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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Zweyte Reise innerhalb Java.
und verschlungen worden, aber den Laut starker Blase-
Instrumente können sie gar nicht vertragen.

Gegen Abend trafen wir zu Buytenzorg ein.
Ehe wir aber dahin kamen, ritten wir nach einer
Stelle unweit Paditulis, um einen sehr alten Stein
zu besehen, auf welchem eine eingehauene Inschrift
befindlich ist, die bisher noch niemand hat lesen oder
erklären können. Der Stein ist ungefähr Mannshoch
und etwa zwey Fuß breit. Die Buchstaben scheinen
von der Linken zur Rechten geschrieben zu seyn, und
machen neuntehalb Zeilen aus.

Den 26sten machten wir wieder einen kleinen
Nebenritt nach dem Berge Tjorroton, welcher in meh-
reren Hinsichten merkwürdig ist. Er steht ganz iso-
lirt, und beynahe mitten im Lande. Die Reise dahin
nahmen wir hauptsächlich in der Abficht vor, die be-
sondern Höhlen dieses Berges zu besehen, worin die
chinesischen Schwalben (Hirundo esculenta) ihre Nester
bauen, welches die bekannten geleeartigen Vogelnester
sind, die als große Leckerbissen gegessen werden. Wir
giengen zu Fuß hinauf, und kamen in kurzer Zeit auf
den Gipfel. Jene Höhlen sind eigentlich an der Süd-
seite des Berges und oben ganz bedeckt. Sie scheinen
nicht auf die Art, daß der Berg große Ritzen bekom-
men, entstanden zu seyn, weil man oberwärts gar
keine Ritzen sieht; sondern mir kam es vor, daß sie
ihren Ursprung dem Verwittern einzelner Theile des
Berges zu verdanken haben, weil sie allezeit nach
unten gehen und unten Wasser enthalten. Ich gieng
in einige dieser Höhlen hinein, und stieg sogar eine
gute Strecke auf Leitern von Bamborohr darin hinun-
ter, ohne etwas anders als Gefahr, Dunkelheit und

Zweyte Reiſe innerhalb Java.
und verſchlungen worden, aber den Laut ſtarker Blaſe-
Inſtrumente koͤnnen ſie gar nicht vertragen.

Gegen Abend trafen wir zu Buytenzorg ein.
Ehe wir aber dahin kamen, ritten wir nach einer
Stelle unweit Paditulis, um einen ſehr alten Stein
zu beſehen, auf welchem eine eingehauene Inſchrift
befindlich iſt, die bisher noch niemand hat leſen oder
erklaͤren koͤnnen. Der Stein iſt ungefaͤhr Mannshoch
und etwa zwey Fuß breit. Die Buchſtaben ſcheinen
von der Linken zur Rechten geſchrieben zu ſeyn, und
machen neuntehalb Zeilen aus.

Den 26ſten machten wir wieder einen kleinen
Nebenritt nach dem Berge Tjorroton, welcher in meh-
reren Hinſichten merkwuͤrdig iſt. Er ſteht ganz iſo-
lirt, und beynahe mitten im Lande. Die Reiſe dahin
nahmen wir hauptſaͤchlich in der Abficht vor, die be-
ſondern Hoͤhlen dieſes Berges zu beſehen, worin die
chineſiſchen Schwalben (Hirundo eſculenta) ihre Neſter
bauen, welches die bekannten geleeartigen Vogelneſter
ſind, die als große Leckerbiſſen gegeſſen werden. Wir
giengen zu Fuß hinauf, und kamen in kurzer Zeit auf
den Gipfel. Jene Hoͤhlen ſind eigentlich an der Suͤd-
ſeite des Berges und oben ganz bedeckt. Sie ſcheinen
nicht auf die Art, daß der Berg große Ritzen bekom-
men, entſtanden zu ſeyn, weil man oberwaͤrts gar
keine Ritzen ſieht; ſondern mir kam es vor, daß ſie
ihren Urſprung dem Verwittern einzelner Theile des
Berges zu verdanken haben, weil ſie allezeit nach
unten gehen und unten Waſſer enthalten. Ich gieng
in einige dieſer Hoͤhlen hinein, und ſtieg ſogar eine
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[155/0451] Zweyte Reiſe innerhalb Java. und verſchlungen worden, aber den Laut ſtarker Blaſe- Inſtrumente koͤnnen ſie gar nicht vertragen. Gegen Abend trafen wir zu Buytenzorg ein. Ehe wir aber dahin kamen, ritten wir nach einer Stelle unweit Paditulis, um einen ſehr alten Stein zu beſehen, auf welchem eine eingehauene Inſchrift befindlich iſt, die bisher noch niemand hat leſen oder erklaͤren koͤnnen. Der Stein iſt ungefaͤhr Mannshoch und etwa zwey Fuß breit. Die Buchſtaben ſcheinen von der Linken zur Rechten geſchrieben zu ſeyn, und machen neuntehalb Zeilen aus. Den 26ſten machten wir wieder einen kleinen Nebenritt nach dem Berge Tjorroton, welcher in meh- reren Hinſichten merkwuͤrdig iſt. Er ſteht ganz iſo- lirt, und beynahe mitten im Lande. Die Reiſe dahin nahmen wir hauptſaͤchlich in der Abficht vor, die be- ſondern Hoͤhlen dieſes Berges zu beſehen, worin die chineſiſchen Schwalben (Hirundo eſculenta) ihre Neſter bauen, welches die bekannten geleeartigen Vogelneſter ſind, die als große Leckerbiſſen gegeſſen werden. Wir giengen zu Fuß hinauf, und kamen in kurzer Zeit auf den Gipfel. Jene Hoͤhlen ſind eigentlich an der Suͤd- ſeite des Berges und oben ganz bedeckt. Sie ſcheinen nicht auf die Art, daß der Berg große Ritzen bekom- men, entſtanden zu ſeyn, weil man oberwaͤrts gar keine Ritzen ſieht; ſondern mir kam es vor, daß ſie ihren Urſprung dem Verwittern einzelner Theile des Berges zu verdanken haben, weil ſie allezeit nach unten gehen und unten Waſſer enthalten. Ich gieng in einige dieſer Hoͤhlen hinein, und ſtieg ſogar eine gute Strecke auf Leitern von Bamborohr darin hinun- ter, ohne etwas anders als Gefahr, Dunkelheit und

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/451>, abgerufen am 29.05.2024.