das ist, der hier residirende Oberhauptmann oder Land- drost der Provinz, eine große Mahlzeit, zu welcher die sämmtlichen hier sich aufhaltenden Beamten und Bedienten der Compagnie, eingeladen waren.
Den 14ten May reisete ich mit einem holländi- schen Schiffe von Samarang nach Japara. An die- sem sehr angenehm liegenden Orte, wurde ich von Herrn van der Beek, Residenten der Compagnie hie- selbst, über die Maaße wohl aufgenommen. Dieser Mann besitzt nicht nur selbst Gelehrsamkeit, sondern ist auch ein großer Gönner und Beförderer der Wissen- schaften, und derer welche sie treiben; ein Verdienst, das in diesem entfernten Theile der östlichen Welt um so viel größer und wichtiger ist, je seltner hier Männer dieser Art anzutreffen sind. Seine vorzügliche Güte gegen mich, werde ich nie vergessen. Ich bedaure nur, daß das Schicksal mir nicht erlauben wollte, hier lange zu bleiben, weil das Schiff zu Juana schon völlig ge- laden hatte, und ich daher eilen mußte, dahin zu kom- men, um mit demselben nach Batavia zurückzugehen.
Den 20sten setzte ich meine Reise zu Pferde nach Juana fort, in Begleitung eines Javaners, den Herr van der Beek mir zum Wegweiser mitgegeben hatte. Da der Weg zu weit war, als daß ich ihn bey der starken Hitze in einem Tage hätte zurücklegen kön- nen, so hatte ich von demselben auch ein Empfehlungs- schreiben an einen Fürsten bekommen, den ich unterwe- gens besuchen, und bey dem ich die Nacht Quartier neh- men sollte. Dieser Fürst hatte die Schwester des Kaisers zur Gemahlin. Ich brachte die Nacht bey ihm zu, nach- dem ich am Abend die Ehre gehabt hatte, mit ihm allein an seiner Tafel zu speisen, und in maleyischer Sprache, so gut ich konnte, mich mit ihm über allerhand Dinge
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Erſte Reiſe innerhalb Java.
das iſt, der hier reſidirende Oberhauptmann oder Land- droſt der Provinz, eine große Mahlzeit, zu welcher die ſaͤmmtlichen hier ſich aufhaltenden Beamten und Bedienten der Compagnie, eingeladen waren.
Den 14ten May reiſete ich mit einem hollaͤndi- ſchen Schiffe von Samarang nach Japara. An die- ſem ſehr angenehm liegenden Orte, wurde ich von Herrn van der Beek, Reſidenten der Compagnie hie- ſelbſt, uͤber die Maaße wohl aufgenommen. Dieſer Mann beſitzt nicht nur ſelbſt Gelehrſamkeit, ſondern iſt auch ein großer Goͤnner und Befoͤrderer der Wiſſen- ſchaften, und derer welche ſie treiben; ein Verdienſt, das in dieſem entfernten Theile der oͤſtlichen Welt um ſo viel groͤßer und wichtiger iſt, je ſeltner hier Maͤnner dieſer Art anzutreffen ſind. Seine vorzuͤgliche Guͤte gegen mich, werde ich nie vergeſſen. Ich bedaure nur, daß das Schickſal mir nicht erlauben wollte, hier lange zu bleiben, weil das Schiff zu Juana ſchon voͤllig ge- laden hatte, und ich daher eilen mußte, dahin zu kom- men, um mit demſelben nach Batavia zuruͤckzugehen.
Den 20ſten ſetzte ich meine Reiſe zu Pferde nach Juana fort, in Begleitung eines Javaners, den Herr van der Beek mir zum Wegweiſer mitgegeben hatte. Da der Weg zu weit war, als daß ich ihn bey der ſtarken Hitze in einem Tage haͤtte zuruͤcklegen koͤn- nen, ſo hatte ich von demſelben auch ein Empfehlungs- ſchreiben an einen Fuͤrſten bekommen, den ich unterwe- gens beſuchen, und bey dem ich die Nacht Quartier neh- men ſollte. Dieſer Fuͤrſt hatte die Schweſter des Kaiſers zur Gemahlin. Ich brachte die Nacht bey ihm zu, nach- dem ich am Abend die Ehre gehabt hatte, mit ihm allein an ſeiner Tafel zu ſpeiſen, und in maleyiſcher Sprache, ſo gut ich konnte, mich mit ihm uͤber allerhand Dinge
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Erſte Reiſe innerhalb Java.
das iſt, der hier reſidirende Oberhauptmann oder Land-
droſt der Provinz, eine große Mahlzeit, zu welcher
die ſaͤmmtlichen hier ſich aufhaltenden Beamten und
Bedienten der Compagnie, eingeladen waren.
Den 14ten May reiſete ich mit einem hollaͤndi-
ſchen Schiffe von Samarang nach Japara. An die-
ſem ſehr angenehm liegenden Orte, wurde ich von
Herrn van der Beek, Reſidenten der Compagnie hie-
ſelbſt, uͤber die Maaße wohl aufgenommen. Dieſer
Mann beſitzt nicht nur ſelbſt Gelehrſamkeit, ſondern
iſt auch ein großer Goͤnner und Befoͤrderer der Wiſſen-
ſchaften, und derer welche ſie treiben; ein Verdienſt,
das in dieſem entfernten Theile der oͤſtlichen Welt um
ſo viel groͤßer und wichtiger iſt, je ſeltner hier Maͤnner
dieſer Art anzutreffen ſind. Seine vorzuͤgliche Guͤte
gegen mich, werde ich nie vergeſſen. Ich bedaure nur,
daß das Schickſal mir nicht erlauben wollte, hier lange
zu bleiben, weil das Schiff zu Juana ſchon voͤllig ge-
laden hatte, und ich daher eilen mußte, dahin zu kom-
men, um mit demſelben nach Batavia zuruͤckzugehen.
Den 20ſten ſetzte ich meine Reiſe zu Pferde nach
Juana fort, in Begleitung eines Javaners, den
Herr van der Beek mir zum Wegweiſer mitgegeben
hatte. Da der Weg zu weit war, als daß ich ihn bey
der ſtarken Hitze in einem Tage haͤtte zuruͤcklegen koͤn-
nen, ſo hatte ich von demſelben auch ein Empfehlungs-
ſchreiben an einen Fuͤrſten bekommen, den ich unterwe-
gens beſuchen, und bey dem ich die Nacht Quartier neh-
men ſollte. Dieſer Fuͤrſt hatte die Schweſter des Kaiſers
zur Gemahlin. Ich brachte die Nacht bey ihm zu, nach-
dem ich am Abend die Ehre gehabt hatte, mit ihm allein
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/443>, abgerufen am 28.11.2024.
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