Erschrockenheit und Muthlosigkeit des Capitains be- merkte, das Commando nahm, und eine Wendung machen ließ, wodurch das sehr tief gehende Schiff in- nerhalb wenig Minuten in tieferes Wasser gesetzt, und wir alle der Gefahr glücklich entrissen wurden.
Am folgenden Tage kam von Europa das seelän- dische Schiff Wilhelm der Fünfte, und einige Tage nachher das Schiff Loo von Amsterdam, allhier an.
Sobald wir die Anker geworfen hatten, schickte ich meine Empfehlungsschreiben nach Columbo, und eilte bald darauf selbst ans Land.
In der Stadt machte ich zuerst dem Gouverneur Falk die Aufwartung. Dieser Herr ist ein gelehrter und verständiger Mann, und zugleich der uneigen- nützigste von allen Beamten der Compagnie, die ich kenne. Er ist auf Ceylon gebohren, und hat zu Utrecht studirt. Der Generalgeuverneur van der Parra, hat ihn zu diesem Dienste befördert, dessen er sich auch in jedem Betrachte völlig würdig bezeigt.
Ausser vielen andern, die mir hier Freundschaft erwiesen, muß ich vorzüglich Herrn van Sluysken rüh- men. Man nennt ihn hier gewöhnlich Capitain Ka- neel (Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder Zimmt) schälen und liefern, unter seinem Befehl ste- hen. Bey diesem war ich gewöhnlich zwey bis dreymal in der Woche zu Gaste, und fand bey ihm allemal eine muntere Gesellschaft.
Ferner machte ich hier die Bekanntschaft zweyer würdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi- cier bey der hiesigen Garnison war, und Herr van Keu- len, eigentlich Kjellin, welcher sich hier als Bürger niedergelassen hatte, und ausgebreitete, einträgliche Handlung auf der Küste Koromandel trieb. Auch
Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Erſchrockenheit und Muthloſigkeit des Capitains be- merkte, das Commando nahm, und eine Wendung machen ließ, wodurch das ſehr tief gehende Schiff in- nerhalb wenig Minuten in tieferes Waſſer geſetzt, und wir alle der Gefahr gluͤcklich entriſſen wurden.
Am folgenden Tage kam von Europa das ſeelaͤn- diſche Schiff Wilhelm der Fuͤnfte, und einige Tage nachher das Schiff Loo von Amſterdam, allhier an.
Sobald wir die Anker geworfen hatten, ſchickte ich meine Empfehlungsſchreiben nach Columbo, und eilte bald darauf ſelbſt ans Land.
In der Stadt machte ich zuerſt dem Gouverneur Falk die Aufwartung. Dieſer Herr iſt ein gelehrter und verſtaͤndiger Mann, und zugleich der uneigen- nuͤtzigſte von allen Beamten der Compagnie, die ich kenne. Er iſt auf Ceylon gebohren, und hat zu Utrecht ſtudirt. Der Generalgeuverneur van der Parra, hat ihn zu dieſem Dienſte befoͤrdert, deſſen er ſich auch in jedem Betrachte voͤllig wuͤrdig bezeigt.
Auſſer vielen andern, die mir hier Freundſchaft erwieſen, muß ich vorzuͤglich Herrn van Sluyſken ruͤh- men. Man nennt ihn hier gewoͤhnlich Capitain Ka- neel (Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder Zimmt) ſchaͤlen und liefern, unter ſeinem Befehl ſte- hen. Bey dieſem war ich gewoͤhnlich zwey bis dreymal in der Woche zu Gaſte, und fand bey ihm allemal eine muntere Geſellſchaft.
Ferner machte ich hier die Bekanntſchaft zweyer wuͤrdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi- cier bey der hieſigen Garniſon war, und Herr van Keu- len, eigentlich Kjellin, welcher ſich hier als Buͤrger niedergelaſſen hatte, und ausgebreitete, eintraͤgliche Handlung auf der Kuͤſte Koromandel trieb. Auch
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Vierte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Erſchrockenheit und Muthloſigkeit des Capitains be-
merkte, das Commando nahm, und eine Wendung
machen ließ, wodurch das ſehr tief gehende Schiff in-
nerhalb wenig Minuten in tieferes Waſſer geſetzt, und
wir alle der Gefahr gluͤcklich entriſſen wurden.
Am folgenden Tage kam von Europa das ſeelaͤn-
diſche Schiff Wilhelm der Fuͤnfte, und einige Tage
nachher das Schiff Loo von Amſterdam, allhier an.
Sobald wir die Anker geworfen hatten, ſchickte
ich meine Empfehlungsſchreiben nach Columbo, und
eilte bald darauf ſelbſt ans Land.
In der Stadt machte ich zuerſt dem Gouverneur
Falk die Aufwartung. Dieſer Herr iſt ein gelehrter
und verſtaͤndiger Mann, und zugleich der uneigen-
nuͤtzigſte von allen Beamten der Compagnie, die ich
kenne. Er iſt auf Ceylon gebohren, und hat zu
Utrecht ſtudirt. Der Generalgeuverneur van der
Parra, hat ihn zu dieſem Dienſte befoͤrdert, deſſen er
ſich auch in jedem Betrachte voͤllig wuͤrdig bezeigt.
Auſſer vielen andern, die mir hier Freundſchaft
erwieſen, muß ich vorzuͤglich Herrn van Sluyſken ruͤh-
men. Man nennt ihn hier gewoͤhnlich Capitain Ka-
neel (Zimmt-Capitain), weil alle, die den Kaneel (oder
Zimmt) ſchaͤlen und liefern, unter ſeinem Befehl ſte-
hen. Bey dieſem war ich gewoͤhnlich zwey bis dreymal
in der Woche zu Gaſte, und fand bey ihm allemal eine
muntere Geſellſchaft.
Ferner machte ich hier die Bekanntſchaft zweyer
wuͤrdiger Landsleute, Baron von Albedyl, der Offi-
cier bey der hieſigen Garniſon war, und Herr van Keu-
len, eigentlich Kjellin, welcher ſich hier als Buͤrger
niedergelaſſen hatte, und ausgebreitete, eintraͤgliche
Handlung auf der Kuͤſte Koromandel trieb. Auch
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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