiht, und darauf in<lb/>
ho&#x0364;lzernen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aufbewahrt. Die Soja wird nicht<lb/>
in allen Gegenden gleich gut gemacht; &#x017F;ie wird aber<lb/>
auch, je a&#x0364;lter &#x017F;ie wird, de&#x017F;to klarer und be&#x017F;&#x017F;er. Die<lb/>
Farbe i&#x017F;t allezeit braun, und die vornehm&#x017F;te Eigen&#x017F;chaft<lb/>
der Soja i&#x017F;t die angenehme Salzigkeit, die &#x017F;ie hat.</p><lb/>
            <p>Da man im ganzen Lande weder Rohm und But-<lb/>
ter, noch Talg und Schmalz hat, &#x017F;o &#x017F;ind die Einwoh-<lb/>
ner geno&#x0364;thigt, allerhand fri&#x017F;che Oele zur Zubereitung der<lb/>
Spei&#x017F;en zu gebrauchen. Be&#x017F;onders wird der feinere<lb/>
Oel vom Se&#x017F;am (<hi rendition="#aq">Se&#x017F;amum</hi>) zu die&#x017F;em Ende gebraucht,<lb/>
auch bratet man die Fi&#x017F;che darin. Andre Oele die&#x017F;er<lb/>
Art, werden aus dem Saamen der Camellie (<hi rendition="#aq">Camel-<lb/>
lia japonica,</hi> T&#x017F;ubaki) der Bignonie (<hi rendition="#aq">Bignonia tomen-<lb/>
to&#x017F;a,</hi> Kiri), der <hi rendition="#aq">Dryandra cordata,</hi> (Abra&#x017F;in), der<lb/>
Melia oder Zederach (<hi rendition="#aq">Azedarach, Melia</hi>) und andern,<lb/>
bisweilen auch wohl aus dem Saamen des una&#x0364;chten<lb/>
Firnisbaums (<hi rendition="#aq">Rhus &#x017F;uccedanea</hi>), des gemeinen Eiben-<lb/>
baums (<hi rendition="#aq">taxus baccata</hi>) und des Gingko, gepreßt.</p><lb/>
            <p>Die vielen vortreflichen Fru&#x0364;chte, welche die Ja-<lb/>
pani&#x017F;chen Ga&#x0364;rten auf den Nachti&#x017F;ch liefern, habe ich<lb/>
oben genannt.</p><lb/>
            <p>Gewo&#x0364;hnlich e&#x017F;&#x017F;en die Japaner dreymal des Ta-<lb/>
ges, um 8 Uhr des Morgens, um 2 Nachmittags,<lb/>
und um 8 Abends. Einige e&#x017F;&#x017F;en aber auch ohne eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Ordnung, wenn &#x017F;ie hungrig &#x017F;ind, und in &#x017F;ol-<lb/>
chen Ha&#x0364;u&#x017F;ern muß das E&#x017F;&#x017F;en fa&#x017F;t den ganzen Tag fer-<lb/>
tig &#x017F;tehen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0377] Von den Waffen, den Speiſen ꝛc. der Japaner. halbmal ſo viel Waſſer darauf gegoſſen, und alles wohl durcheinander gemiſcht, in ein irdenes Gefaͤß gethan, worin es, gut zugedeckt, ganze zwey bis drey Monathe ſtehen, anfangs aber einige Tage nach ein- ander mehrmals umgeruͤhrt werden muß. Alsdenn wird der Saft ausgepreßt und geſeiht, und darauf in hoͤlzernen Gefaͤſſen aufbewahrt. Die Soja wird nicht in allen Gegenden gleich gut gemacht; ſie wird aber auch, je aͤlter ſie wird, deſto klarer und beſſer. Die Farbe iſt allezeit braun, und die vornehmſte Eigenſchaft der Soja iſt die angenehme Salzigkeit, die ſie hat. Da man im ganzen Lande weder Rohm und But- ter, noch Talg und Schmalz hat, ſo ſind die Einwoh- ner genoͤthigt, allerhand friſche Oele zur Zubereitung der Speiſen zu gebrauchen. Beſonders wird der feinere Oel vom Seſam (Seſamum) zu dieſem Ende gebraucht, auch bratet man die Fiſche darin. Andre Oele dieſer Art, werden aus dem Saamen der Camellie (Camel- lia japonica, Tſubaki) der Bignonie (Bignonia tomen- toſa, Kiri), der Dryandra cordata, (Abraſin), der Melia oder Zederach (Azedarach, Melia) und andern, bisweilen auch wohl aus dem Saamen des unaͤchten Firnisbaums (Rhus ſuccedanea), des gemeinen Eiben- baums (taxus baccata) und des Gingko, gepreßt. Die vielen vortreflichen Fruͤchte, welche die Ja- paniſchen Gaͤrten auf den Nachtiſch liefern, habe ich oben genannt. Gewoͤhnlich eſſen die Japaner dreymal des Ta- ges, um 8 Uhr des Morgens, um 2 Nachmittags, und um 8 Abends. Einige eſſen aber auch ohne eine gewiſſe Ordnung, wenn ſie hungrig ſind, und in ſol- chen Haͤuſern muß das Eſſen faſt den ganzen Tag fer- tig ſtehen. F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/377
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/377>, abgerufen am 24.11.2024.