Es währte nicht lange, als ein ganzer Trupp Javaner aus dem Dorfe ankam, und sich in großer An- zahl vor uns hinlagerte. Unter ihnen waren einige Musikanten, nebst einem großen Haufen Tänzer und Tänzerinnen, die meine Reisegefährten hieher bestellt hatten, um mir ein Vergnügen zu machen, und mir Gelegenheit zu geben, die Spiele und Lustbarkeiten der Javaner zu sehen. Sie fingen mit Pfeiffen[-], Saiten- und Trommelspiel an. Darauf fielen die Tänzer und Tänzerinnen ein, und setzten den Tanz unter verschie- denen Bewegungen und Geberden fort, und zwar so, daß gewöhnlich zwey zugleich tanzten. Jeder der tanzte, mußte dem, mit welchem er tanzte, oder den Musikanten für jeden Tanz etwas bezahlen, das aber nicht viel betrug. Wir mußten deswegen die Sklaven welche wir bey uns hatten, mit etwas Geld beschenken, damit sie an dem Vergnügen Theil nehmen konnten.
Ich leugne nicht, daß dies uns recht sehr belu- stigte. Aber der Verdruß und die stete Unruhe, die uns die Mücken an diesem niedrig gelegenen Orte verur- sachten, verbitterten uns alles Vergnügen, und ließen uns kein Auge zuthun. Weder wollne Strümpfe noch Stiefeln, waren im Stande die Mücken von unsern Beinen abzuhalten, und obgleich der Rauch des Feuers und der Tobackspfeifen uns das Gesicht einigermaßen schützte, so mußte doch ich dieses Verwahrungsmittel entbehren, weil mir stets jede Art von Rauch zuwider ge- wesen ist. Endlich, nach Mitternacht, legte ich mich auf meine grüne Bank zum schlafen nieder, und verbarg mich unter einen Schleyer und ausgespannnten Schnupftüchern, so, daß die mich verfolgenden Mük- ken mit nicht mehr, als mit ihrem feinen Gesumme mich beunruhigen konnten.
Erſte Reiſe innerhalb Java.
Es waͤhrte nicht lange, als ein ganzer Trupp Javaner aus dem Dorfe ankam, und ſich in großer An- zahl vor uns hinlagerte. Unter ihnen waren einige Muſikanten, nebſt einem großen Haufen Taͤnzer und Taͤnzerinnen, die meine Reiſegefaͤhrten hieher beſtellt hatten, um mir ein Vergnuͤgen zu machen, und mir Gelegenheit zu geben, die Spiele und Luſtbarkeiten der Javaner zu ſehen. Sie fingen mit Pfeiffen[-], Saiten- und Trommelſpiel an. Darauf fielen die Taͤnzer und Taͤnzerinnen ein, und ſetzten den Tanz unter verſchie- denen Bewegungen und Geberden fort, und zwar ſo, daß gewoͤhnlich zwey zugleich tanzten. Jeder der tanzte, mußte dem, mit welchem er tanzte, oder den Muſikanten fuͤr jeden Tanz etwas bezahlen, das aber nicht viel betrug. Wir mußten deswegen die Sklaven welche wir bey uns hatten, mit etwas Geld beſchenken, damit ſie an dem Vergnuͤgen Theil nehmen konnten.
Ich leugne nicht, daß dies uns recht ſehr belu- ſtigte. Aber der Verdruß und die ſtete Unruhe, die uns die Muͤcken an dieſem niedrig gelegenen Orte verur- ſachten, verbitterten uns alles Vergnuͤgen, und ließen uns kein Auge zuthun. Weder wollne Struͤmpfe noch Stiefeln, waren im Stande die Muͤcken von unſern Beinen abzuhalten, und obgleich der Rauch des Feuers und der Tobackspfeifen uns das Geſicht einigermaßen ſchuͤtzte, ſo mußte doch ich dieſes Verwahrungsmittel entbehren, weil mir ſtets jede Art von Rauch zuwider ge- weſen iſt. Endlich, nach Mitternacht, legte ich mich auf meine gruͤne Bank zum ſchlafen nieder, und verbarg mich unter einen Schleyer und ausgeſpannnten Schnupftuͤchern, ſo, daß die mich verfolgenden Muͤk- ken mit nicht mehr, als mit ihrem feinen Geſumme mich beunruhigen konnten.
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Erſte Reiſe innerhalb Java.
Es waͤhrte nicht lange, als ein ganzer Trupp
Javaner aus dem Dorfe ankam, und ſich in großer An-
zahl vor uns hinlagerte. Unter ihnen waren einige
Muſikanten, nebſt einem großen Haufen Taͤnzer und
Taͤnzerinnen, die meine Reiſegefaͤhrten hieher beſtellt
hatten, um mir ein Vergnuͤgen zu machen, und mir
Gelegenheit zu geben, die Spiele und Luſtbarkeiten der
Javaner zu ſehen. Sie fingen mit Pfeiffen-, Saiten-
und Trommelſpiel an. Darauf fielen die Taͤnzer und
Taͤnzerinnen ein, und ſetzten den Tanz unter verſchie-
denen Bewegungen und Geberden fort, und zwar ſo,
daß gewoͤhnlich zwey zugleich tanzten. Jeder der
tanzte, mußte dem, mit welchem er tanzte, oder den
Muſikanten fuͤr jeden Tanz etwas bezahlen, das aber
nicht viel betrug. Wir mußten deswegen die Sklaven
welche wir bey uns hatten, mit etwas Geld beſchenken,
damit ſie an dem Vergnuͤgen Theil nehmen konnten.
Ich leugne nicht, daß dies uns recht ſehr belu-
ſtigte. Aber der Verdruß und die ſtete Unruhe, die
uns die Muͤcken an dieſem niedrig gelegenen Orte verur-
ſachten, verbitterten uns alles Vergnuͤgen, und ließen
uns kein Auge zuthun. Weder wollne Struͤmpfe noch
Stiefeln, waren im Stande die Muͤcken von unſern
Beinen abzuhalten, und obgleich der Rauch des Feuers
und der Tobackspfeifen uns das Geſicht einigermaßen
ſchuͤtzte, ſo mußte doch ich dieſes Verwahrungsmittel
entbehren, weil mir ſtets jede Art von Rauch zuwider ge-
weſen iſt. Endlich, nach Mitternacht, legte ich mich auf
meine gruͤne Bank zum ſchlafen nieder, und verbarg
mich unter einen Schleyer und ausgeſpannnten
Schnupftuͤchern, ſo, daß die mich verfolgenden Muͤk-
ken mit nicht mehr, als mit ihrem feinen Geſumme
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/435>, abgerufen am 27.11.2024.
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