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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Erste Reise innerhalb Java.
schneeweiße Farbe der Blumen ungemein schön ins Ge-
sicht fällt.

Caffee wird in diesen Gegenden an sehr vielen Or-
ten gebauet. Die Caffeeplantagen nehmen sich unbe-
schreiblich schön aus. Der Baum trägt im dritten
Jahre die ersten Bohnen. Hundert Bäume geben ge-
meiniglich drey bis vier Pickel Bohnen, das Pickel zu
hundert und zwanzig Pfund gerechnet. Doch ist der
Ertrag nicht alle Jahr gleich. Im ersten Anfange soll
die Compagnie den Javanern jedes Pickel Caffeebonen
mit fünf und zwanzig Thalern bezahlt haben. Jetzt
wird nicht mehr als sechs Thaler dafür gegeben, wovon
der Tommegom, oder Landvoigt, zwey Thaler behält,
so, daß der Javaner, welchem die Pflanzung gehört,
der sie unterhält und die Arbeit verrichtet, nicht mehr
als vier Thaler bekommt. Man pflanzt hier zu Lande
zwischen die Caffeebäume, welche nur dünne stehen
dürfen, allezeit Korallenpflanzen und zwar von der ge-
wöhnlichen Art (Erythrina corallodendrum, javanisch
Dadap), um den Caffeebäumen gehörigen Schatten zu
verschaffen; weil sonst die Sonnenhitze für sie allzubren-
nend seyn würde. Es ist wirklich etwas ungemein ange-
nehmes, eine solche Plantage zu sehen. Sie ist wie
ein Wald von Bäumen, die alle in geraden Linien
gepflanzt, zum Theil aus hohen, weit auseinander
gesetzten Bäumen, zum Theil aus Sträuchen bestehen,
die sowohl mit einer Menge Caffeebohnen bedeckt sind,
als auch mit einer Menge weißer Blumen an ihren
ausgebreiteten und etwas nieder hängenden Zweigen
prangen.

Zu Samarang bekam ich Gelegenheit die Ope-
ration des Staarstechens zu verrichten. Ein deutscher
Feldscheer, der ehemals im Dienste der Compagnie

Thunder[g]s Reisen. Zweyt. Band. zweyter Th. K

Erſte Reiſe innerhalb Java.
ſchneeweiße Farbe der Blumen ungemein ſchoͤn ins Ge-
ſicht faͤllt.

Caffee wird in dieſen Gegenden an ſehr vielen Or-
ten gebauet. Die Caffeeplantagen nehmen ſich unbe-
ſchreiblich ſchoͤn aus. Der Baum traͤgt im dritten
Jahre die erſten Bohnen. Hundert Baͤume geben ge-
meiniglich drey bis vier Pickel Bohnen, das Pickel zu
hundert und zwanzig Pfund gerechnet. Doch iſt der
Ertrag nicht alle Jahr gleich. Im erſten Anfange ſoll
die Compagnie den Javanern jedes Pickel Caffeebonen
mit fuͤnf und zwanzig Thalern bezahlt haben. Jetzt
wird nicht mehr als ſechs Thaler dafuͤr gegeben, wovon
der Tommegom, oder Landvoigt, zwey Thaler behaͤlt,
ſo, daß der Javaner, welchem die Pflanzung gehoͤrt,
der ſie unterhaͤlt und die Arbeit verrichtet, nicht mehr
als vier Thaler bekommt. Man pflanzt hier zu Lande
zwiſchen die Caffeebaͤume, welche nur duͤnne ſtehen
duͤrfen, allezeit Korallenpflanzen und zwar von der ge-
woͤhnlichen Art (Erythrina corallodendrum, javaniſch
Dadap), um den Caffeebaͤumen gehoͤrigen Schatten zu
verſchaffen; weil ſonſt die Sonnenhitze fuͤr ſie allzubren-
nend ſeyn wuͤrde. Es iſt wirklich etwas ungemein ange-
nehmes, eine ſolche Plantage zu ſehen. Sie iſt wie
ein Wald von Baͤumen, die alle in geraden Linien
gepflanzt, zum Theil aus hohen, weit auseinander
geſetzten Baͤumen, zum Theil aus Straͤuchen beſtehen,
die ſowohl mit einer Menge Caffeebohnen bedeckt ſind,
als auch mit einer Menge weißer Blumen an ihren
ausgebreiteten und etwas nieder haͤngenden Zweigen
prangen.

Zu Samarang bekam ich Gelegenheit die Ope-
ration des Staarſtechens zu verrichten. Ein deutſcher
Feldſcheer, der ehemals im Dienſte der Compagnie

Thunder[g]s Reiſen. Zweyt. Band. zweyter Th. K
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[145/0441] Erſte Reiſe innerhalb Java. ſchneeweiße Farbe der Blumen ungemein ſchoͤn ins Ge- ſicht faͤllt. Caffee wird in dieſen Gegenden an ſehr vielen Or- ten gebauet. Die Caffeeplantagen nehmen ſich unbe- ſchreiblich ſchoͤn aus. Der Baum traͤgt im dritten Jahre die erſten Bohnen. Hundert Baͤume geben ge- meiniglich drey bis vier Pickel Bohnen, das Pickel zu hundert und zwanzig Pfund gerechnet. Doch iſt der Ertrag nicht alle Jahr gleich. Im erſten Anfange ſoll die Compagnie den Javanern jedes Pickel Caffeebonen mit fuͤnf und zwanzig Thalern bezahlt haben. Jetzt wird nicht mehr als ſechs Thaler dafuͤr gegeben, wovon der Tommegom, oder Landvoigt, zwey Thaler behaͤlt, ſo, daß der Javaner, welchem die Pflanzung gehoͤrt, der ſie unterhaͤlt und die Arbeit verrichtet, nicht mehr als vier Thaler bekommt. Man pflanzt hier zu Lande zwiſchen die Caffeebaͤume, welche nur duͤnne ſtehen duͤrfen, allezeit Korallenpflanzen und zwar von der ge- woͤhnlichen Art (Erythrina corallodendrum, javaniſch Dadap), um den Caffeebaͤumen gehoͤrigen Schatten zu verſchaffen; weil ſonſt die Sonnenhitze fuͤr ſie allzubren- nend ſeyn wuͤrde. Es iſt wirklich etwas ungemein ange- nehmes, eine ſolche Plantage zu ſehen. Sie iſt wie ein Wald von Baͤumen, die alle in geraden Linien gepflanzt, zum Theil aus hohen, weit auseinander geſetzten Baͤumen, zum Theil aus Straͤuchen beſtehen, die ſowohl mit einer Menge Caffeebohnen bedeckt ſind, als auch mit einer Menge weißer Blumen an ihren ausgebreiteten und etwas nieder haͤngenden Zweigen prangen. Zu Samarang bekam ich Gelegenheit die Ope- ration des Staarſtechens zu verrichten. Ein deutſcher Feldſcheer, der ehemals im Dienſte der Compagnie Thundergs Reiſen. Zweyt. Band. zweyter Th. K

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/441>, abgerufen am 28.11.2024.