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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Religion, Sitten, Sprache etc. der Ceyloner.

Die Heiden in Ceylon beten, wie andere östliche
Völker Asiens, vorzüglich den Abgott Budha oder Budso
an, dessen Bild man nicht nur in ihrem Tempel, sondern
auch oft in ihren Häusern antrifft. Sie nennen ihn
Deani Budu Hamdrue, das heißt, Herr Gott Budu.
In den Tempeln bringen sie ihm allerley Opfer dar, wel-
che zugleich die Einkünfte der Priester ausmachen. Mit
diesen Opfern bezeichnen sie oft ihre Bedürfnisse und An-
liegen. Wenn einer oder mehrere in einem Hause krank
geworden sind, so lassen sie dünne Silberbleche schmie-
den, und daraus eine oder mehrere menschliche Figuren
im Kleinen bilden, die sie dann auf den Altar des Budha
legen. Hat jemand kranke Augen, so lassen sie ein Paar
silberne Augen machen, und so weiter. Wenn sie aber
seine Hülfe im Allgemeinen anrufen, so lassen sie die
Figur des oben erwähnten heiligen Feigenbaums oder
auch die Frucht des Nierenbaums (Anacardium), die
ihrer Meinung nach diesem Gotte besonders angenehm
sind, von Silber verfertigen. Wenn die Priester eine
Menge solcher Opfer zusammen gebracht haben, so
schmelzen sie sie wieder ein, oder verkaufen sie nach dem
Gewicht an die Goldschmiede. Ich hatte Gelegenheit
verschiedene solcher Opferstücke zu Kauf zu bekommen,
so wie auch einen kleinen, von purem Silber verfertigten
Hausgott Budha, der das harte Schicksal hatte, von
seinem Besitzer an einen Europäer verpfändet zu wer-
den. Es trägt sich bisweilen zu, daß die äußerste Noth
sie dazu treibt, ein solches Götterbild zu verpfänden;
allein sobald sie nur einigermaaßen dazu kommen können,
lösen sie dergleichen Pfänder richtig ein. Der Budha
wird allezeit nach indischer Art, die Beine kreuzweise über

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Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner.

Die Heiden in Ceylon beten, wie andere oͤſtliche
Voͤlker Aſiens, vorzuͤglich den Abgott Budha oder Budſo
an, deſſen Bild man nicht nur in ihrem Tempel, ſondern
auch oft in ihren Haͤuſern antrifft. Sie nennen ihn
Deani Budu Hamdrue, das heißt, Herr Gott Budu.
In den Tempeln bringen ſie ihm allerley Opfer dar, wel-
che zugleich die Einkuͤnfte der Prieſter ausmachen. Mit
dieſen Opfern bezeichnen ſie oft ihre Beduͤrfniſſe und An-
liegen. Wenn einer oder mehrere in einem Hauſe krank
geworden ſind, ſo laſſen ſie duͤnne Silberbleche ſchmie-
den, und daraus eine oder mehrere menſchliche Figuren
im Kleinen bilden, die ſie dann auf den Altar des Budha
legen. Hat jemand kranke Augen, ſo laſſen ſie ein Paar
ſilberne Augen machen, und ſo weiter. Wenn ſie aber
ſeine Huͤlfe im Allgemeinen anrufen, ſo laſſen ſie die
Figur des oben erwaͤhnten heiligen Feigenbaums oder
auch die Frucht des Nierenbaums (Anacardium), die
ihrer Meinung nach dieſem Gotte beſonders angenehm
ſind, von Silber verfertigen. Wenn die Prieſter eine
Menge ſolcher Opfer zuſammen gebracht haben, ſo
ſchmelzen ſie ſie wieder ein, oder verkaufen ſie nach dem
Gewicht an die Goldſchmiede. Ich hatte Gelegenheit
verſchiedene ſolcher Opferſtuͤcke zu Kauf zu bekommen,
ſo wie auch einen kleinen, von purem Silber verfertigten
Hausgott Budha, der das harte Schickſal hatte, von
ſeinem Beſitzer an einen Europaͤer verpfaͤndet zu wer-
den. Es traͤgt ſich bisweilen zu, daß die aͤußerſte Noth
ſie dazu treibt, ein ſolches Goͤtterbild zu verpfaͤnden;
allein ſobald ſie nur einigermaaßen dazu kommen koͤnnen,
loͤſen ſie dergleichen Pfaͤnder richtig ein. Der Budha
wird allezeit nach indiſcher Art, die Beine kreuzweiſe uͤber

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[229/0525] Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner. Die Heiden in Ceylon beten, wie andere oͤſtliche Voͤlker Aſiens, vorzuͤglich den Abgott Budha oder Budſo an, deſſen Bild man nicht nur in ihrem Tempel, ſondern auch oft in ihren Haͤuſern antrifft. Sie nennen ihn Deani Budu Hamdrue, das heißt, Herr Gott Budu. In den Tempeln bringen ſie ihm allerley Opfer dar, wel- che zugleich die Einkuͤnfte der Prieſter ausmachen. Mit dieſen Opfern bezeichnen ſie oft ihre Beduͤrfniſſe und An- liegen. Wenn einer oder mehrere in einem Hauſe krank geworden ſind, ſo laſſen ſie duͤnne Silberbleche ſchmie- den, und daraus eine oder mehrere menſchliche Figuren im Kleinen bilden, die ſie dann auf den Altar des Budha legen. Hat jemand kranke Augen, ſo laſſen ſie ein Paar ſilberne Augen machen, und ſo weiter. Wenn ſie aber ſeine Huͤlfe im Allgemeinen anrufen, ſo laſſen ſie die Figur des oben erwaͤhnten heiligen Feigenbaums oder auch die Frucht des Nierenbaums (Anacardium), die ihrer Meinung nach dieſem Gotte beſonders angenehm ſind, von Silber verfertigen. Wenn die Prieſter eine Menge ſolcher Opfer zuſammen gebracht haben, ſo ſchmelzen ſie ſie wieder ein, oder verkaufen ſie nach dem Gewicht an die Goldſchmiede. Ich hatte Gelegenheit verſchiedene ſolcher Opferſtuͤcke zu Kauf zu bekommen, ſo wie auch einen kleinen, von purem Silber verfertigten Hausgott Budha, der das harte Schickſal hatte, von ſeinem Beſitzer an einen Europaͤer verpfaͤndet zu wer- den. Es traͤgt ſich bisweilen zu, daß die aͤußerſte Noth ſie dazu treibt, ein ſolches Goͤtterbild zu verpfaͤnden; allein ſobald ſie nur einigermaaßen dazu kommen koͤnnen, loͤſen ſie dergleichen Pfaͤnder richtig ein. Der Budha wird allezeit nach indiſcher Art, die Beine kreuzweiſe uͤber P 3

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/525>, abgerufen am 22.11.2024.