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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Botanische Nachrichten von Ceylon.

Die Flechten in der Haut (Herpes) werden hier
mit den Saamenkapseln des lindenblättrigen Eibisch
(Hibiscus tiliaceus) vertrieben, indem man den Saft
davon auf die ausgeschlagene Stelle streicht. Dieser
schöne Baum wird zu Columbo und an andern Orten
in Alleen gepflanzt; er blühet mehrere Monathe nach
einander, und giebt durch die veränderte Farbe seiner
Blumen viel Schmuck. Die Mungosschlangenwurz
(Ophiorrhiza Mungos) ceylonisch Mendi, wird von den
Indianern gegen den Biß der Schlangen; Blätter und
Rinde aber gekocht wie ein Decoct gebraucht.

Auf der Reise nach Negumbo hatte ich ein Ver-
gnügen, welches ich jetzt am wenigsten erwartete, nem-
lich die schöne zweyzeilige Burmannie (Burmannia di-
sticha
) zu finden, die ich fünf Monathe hindurch sehr
emsig gesucht, und welche aufzusuchen und mir zu ver-
schaffen ich viele Cingaleser aufgemuntert hatte. Sie
stand an den niedrigen und noch mit Wasser angefüllten
Stellen im Walde, und hatte erst vor kurzem ihre
kleinen Blumen geöfnet. Ich sammelte und trocknete
davon soviel als ich hier fand, um diese Seltenheit so-
wohl für meinen vortreflichen Gönner und Wohlthäter,
Professor Burmannus selbst, als für andre meiner
Freunde in Europa mitzunehmen. Die Ceyloner nen-
nen sie Wilende Wenne.

Zu Columbo brachte man mir Kardomom, der
im Innern des Landes gezogen seyn sollte. Er bestand
aus länglichen, dreyeckigen Saamenkapseln, beynahe
von der Länge eines Zolls, mithin von demjenigen ganz
verschieden, der auf der Insel Java gebaut wird.
Blumen davon konnte ich nicht bekommen; ich hätte sie
gern gehabt, um das Geschlecht bestimmen zu können.

Thunbergs Reisen. Zweyt. Band. zweyt. Th. O
Botaniſche Nachrichten von Ceylon.

Die Flechten in der Haut (Herpes) werden hier
mit den Saamenkapſeln des lindenblaͤttrigen Eibiſch
(Hibiſcus tiliaceus) vertrieben, indem man den Saft
davon auf die ausgeſchlagene Stelle ſtreicht. Dieſer
ſchoͤne Baum wird zu Columbo und an andern Orten
in Alleen gepflanzt; er bluͤhet mehrere Monathe nach
einander, und giebt durch die veraͤnderte Farbe ſeiner
Blumen viel Schmuck. Die Mungosſchlangenwurz
(Ophiorrhiza Mungos) ceyloniſch Mendi, wird von den
Indianern gegen den Biß der Schlangen; Blaͤtter und
Rinde aber gekocht wie ein Decoct gebraucht.

Auf der Reiſe nach Negumbo hatte ich ein Ver-
gnuͤgen, welches ich jetzt am wenigſten erwartete, nem-
lich die ſchoͤne zweyzeilige Burmannie (Burmannia di-
ſticha
) zu finden, die ich fuͤnf Monathe hindurch ſehr
emſig geſucht, und welche aufzuſuchen und mir zu ver-
ſchaffen ich viele Cingaleſer aufgemuntert hatte. Sie
ſtand an den niedrigen und noch mit Waſſer angefuͤllten
Stellen im Walde, und hatte erſt vor kurzem ihre
kleinen Blumen geoͤfnet. Ich ſammelte und trocknete
davon ſoviel als ich hier fand, um dieſe Seltenheit ſo-
wohl fuͤr meinen vortreflichen Goͤnner und Wohlthaͤter,
Profeſſor Burmannus ſelbſt, als fuͤr andre meiner
Freunde in Europa mitzunehmen. Die Ceyloner nen-
nen ſie Wilende Wenne.

Zu Columbo brachte man mir Kardomom, der
im Innern des Landes gezogen ſeyn ſollte. Er beſtand
aus laͤnglichen, dreyeckigen Saamenkapſeln, beynahe
von der Laͤnge eines Zolls, mithin von demjenigen ganz
verſchieden, der auf der Inſel Java gebaut wird.
Blumen davon konnte ich nicht bekommen; ich haͤtte ſie
gern gehabt, um das Geſchlecht beſtimmen zu koͤnnen.

Thunbergs Reiſen. Zweyt. Band. zweyt. Th. O
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[209/0505] Botaniſche Nachrichten von Ceylon. Die Flechten in der Haut (Herpes) werden hier mit den Saamenkapſeln des lindenblaͤttrigen Eibiſch (Hibiſcus tiliaceus) vertrieben, indem man den Saft davon auf die ausgeſchlagene Stelle ſtreicht. Dieſer ſchoͤne Baum wird zu Columbo und an andern Orten in Alleen gepflanzt; er bluͤhet mehrere Monathe nach einander, und giebt durch die veraͤnderte Farbe ſeiner Blumen viel Schmuck. Die Mungosſchlangenwurz (Ophiorrhiza Mungos) ceyloniſch Mendi, wird von den Indianern gegen den Biß der Schlangen; Blaͤtter und Rinde aber gekocht wie ein Decoct gebraucht. Auf der Reiſe nach Negumbo hatte ich ein Ver- gnuͤgen, welches ich jetzt am wenigſten erwartete, nem- lich die ſchoͤne zweyzeilige Burmannie (Burmannia di- ſticha) zu finden, die ich fuͤnf Monathe hindurch ſehr emſig geſucht, und welche aufzuſuchen und mir zu ver- ſchaffen ich viele Cingaleſer aufgemuntert hatte. Sie ſtand an den niedrigen und noch mit Waſſer angefuͤllten Stellen im Walde, und hatte erſt vor kurzem ihre kleinen Blumen geoͤfnet. Ich ſammelte und trocknete davon ſoviel als ich hier fand, um dieſe Seltenheit ſo- wohl fuͤr meinen vortreflichen Goͤnner und Wohlthaͤter, Profeſſor Burmannus ſelbſt, als fuͤr andre meiner Freunde in Europa mitzunehmen. Die Ceyloner nen- nen ſie Wilende Wenne. Zu Columbo brachte man mir Kardomom, der im Innern des Landes gezogen ſeyn ſollte. Er beſtand aus laͤnglichen, dreyeckigen Saamenkapſeln, beynahe von der Laͤnge eines Zolls, mithin von demjenigen ganz verſchieden, der auf der Inſel Java gebaut wird. Blumen davon konnte ich nicht bekommen; ich haͤtte ſie gern gehabt, um das Geſchlecht beſtimmen zu koͤnnen. Thunbergs Reiſen. Zweyt. Band. zweyt. Th. O

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/505>, abgerufen am 22.11.2024.