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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
Absicht weit in die Wälder landwärts ein schickte,
brachten mir nur einige Zweige ohne Blumen, woraus
ich doch sah, daß der Baum weder die stinkende Anagy-
ris (Anagyris foetida) noch der eigentliche sogenannte
größere Stinkbaum (Sterculia foetida) ist. Ich hatte
auch einige kleine lebendige Bäume in Kasten gepflanzt,
und brachte sie auch wohlbehalten bis in den Kanal zwi-
schen Frankreich und England; hier wurden sie aber,
nebst vielen andern seltnen Bäumen und Gewächsen von
Sturm und Kälte so ruinirt, daß sie ganz verloren
giengen. Vom Holze nahm ich auch einige Stücke
mit; diese aber haben mit der Zeit ihren Geruch so ganz
verloren, daß man gar nichts mehr davon spürt.

Ich lernte hier auch einen andern merkwürdigen
Baum kennen, den die Holländer Slangenhout
(Schlangenholz), die Cingaleser Godagandu nennen,
dessen Holz einen sehr barschen Geschmack hat. Das
Holz wird nicht nur, als ein gutes Gegengift, wie auch
wenn jemand von Schlangen gebissen ist, sondern in
schlimmen hitzigen Fiebern gebraucht. Die Europäer
lassen Becher daraus drechseln, welche sie voll Wein
giessen, der in kurzer Zeit die Kraft aus dem Holze
zieht, einen barschen Geschmack annimmt, und als
ein magenstärkendes Mittel gebraucht wird. Das
Wasser zieht eine grünliche Tinctur aus dem Holze.
Vermuthlich ist dieser Baum das eigentliche oder wahre
Schlangenholz (Ophioxylum serpentinum), wiewohl
ich nicht Gelegenheit gehabt habe, Blumen davon zu
sehen. Das Holz sieht wie Eichenholz aus, hat eben
solche graue Farbe und viele kleine Löcher, durch welche
in den daraus gedrechselten Bechern das Wasser sich
durchseihet.


Die

Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Abſicht weit in die Waͤlder landwaͤrts ein ſchickte,
brachten mir nur einige Zweige ohne Blumen, woraus
ich doch ſah, daß der Baum weder die ſtinkende Anagy-
ris (Anagyris foetida) noch der eigentliche ſogenannte
groͤßere Stinkbaum (Sterculia foetida) iſt. Ich hatte
auch einige kleine lebendige Baͤume in Kaſten gepflanzt,
und brachte ſie auch wohlbehalten bis in den Kanal zwi-
ſchen Frankreich und England; hier wurden ſie aber,
nebſt vielen andern ſeltnen Baͤumen und Gewaͤchſen von
Sturm und Kaͤlte ſo ruinirt, daß ſie ganz verloren
giengen. Vom Holze nahm ich auch einige Stuͤcke
mit; dieſe aber haben mit der Zeit ihren Geruch ſo ganz
verloren, daß man gar nichts mehr davon ſpuͤrt.

Ich lernte hier auch einen andern merkwuͤrdigen
Baum kennen, den die Hollaͤnder Slangenhout
(Schlangenholz), die Cingaleſer Godagandu nennen,
deſſen Holz einen ſehr barſchen Geſchmack hat. Das
Holz wird nicht nur, als ein gutes Gegengift, wie auch
wenn jemand von Schlangen gebiſſen iſt, ſondern in
ſchlimmen hitzigen Fiebern gebraucht. Die Europaͤer
laſſen Becher daraus drechſeln, welche ſie voll Wein
gieſſen, der in kurzer Zeit die Kraft aus dem Holze
zieht, einen barſchen Geſchmack annimmt, und als
ein magenſtaͤrkendes Mittel gebraucht wird. Das
Waſſer zieht eine gruͤnliche Tinctur aus dem Holze.
Vermuthlich iſt dieſer Baum das eigentliche oder wahre
Schlangenholz (Ophioxylum ſerpentinum), wiewohl
ich nicht Gelegenheit gehabt habe, Blumen davon zu
ſehen. Das Holz ſieht wie Eichenholz aus, hat eben
ſolche graue Farbe und viele kleine Loͤcher, durch welche
in den daraus gedrechſelten Bechern das Waſſer ſich
durchſeihet.


Die
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[208/0504] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. Abſicht weit in die Waͤlder landwaͤrts ein ſchickte, brachten mir nur einige Zweige ohne Blumen, woraus ich doch ſah, daß der Baum weder die ſtinkende Anagy- ris (Anagyris foetida) noch der eigentliche ſogenannte groͤßere Stinkbaum (Sterculia foetida) iſt. Ich hatte auch einige kleine lebendige Baͤume in Kaſten gepflanzt, und brachte ſie auch wohlbehalten bis in den Kanal zwi- ſchen Frankreich und England; hier wurden ſie aber, nebſt vielen andern ſeltnen Baͤumen und Gewaͤchſen von Sturm und Kaͤlte ſo ruinirt, daß ſie ganz verloren giengen. Vom Holze nahm ich auch einige Stuͤcke mit; dieſe aber haben mit der Zeit ihren Geruch ſo ganz verloren, daß man gar nichts mehr davon ſpuͤrt. Ich lernte hier auch einen andern merkwuͤrdigen Baum kennen, den die Hollaͤnder Slangenhout (Schlangenholz), die Cingaleſer Godagandu nennen, deſſen Holz einen ſehr barſchen Geſchmack hat. Das Holz wird nicht nur, als ein gutes Gegengift, wie auch wenn jemand von Schlangen gebiſſen iſt, ſondern in ſchlimmen hitzigen Fiebern gebraucht. Die Europaͤer laſſen Becher daraus drechſeln, welche ſie voll Wein gieſſen, der in kurzer Zeit die Kraft aus dem Holze zieht, einen barſchen Geſchmack annimmt, und als ein magenſtaͤrkendes Mittel gebraucht wird. Das Waſſer zieht eine gruͤnliche Tinctur aus dem Holze. Vermuthlich iſt dieſer Baum das eigentliche oder wahre Schlangenholz (Ophioxylum ſerpentinum), wiewohl ich nicht Gelegenheit gehabt habe, Blumen davon zu ſehen. Das Holz ſieht wie Eichenholz aus, hat eben ſolche graue Farbe und viele kleine Loͤcher, durch welche in den daraus gedrechſelten Bechern das Waſſer ſich durchſeihet. Die

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/504>, abgerufen am 22.11.2024.