Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyte Abtheilung. Aufenthalt auf Dezima
hier auch überall wild wächst, förmlich angebauet; man
braucht sie zu Tauen, Stricken und zu grober Leine-
wand. Auch traf ich verschiedentlich den Wunder-
baum (Ricinus) gepflanzt an, dessen Saamen mit Moxa
und Tusche zusammen gestoßen, die hiesige Buchdrucker-
farbe giebt. -- Ferner bauet man hier auf niedrigen
Plätzen Flattersimsen (Juncus effusus), woraus die
Fußbodenmatten geflochten werden. Diese Binsen
wachsen zwar von selbst in Menge, werden aber als-
denn nicht so hoch und gut, als jene. -- Lilien, und
zwar von der Gattung die den Namen der prächtigen
(Lilium superbum) führt, eine der allerschönsten Blu-
men in der Welt, sah ich auf den kleinen Fahrzeugen
im Hafen häufig als ein ihrem Meergotte geweihetes
Opfer aufgehängt. -- Der Japanische Traubenbaum
wächst in der Gegend von Nangasaki in Menge. Es
ist ein kleiner, auf der Erde fortkriechender Strauch.
Er ist wegen des vielen klaren Schleims merkwürdig,
den er in sich hält. Wenn die äußre Rinde von den Zwei-
gen abgeschält ist, und diese in ein Glas Wasser gesetzt
werden, so zieht der Schleim heraus, und setzt sich
rund umher in der Dicke von mehr als einer Linie fest, und
ist so klar wie Krystal. Dieser Schleim wird nicht nur bis-
weilen, statt desjenigen, der von dem Manihoteibisch
(Hibiscus Manihot) genommen wird, zur Bereitung
des Papiers gebraucht, sondern das Frauenzimmer be-
dient sich desselben auch, um das Haar damit glatt und glän-
zend zu machen. -- Die Sasanquakamellie (Camellia
sasamqua
), findet man hier auch sehr häufig. Dies ist
ein kleiner Busch, und gleicht in Ansehung der Blätter
und Blüthe so sehr dem Theebaume, daß man sie,
außer: an der Größe, mit Mühe unterscheiden kann.

Zweyte Abtheilung. Aufenthalt auf Dezima
hier auch uͤberall wild waͤchſt, foͤrmlich angebauet; man
braucht ſie zu Tauen, Stricken und zu grober Leine-
wand. Auch traf ich verſchiedentlich den Wunder-
baum (Ricinus) gepflanzt an, deſſen Saamen mit Moxa
und Tuſche zuſammen geſtoßen, die hieſige Buchdrucker-
farbe giebt. — Ferner bauet man hier auf niedrigen
Plaͤtzen Flatterſimſen (Juncus effuſus), woraus die
Fußbodenmatten geflochten werden. Dieſe Binſen
wachſen zwar von ſelbſt in Menge, werden aber als-
denn nicht ſo hoch und gut, als jene. — Lilien, und
zwar von der Gattung die den Namen der praͤchtigen
(Lilium ſuperbum) fuͤhrt, eine der allerſchoͤnſten Blu-
men in der Welt, ſah ich auf den kleinen Fahrzeugen
im Hafen haͤufig als ein ihrem Meergotte geweihetes
Opfer aufgehaͤngt. — Der Japaniſche Traubenbaum
waͤchſt in der Gegend von Nangaſaki in Menge. Es
iſt ein kleiner, auf der Erde fortkriechender Strauch.
Er iſt wegen des vielen klaren Schleims merkwuͤrdig,
den er in ſich haͤlt. Wenn die aͤußre Rinde von den Zwei-
gen abgeſchaͤlt iſt, und dieſe in ein Glas Waſſer geſetzt
werden, ſo zieht der Schleim heraus, und ſetzt ſich
rund umher in der Dicke von mehr als einer Linie feſt, und
iſt ſo klar wie Kryſtal. Dieſer Schleim wird nicht nur bis-
weilen, ſtatt desjenigen, der von dem Manihoteibiſch
(Hibiscus Manihot) genommen wird, zur Bereitung
des Papiers gebraucht, ſondern das Frauenzimmer be-
dient ſich deſſelben auch, um das Haar damit glatt und glaͤn-
zend zu machen. — Die Saſanquakamellie (Camellia
ſaſamqua
), findet man hier auch ſehr haͤufig. Dies iſt
ein kleiner Buſch, und gleicht in Anſehung der Blaͤtter
und Bluͤthe ſo ſehr dem Theebaume, daß man ſie,
außer: an der Groͤße, mit Muͤhe unterſcheiden kann.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0420" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyte Abtheilung. Aufenthalt auf <placeName>Dezima</placeName></hi></fw><lb/>
hier auch u&#x0364;berall wild wa&#x0364;ch&#x017F;t, fo&#x0364;rmlich angebauet; man<lb/>
braucht &#x017F;ie zu Tauen, Stricken und zu grober Leine-<lb/>
wand. Auch traf ich ver&#x017F;chiedentlich den Wunder-<lb/>
baum (<hi rendition="#aq">Ricinus</hi>) gepflanzt an, de&#x017F;&#x017F;en Saamen mit Moxa<lb/>
und Tu&#x017F;che zu&#x017F;ammen ge&#x017F;toßen, die hie&#x017F;ige Buchdrucker-<lb/>
farbe giebt. &#x2014; Ferner bauet man hier auf niedrigen<lb/>
Pla&#x0364;tzen Flatter&#x017F;im&#x017F;en (<hi rendition="#aq">Juncus effu&#x017F;us</hi>), woraus die<lb/>
Fußbodenmatten geflochten werden. Die&#x017F;e Bin&#x017F;en<lb/>
wach&#x017F;en zwar von &#x017F;elb&#x017F;t in Menge, werden aber als-<lb/>
denn nicht &#x017F;o hoch und gut, als jene. &#x2014; Lilien, und<lb/>
zwar von der Gattung die den Namen der pra&#x0364;chtigen<lb/>
(<hi rendition="#aq">Lilium &#x017F;uperbum</hi>) fu&#x0364;hrt, eine der aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Blu-<lb/>
men in der Welt, &#x017F;ah ich auf den kleinen Fahrzeugen<lb/>
im Hafen ha&#x0364;ufig als ein ihrem Meergotte geweihetes<lb/>
Opfer aufgeha&#x0364;ngt. &#x2014; Der Japani&#x017F;che Traubenbaum<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t in der Gegend von <placeName>Nanga&#x017F;aki</placeName> in Menge. Es<lb/>
i&#x017F;t ein kleiner, auf der Erde fortkriechender Strauch.<lb/>
Er i&#x017F;t wegen des vielen klaren Schleims merkwu&#x0364;rdig,<lb/>
den er in &#x017F;ich ha&#x0364;lt. Wenn die a&#x0364;ußre Rinde von den Zwei-<lb/>
gen abge&#x017F;cha&#x0364;lt i&#x017F;t, und die&#x017F;e in ein Glas Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;etzt<lb/>
werden, &#x017F;o zieht der Schleim heraus, und &#x017F;etzt &#x017F;ich<lb/>
rund umher in der Dicke von mehr als einer Linie fe&#x017F;t, und<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o klar wie Kry&#x017F;tal. Die&#x017F;er Schleim wird nicht nur bis-<lb/>
weilen, &#x017F;tatt desjenigen, der von dem Manihoteibi&#x017F;ch<lb/>
(<hi rendition="#aq">Hibiscus Manihot</hi>) genommen wird, zur Bereitung<lb/>
des Papiers gebraucht, &#x017F;ondern das Frauenzimmer be-<lb/>
dient &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben auch, um das Haar damit glatt und gla&#x0364;n-<lb/>
zend zu machen. &#x2014; Die Sa&#x017F;anquakamellie (<hi rendition="#aq">Camellia<lb/>
&#x017F;a&#x017F;amqua</hi>), findet man hier auch &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig. Dies i&#x017F;t<lb/>
ein kleiner Bu&#x017F;ch, und gleicht in An&#x017F;ehung der Bla&#x0364;tter<lb/>
und Blu&#x0364;the &#x017F;o &#x017F;ehr dem Theebaume, daß man &#x017F;ie,<lb/>
außer: an der Gro&#x0364;ße, mit Mu&#x0364;he unter&#x017F;cheiden kann.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0420] Zweyte Abtheilung. Aufenthalt auf Dezima hier auch uͤberall wild waͤchſt, foͤrmlich angebauet; man braucht ſie zu Tauen, Stricken und zu grober Leine- wand. Auch traf ich verſchiedentlich den Wunder- baum (Ricinus) gepflanzt an, deſſen Saamen mit Moxa und Tuſche zuſammen geſtoßen, die hieſige Buchdrucker- farbe giebt. — Ferner bauet man hier auf niedrigen Plaͤtzen Flatterſimſen (Juncus effuſus), woraus die Fußbodenmatten geflochten werden. Dieſe Binſen wachſen zwar von ſelbſt in Menge, werden aber als- denn nicht ſo hoch und gut, als jene. — Lilien, und zwar von der Gattung die den Namen der praͤchtigen (Lilium ſuperbum) fuͤhrt, eine der allerſchoͤnſten Blu- men in der Welt, ſah ich auf den kleinen Fahrzeugen im Hafen haͤufig als ein ihrem Meergotte geweihetes Opfer aufgehaͤngt. — Der Japaniſche Traubenbaum waͤchſt in der Gegend von Nangaſaki in Menge. Es iſt ein kleiner, auf der Erde fortkriechender Strauch. Er iſt wegen des vielen klaren Schleims merkwuͤrdig, den er in ſich haͤlt. Wenn die aͤußre Rinde von den Zwei- gen abgeſchaͤlt iſt, und dieſe in ein Glas Waſſer geſetzt werden, ſo zieht der Schleim heraus, und ſetzt ſich rund umher in der Dicke von mehr als einer Linie feſt, und iſt ſo klar wie Kryſtal. Dieſer Schleim wird nicht nur bis- weilen, ſtatt desjenigen, der von dem Manihoteibiſch (Hibiscus Manihot) genommen wird, zur Bereitung des Papiers gebraucht, ſondern das Frauenzimmer be- dient ſich deſſelben auch, um das Haar damit glatt und glaͤn- zend zu machen. — Die Saſanquakamellie (Camellia ſaſamqua), findet man hier auch ſehr haͤufig. Dies iſt ein kleiner Buſch, und gleicht in Anſehung der Blaͤtter und Bluͤthe ſo ſehr dem Theebaume, daß man ſie, außer: an der Groͤße, mit Muͤhe unterſcheiden kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/420
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/420>, abgerufen am 26.11.2024.