zu unterhalten. Indessen störte mich das Geschrey von Eulen und andern Thieren, die sich die ganze Nacht hören ließen, gar sehr im Schlafe.
Am folgenden Tage langte ich zu Juana an, wo ich mich sogleich in einer Schaluppe an Bord des Schif- fes bringen ließ, welches schon eine ganze Meile weit von der Rhede weg lag.
An der nördlichen Küste von Java, ist der Strand sehr niedrig, und die Häfen sind seicht und größten- theils voll Schlamm. Die Schiffe müssen deswegen weit auf der Reede hinaus ankern, und wenn sie schwer beladen werden, setzen sie sich oft im Schlamm fest. Dies war jetzt auch bey Juana der Fall, ohnerachtet das Schif schon weit vom Lande vor Anker gegangen war, um den Rest der Ladung einzunehmen; und ob wir gleich die Zeit abpaßten, da hohes Wasser war, um die Segel aufzuziehen, wurden wir dennoch ge- nöthigt, eine Menge Bretter, die zur Ladung gehör- ten, wieder aus und in große Böte zu laden, um das Schiff nur leichter zu machen. Als endlich der Wind etwas stark wurde, segelten wir zwar, jedoch noch zwey ganze Meilen weit so tief im Moder, daß das Wasser hinter dem Schiffe von der blauen Schlammerde ganz dick und bläulich aussah. Alle Seefahrer bezeu- gen einmüthig, daß hier das Wasser jelänger, desto mehr abnimmt, der Strand immer höher, und die Hä- fen immer seichter werden. Dies, sagen sie, hat seit der Zeit, da zuerst Schiffe der ostindischen Compagnie hieher kamen, dermaßen zugenommen, daß jetzt da Morast ist, wo ehemals die Schiffe lagen, und wo sie sich jetzt weit entfernt halten müssen. Die Nordseite von Java ist die fruchtbarste, die Südseise hingegen sehr gebir- gig und unfruchtbarer, das Wasser aber ist allda
Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
zu unterhalten. Indeſſen ſtoͤrte mich das Geſchrey von Eulen und andern Thieren, die ſich die ganze Nacht hoͤren ließen, gar ſehr im Schlafe.
Am folgenden Tage langte ich zu Juana an, wo ich mich ſogleich in einer Schaluppe an Bord des Schif- fes bringen ließ, welches ſchon eine ganze Meile weit von der Rhede weg lag.
An der noͤrdlichen Kuͤſte von Java, iſt der Strand ſehr niedrig, und die Haͤfen ſind ſeicht und groͤßten- theils voll Schlamm. Die Schiffe muͤſſen deswegen weit auf der Reede hinaus ankern, und wenn ſie ſchwer beladen werden, ſetzen ſie ſich oft im Schlamm feſt. Dies war jetzt auch bey Juana der Fall, ohnerachtet das Schif ſchon weit vom Lande vor Anker gegangen war, um den Reſt der Ladung einzunehmen; und ob wir gleich die Zeit abpaßten, da hohes Waſſer war, um die Segel aufzuziehen, wurden wir dennoch ge- noͤthigt, eine Menge Bretter, die zur Ladung gehoͤr- ten, wieder aus und in große Boͤte zu laden, um das Schiff nur leichter zu machen. Als endlich der Wind etwas ſtark wurde, ſegelten wir zwar, jedoch noch zwey ganze Meilen weit ſo tief im Moder, daß das Waſſer hinter dem Schiffe von der blauen Schlammerde ganz dick und blaͤulich ausſah. Alle Seefahrer bezeu- gen einmuͤthig, daß hier das Waſſer jelaͤnger, deſto mehr abnimmt, der Strand immer hoͤher, und die Haͤ- fen immer ſeichter werden. Dies, ſagen ſie, hat ſeit der Zeit, da zuerſt Schiffe der oſtindiſchen Compagnie hieher kamen, dermaßen zugenommen, daß jetzt da Moraſt iſt, wo ehemals die Schiffe lagen, und wo ſie ſich jetzt weit entfernt halten muͤſſen. Die Nordſeite von Java iſt die fruchtbarſte, die Suͤdſeiſe hingegen ſehr gebir- gig und unfruchtbarer, das Waſſer aber iſt allda
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Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
zu unterhalten. Indeſſen ſtoͤrte mich das Geſchrey von
Eulen und andern Thieren, die ſich die ganze Nacht
hoͤren ließen, gar ſehr im Schlafe.
Am folgenden Tage langte ich zu Juana an, wo
ich mich ſogleich in einer Schaluppe an Bord des Schif-
fes bringen ließ, welches ſchon eine ganze Meile weit
von der Rhede weg lag.
An der noͤrdlichen Kuͤſte von Java, iſt der Strand
ſehr niedrig, und die Haͤfen ſind ſeicht und groͤßten-
theils voll Schlamm. Die Schiffe muͤſſen deswegen
weit auf der Reede hinaus ankern, und wenn ſie ſchwer
beladen werden, ſetzen ſie ſich oft im Schlamm feſt.
Dies war jetzt auch bey Juana der Fall, ohnerachtet
das Schif ſchon weit vom Lande vor Anker gegangen
war, um den Reſt der Ladung einzunehmen; und ob
wir gleich die Zeit abpaßten, da hohes Waſſer war,
um die Segel aufzuziehen, wurden wir dennoch ge-
noͤthigt, eine Menge Bretter, die zur Ladung gehoͤr-
ten, wieder aus und in große Boͤte zu laden, um das
Schiff nur leichter zu machen. Als endlich der Wind
etwas ſtark wurde, ſegelten wir zwar, jedoch noch
zwey ganze Meilen weit ſo tief im Moder, daß das
Waſſer hinter dem Schiffe von der blauen Schlammerde
ganz dick und blaͤulich ausſah. Alle Seefahrer bezeu-
gen einmuͤthig, daß hier das Waſſer jelaͤnger, deſto
mehr abnimmt, der Strand immer hoͤher, und die Haͤ-
fen immer ſeichter werden. Dies, ſagen ſie, hat ſeit der
Zeit, da zuerſt Schiffe der oſtindiſchen Compagnie hieher
kamen, dermaßen zugenommen, daß jetzt da Moraſt
iſt, wo ehemals die Schiffe lagen, und wo ſie ſich jetzt
weit entfernt halten muͤſſen. Die Nordſeite von Java
iſt die fruchtbarſte, die Suͤdſeiſe hingegen ſehr gebir-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/444>, abgerufen am 28.11.2024.
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