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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Religion, Sitten, Sprache etc. der Ceyloner
door Philippus de Vriest, Colombo 1747, 4. (Sech-
zehn Predigten in tamulischer Sprache). Auch bekam
ich hier Grammatica af. Singaleesche Taal-Konst,
door Johannes Ruell, Amsterdam 1708, 4.
(Gram-
matik der cingalesischen Sprache).

Das Baden in kaltem Wasser, besonders in der
offnen See an einem Strande der vor Krokodillen sicher
ist, ist sowohl unter den hiesigen Europäern, als auch
vorzüglich unter den Indianern allgemein gebräuchlich.
Wenn man am Nachmittage vor der Stadt spatzieren
geht, sieht man Schwarze und Weiße, Alte und Junge,
Freye und Sklaven, weiblichen und männlichen Ge-
schlechts, zu Hunderten im Wasser plätschern. Hiedurch
geben sie dem Körper die nöthige Kühle, und den
durch die brennende Sonnenhitze geschwächten Fibern
neue Stärke.

Man reiset in Ceylon in Tragsesseln oder sogenann-
ten Palankinen. Ein Palankin ist mehr offen, als ein
japanischer Norimon, auch in einigen andern Stücken
davon unterschieden, ob sie gleich in den meisten Rück-
sichten einander ähnlich sind. Die Bambostange, wo-
ran er getragen wird, geht über dem Dache oder der
Decke her, und wird von mehreren Mohren, die unter-
wegens einander ablösen, getragen. Man kann in
einem solchen Tragstuhle nach Belieben sitzen und liegen.
Er hat an allen vier Seiten Gardienen, damit man sich
gegen die Hitze der Sonne verwahren kann. Gewöhn-
lich reiset man mit sechs oder zwölf Trägern.

Die Vornehmen unter den Ceylonern, imgleichen
die Hofleute zu Candy, und die Kaiserlichen Abgesand-
ten an die Holländer, tragen lange goldne Ketten um

P 4

Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner
door Philippus de Vrieſt, Colombo 1747, 4. (Sech-
zehn Predigten in tamuliſcher Sprache). Auch bekam
ich hier Grammatica af. Singaleeſche Taal-Konſt,
door Johannes Ruell, Amſterdam 1708, 4.
(Gram-
matik der cingaleſiſchen Sprache).

Das Baden in kaltem Waſſer, beſonders in der
offnen See an einem Strande der vor Krokodillen ſicher
iſt, iſt ſowohl unter den hieſigen Europaͤern, als auch
vorzuͤglich unter den Indianern allgemein gebraͤuchlich.
Wenn man am Nachmittage vor der Stadt ſpatzieren
geht, ſieht man Schwarze und Weiße, Alte und Junge,
Freye und Sklaven, weiblichen und maͤnnlichen Ge-
ſchlechts, zu Hunderten im Waſſer plaͤtſchern. Hiedurch
geben ſie dem Koͤrper die noͤthige Kuͤhle, und den
durch die brennende Sonnenhitze geſchwaͤchten Fibern
neue Staͤrke.

Man reiſet in Ceylon in Tragſeſſeln oder ſogenann-
ten Palankinen. Ein Palankin iſt mehr offen, als ein
japaniſcher Norimon, auch in einigen andern Stuͤcken
davon unterſchieden, ob ſie gleich in den meiſten Ruͤck-
ſichten einander aͤhnlich ſind. Die Bamboſtange, wo-
ran er getragen wird, geht uͤber dem Dache oder der
Decke her, und wird von mehreren Mohren, die unter-
wegens einander abloͤſen, getragen. Man kann in
einem ſolchen Tragſtuhle nach Belieben ſitzen und liegen.
Er hat an allen vier Seiten Gardienen, damit man ſich
gegen die Hitze der Sonne verwahren kann. Gewoͤhn-
lich reiſet man mit ſechs oder zwoͤlf Traͤgern.

Die Vornehmen unter den Ceylonern, imgleichen
die Hofleute zu Candy, und die Kaiſerlichen Abgeſand-
ten an die Hollaͤnder, tragen lange goldne Ketten um

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[231/0527] Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner door Philippus de Vrieſt, Colombo 1747, 4. (Sech- zehn Predigten in tamuliſcher Sprache). Auch bekam ich hier Grammatica af. Singaleeſche Taal-Konſt, door Johannes Ruell, Amſterdam 1708, 4. (Gram- matik der cingaleſiſchen Sprache). Das Baden in kaltem Waſſer, beſonders in der offnen See an einem Strande der vor Krokodillen ſicher iſt, iſt ſowohl unter den hieſigen Europaͤern, als auch vorzuͤglich unter den Indianern allgemein gebraͤuchlich. Wenn man am Nachmittage vor der Stadt ſpatzieren geht, ſieht man Schwarze und Weiße, Alte und Junge, Freye und Sklaven, weiblichen und maͤnnlichen Ge- ſchlechts, zu Hunderten im Waſſer plaͤtſchern. Hiedurch geben ſie dem Koͤrper die noͤthige Kuͤhle, und den durch die brennende Sonnenhitze geſchwaͤchten Fibern neue Staͤrke. Man reiſet in Ceylon in Tragſeſſeln oder ſogenann- ten Palankinen. Ein Palankin iſt mehr offen, als ein japaniſcher Norimon, auch in einigen andern Stuͤcken davon unterſchieden, ob ſie gleich in den meiſten Ruͤck- ſichten einander aͤhnlich ſind. Die Bamboſtange, wo- ran er getragen wird, geht uͤber dem Dache oder der Decke her, und wird von mehreren Mohren, die unter- wegens einander abloͤſen, getragen. Man kann in einem ſolchen Tragſtuhle nach Belieben ſitzen und liegen. Er hat an allen vier Seiten Gardienen, damit man ſich gegen die Hitze der Sonne verwahren kann. Gewoͤhn- lich reiſet man mit ſechs oder zwoͤlf Traͤgern. Die Vornehmen unter den Ceylonern, imgleichen die Hofleute zu Candy, und die Kaiſerlichen Abgeſand- ten an die Hollaͤnder, tragen lange goldne Ketten um P 4

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/527>, abgerufen am 25.11.2024.