bo, wo sie ansehnliche Handlung treiben, eine ziemlich große Anzahl. Sie sind meistens lang von Statur, schwärzer als die eingebornen Insulaner und wohl gekleidet.
Die Portugiesen haben hier, wie anderwärts, wäh- rend ihres Hierseyns sowohl die christliche Religion, als auch ihre Sprache einzuführen gesucht. Die Holländer haben sich seitdem sie hieher gekommen sind, bemühet, das Christenthum hier aufrecht zu erhalten. Zu diesem Ende sind von der Compagnie sowohl Kirchen als Schu- len für die Eingebornen und Sklaven beybehalten, auch Geistliche zu ihrer Unterweisung und zur Haltung des Gottesdienstes bestellt.
Kurz vor meiner Ankunft war von der dänischen Mission zu Trankebar ein lutherischer Geistlicher nach Ceylon gekommen, um zu Columbo einige Predigten zu halten, besonders aber seinen hiesigen Glaubensgenossen das heilige Abendmal zu reichen, weil diese hier weder Kirche, noch einen eignen Prediger haben. Gewöhn- lich macht alle Jahr ein solcher Geistlicher die Reise von Trankebar hieher, aus Eifer für seine Religion, und aus Liebe zu seinen Glaubensverwandten, die gleich- wohl seine Mühe und Beschwerde nur sehr mäßig beloh- nen. Einige legen hier der gedachten dänischen Mission großen Ruhm bey. Man hat mich versichert, daß, wenn die Katholiken mit eben so viel Sanftmuth, Leut- seligkeit und christlicher Liebe, als diese Missionäre thun, ohne Haabsucht, Herrschbegierde, Uebermuth und Ge- walthätigkeit, die Lehre Jesu in Indien auszubreiten ge- sucht hätten, der größte Theil der zahlreichen Einwohner Asiens jetzt Bekenner derselben seyn würden.
Vierte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
bo, wo ſie anſehnliche Handlung treiben, eine ziemlich große Anzahl. Sie ſind meiſtens lang von Statur, ſchwaͤrzer als die eingebornen Inſulaner und wohl gekleidet.
Die Portugieſen haben hier, wie anderwaͤrts, waͤh- rend ihres Hierſeyns ſowohl die chriſtliche Religion, als auch ihre Sprache einzufuͤhren geſucht. Die Hollaͤnder haben ſich ſeitdem ſie hieher gekommen ſind, bemuͤhet, das Chriſtenthum hier aufrecht zu erhalten. Zu dieſem Ende ſind von der Compagnie ſowohl Kirchen als Schu- len fuͤr die Eingebornen und Sklaven beybehalten, auch Geiſtliche zu ihrer Unterweiſung und zur Haltung des Gottesdienſtes beſtellt.
Kurz vor meiner Ankunft war von der daͤniſchen Miſſion zu Trankebar ein lutheriſcher Geiſtlicher nach Ceylon gekommen, um zu Columbo einige Predigten zu halten, beſonders aber ſeinen hieſigen Glaubensgenoſſen das heilige Abendmal zu reichen, weil dieſe hier weder Kirche, noch einen eignen Prediger haben. Gewoͤhn- lich macht alle Jahr ein ſolcher Geiſtlicher die Reiſe von Trankebar hieher, aus Eifer fuͤr ſeine Religion, und aus Liebe zu ſeinen Glaubensverwandten, die gleich- wohl ſeine Muͤhe und Beſchwerde nur ſehr maͤßig beloh- nen. Einige legen hier der gedachten daͤniſchen Miſſion großen Ruhm bey. Man hat mich verſichert, daß, wenn die Katholiken mit eben ſo viel Sanftmuth, Leut- ſeligkeit und chriſtlicher Liebe, als dieſe Miſſionaͤre thun, ohne Haabſucht, Herrſchbegierde, Uebermuth und Ge- walthaͤtigkeit, die Lehre Jeſu in Indien auszubreiten ge- ſucht haͤtten, der groͤßte Theil der zahlreichen Einwohner Aſiens jetzt Bekenner derſelben ſeyn wuͤrden.
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Vierte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
bo, wo ſie anſehnliche Handlung treiben, eine ziemlich
große Anzahl. Sie ſind meiſtens lang von Statur,
ſchwaͤrzer als die eingebornen Inſulaner und wohl
gekleidet.
Die Portugieſen haben hier, wie anderwaͤrts, waͤh-
rend ihres Hierſeyns ſowohl die chriſtliche Religion, als
auch ihre Sprache einzufuͤhren geſucht. Die Hollaͤnder
haben ſich ſeitdem ſie hieher gekommen ſind, bemuͤhet,
das Chriſtenthum hier aufrecht zu erhalten. Zu dieſem
Ende ſind von der Compagnie ſowohl Kirchen als Schu-
len fuͤr die Eingebornen und Sklaven beybehalten, auch
Geiſtliche zu ihrer Unterweiſung und zur Haltung des
Gottesdienſtes beſtellt.
Kurz vor meiner Ankunft war von der daͤniſchen
Miſſion zu Trankebar ein lutheriſcher Geiſtlicher nach
Ceylon gekommen, um zu Columbo einige Predigten zu
halten, beſonders aber ſeinen hieſigen Glaubensgenoſſen
das heilige Abendmal zu reichen, weil dieſe hier weder
Kirche, noch einen eignen Prediger haben. Gewoͤhn-
lich macht alle Jahr ein ſolcher Geiſtlicher die Reiſe
von Trankebar hieher, aus Eifer fuͤr ſeine Religion,
und aus Liebe zu ſeinen Glaubensverwandten, die gleich-
wohl ſeine Muͤhe und Beſchwerde nur ſehr maͤßig beloh-
nen. Einige legen hier der gedachten daͤniſchen Miſſion
großen Ruhm bey. Man hat mich verſichert, daß,
wenn die Katholiken mit eben ſo viel Sanftmuth, Leut-
ſeligkeit und chriſtlicher Liebe, als dieſe Miſſionaͤre thun,
ohne Haabſucht, Herrſchbegierde, Uebermuth und Ge-
walthaͤtigkeit, die Lehre Jeſu in Indien auszubreiten ge-
ſucht haͤtten, der groͤßte Theil der zahlreichen Einwohner
Aſiens jetzt Bekenner derſelben ſeyn wuͤrden.
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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