Schwiegersohn zu werden; allein das Schicksal hatte gewollt, daß die für ihn ausersehene Braut den Tag vor seiner Ankunft zu Jedo starb.
Den 10ten October visitirte der zu Nangasaki vor einiger Zeit angekommene neue Statthalter, zuerst die Kaiserlichen Wachen im Hafen; darauf besuchte er das holländische Admiralschiff; und endlich die Insel Dezi- ma: alles in Begleitung des vorigen Gouverneurs, der nunmehr abgehen sollte. Statthalter zu Nangasaki sind während meines dasigen Aufenthalts folgende ge- wesen: Noto no Kami, der 1775. abgieng; Nagato no Kami, der ihm folgte, und 1776. abgieng; und Tango no Kami, der jetzt hieher gekommen war.
Da ich vorher sah, daß ich, wenn ich noch ein Jahr in Japan bliebe, noch wenig mehr, als was ich bisher zu thun im Stande gewesen war, zum Vortheil der Wissenschaften würde ausrichten können; so beschloß ich, nach Batavia zurück zureisen. Der neue Chef, der zu mir, als Arzt, mehr Zutrauen hatte als zu mei- nem Nachfolger, wollte mich zwar, um seines Vortheils wegen, anfänglich überreden, und endlich gar zwingen, hier noch ein Jahr zu verweilen. Doch gelang es mir endlich, mich von diesem Ansinnen los zu machen und meine Zeit zu Erweiterung der Naturkunde anderswo, nützlicher als hier geschehen konnte, anzuwenden.
Den 23sten November verließ ich demnach die In- sel Dezima, und begab mich nach dem Admiralschiffe Stavenisse, welches bey Papenberg vor Anker lag.
Den 29sten kamen Committirte von der Factorey zu uns an Bord, um uns Briefe und andre Documente an die Regierung zu Batavia mitzugeben.
nach der Zuruͤckkunft von Jedo ꝛc.
Schwiegerſohn zu werden; allein das Schickſal hatte gewollt, daß die fuͤr ihn auserſehene Braut den Tag vor ſeiner Ankunft zu Jedo ſtarb.
Den 10ten October viſitirte der zu Nangaſaki vor einiger Zeit angekommene neue Statthalter, zuerſt die Kaiſerlichen Wachen im Hafen; darauf beſuchte er das hollaͤndiſche Admiralſchiff; und endlich die Inſel Dezi- ma: alles in Begleitung des vorigen Gouverneurs, der nunmehr abgehen ſollte. Statthalter zu Nangaſaki ſind waͤhrend meines daſigen Aufenthalts folgende ge- weſen: Noto no Kami, der 1775. abgieng; Nagato no Kami, der ihm folgte, und 1776. abgieng; und Tango no Kami, der jetzt hieher gekommen war.
Da ich vorher ſah, daß ich, wenn ich noch ein Jahr in Japan bliebe, noch wenig mehr, als was ich bisher zu thun im Stande geweſen war, zum Vortheil der Wiſſenſchaften wuͤrde ausrichten koͤnnen; ſo beſchloß ich, nach Batavia zuruͤck zureiſen. Der neue Chef, der zu mir, als Arzt, mehr Zutrauen hatte als zu mei- nem Nachfolger, wollte mich zwar, um ſeines Vortheils wegen, anfaͤnglich uͤberreden, und endlich gar zwingen, hier noch ein Jahr zu verweilen. Doch gelang es mir endlich, mich von dieſem Anſinnen los zu machen und meine Zeit zu Erweiterung der Naturkunde anderswo, nuͤtzlicher als hier geſchehen konnte, anzuwenden.
Den 23ſten November verließ ich demnach die In- ſel Dezima, und begab mich nach dem Admiralſchiffe Staveniſſe, welches bey Papenberg vor Anker lag.
Den 29ſten kamen Committirte von der Factorey zu uns an Bord, um uns Briefe und andre Documente an die Regierung zu Batavia mitzugeben.
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nach der Zuruͤckkunft von Jedo ꝛc.
Schwiegerſohn zu werden; allein das Schickſal hatte
gewollt, daß die fuͤr ihn auserſehene Braut den Tag
vor ſeiner Ankunft zu Jedo ſtarb.
Den 10ten October viſitirte der zu Nangaſaki vor
einiger Zeit angekommene neue Statthalter, zuerſt die
Kaiſerlichen Wachen im Hafen; darauf beſuchte er das
hollaͤndiſche Admiralſchiff; und endlich die Inſel Dezi-
ma: alles in Begleitung des vorigen Gouverneurs, der
nunmehr abgehen ſollte. Statthalter zu Nangaſaki
ſind waͤhrend meines daſigen Aufenthalts folgende ge-
weſen: Noto no Kami, der 1775. abgieng; Nagato
no Kami, der ihm folgte, und 1776. abgieng; und
Tango no Kami, der jetzt hieher gekommen war.
Da ich vorher ſah, daß ich, wenn ich noch ein
Jahr in Japan bliebe, noch wenig mehr, als was ich
bisher zu thun im Stande geweſen war, zum Vortheil
der Wiſſenſchaften wuͤrde ausrichten koͤnnen; ſo beſchloß
ich, nach Batavia zuruͤck zureiſen. Der neue Chef,
der zu mir, als Arzt, mehr Zutrauen hatte als zu mei-
nem Nachfolger, wollte mich zwar, um ſeines Vortheils
wegen, anfaͤnglich uͤberreden, und endlich gar zwingen,
hier noch ein Jahr zu verweilen. Doch gelang es mir
endlich, mich von dieſem Anſinnen los zu machen und
meine Zeit zu Erweiterung der Naturkunde anderswo,
nuͤtzlicher als hier geſchehen konnte, anzuwenden.
Den 23ſten November verließ ich demnach die In-
ſel Dezima, und begab mich nach dem Admiralſchiffe
Staveniſſe, welches bey Papenberg vor Anker lag.
Den 29ſten kamen Committirte von der Factorey
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/423>, abgerufen am 26.11.2024.
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