Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Vierte Abtheilung. Sechster Abschnitt. giften reichlich versehen. Dahin gehört das Schlan-genholz (Lignum colubrinum), die Schlangenwurzel (Ophiorrhiza) und die Mungobohne (Phaseolus Mungo). Die Mohren rechnen auch das Rhinoceros- horn dazu. Besonders muß ich hier von den Schlan- gensteinen etwas sagen. Man hatte mir von ihrer Wirkung gegen den Schlangenbiß so viel gerühmt, daß es mir sehr wichtig war, mich bey den Malabaren ge- nau darnach zu erkundigen, und auch die Zubereitung und Verfertigung derselben zu erfahren. Man brachte mir oft solche Steine, hielt sie aber lange in ziemlich ho- hem Preise. Als ich aber endlich keine mehr kaufen wollte, und andre Abnehmer auch selten waren, bekam ich sie so wohlfeil, daß ich hernach zu Cap meinen Freunden das Stück für einen Thaler überlassen konnte. Der Stein ist durch Kunst gemacht, groß, und beynahe von der nämlichen Gestalt als eine Bohne, obwohl Größe und Figur selten gleich sind. Gemeiniglich ist er ründlich, oder ein wenig länglich rund, mit stumpfen Kanten, auf der einen Seite fast ganz platt, und auf der andern etwas erhoben. Er wird aus einer zu Asche gebrannten Wurzel gemacht, welche mit einer gewissen Art Erde, die man bey Diu findet, vermischt, hierauf abermals gebrannt, sodann zu einem Teige gemacht, und die- sem die Figur, welche der Stein haben soll, gegeben, und zuletzt an der Luft getrocknet wird. Nicht alle ha- ben einerley Farbe; die, welche am meisten gebrannt sind, sehen mehr hellgrau, die andern mehr dunkelgrau aus; gewöhnlich sind sie schwarz und grau gefleckt. In- wendig hat der Stein feine Löcher, oder Zwischenräume, die man aber doch nicht selten mit bloßen Augen sehen kann. Zugleich ist er so zerbrechlich, daß er in Stük- ken fällt, wenn man ihn auf einen Stein fallen läßt. Vierte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt. giften reichlich verſehen. Dahin gehoͤrt das Schlan-genholz (Lignum colubrinum), die Schlangenwurzel (Ophiorrhiza) und die Mungobohne (Phaſeolus Mungo). Die Mohren rechnen auch das Rhinoceros- horn dazu. Beſonders muß ich hier von den Schlan- genſteinen etwas ſagen. Man hatte mir von ihrer Wirkung gegen den Schlangenbiß ſo viel geruͤhmt, daß es mir ſehr wichtig war, mich bey den Malabaren ge- nau darnach zu erkundigen, und auch die Zubereitung und Verfertigung derſelben zu erfahren. Man brachte mir oft ſolche Steine, hielt ſie aber lange in ziemlich ho- hem Preiſe. Als ich aber endlich keine mehr kaufen wollte, und andre Abnehmer auch ſelten waren, bekam ich ſie ſo wohlfeil, daß ich hernach zu Cap meinen Freunden das Stuͤck fuͤr einen Thaler uͤberlaſſen konnte. Der Stein iſt durch Kunſt gemacht, groß, und beynahe von der naͤmlichen Geſtalt als eine Bohne, obwohl Groͤße und Figur ſelten gleich ſind. Gemeiniglich iſt er ruͤndlich, oder ein wenig laͤnglich rund, mit ſtumpfen Kanten, auf der einen Seite faſt ganz platt, und auf der andern etwas erhoben. Er wird aus einer zu Aſche gebrannten Wurzel gemacht, welche mit einer gewiſſen Art Erde, die man bey Diu findet, vermiſcht, hierauf abermals gebrannt, ſodann zu einem Teige gemacht, und die- ſem die Figur, welche der Stein haben ſoll, gegeben, und zuletzt an der Luft getrocknet wird. Nicht alle ha- ben einerley Farbe; die, welche am meiſten gebrannt ſind, ſehen mehr hellgrau, die andern mehr dunkelgrau aus; gewoͤhnlich ſind ſie ſchwarz und grau gefleckt. In- wendig hat der Stein feine Loͤcher, oder Zwiſchenraͤume, die man aber doch nicht ſelten mit bloßen Augen ſehen kann. Zugleich iſt er ſo zerbrechlich, daß er in Stuͤk- ken faͤllt, wenn man ihn auf einen Stein fallen laͤßt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0530" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> giften reichlich verſehen. Dahin gehoͤrt das Schlan-<lb/> genholz (<hi rendition="#aq">Lignum colubrinum</hi>), die Schlangenwurzel<lb/> (<hi rendition="#aq">Ophiorrhiza</hi>) und die Mungobohne (<hi rendition="#aq">Phaſeolus<lb/> Mungo</hi>). Die Mohren rechnen auch das Rhinoceros-<lb/> horn dazu. Beſonders muß ich hier von den Schlan-<lb/> genſteinen etwas ſagen. Man hatte mir von ihrer<lb/> Wirkung gegen den Schlangenbiß ſo viel geruͤhmt, daß<lb/> es mir ſehr wichtig war, mich bey den Malabaren ge-<lb/> nau darnach zu erkundigen, und auch die Zubereitung<lb/> und Verfertigung derſelben zu erfahren. Man brachte<lb/> mir oft ſolche Steine, hielt ſie aber lange in ziemlich ho-<lb/> hem Preiſe. Als ich aber endlich keine mehr kaufen wollte,<lb/> und andre Abnehmer auch ſelten waren, bekam ich ſie ſo<lb/> wohlfeil, daß ich hernach zu <placeName>Cap</placeName> meinen Freunden das<lb/> Stuͤck fuͤr einen Thaler uͤberlaſſen konnte. Der Stein<lb/> iſt durch Kunſt gemacht, groß, und beynahe von der<lb/> naͤmlichen Geſtalt als eine Bohne, obwohl Groͤße und<lb/> Figur ſelten gleich ſind. Gemeiniglich iſt er ruͤndlich,<lb/> oder ein wenig laͤnglich rund, mit ſtumpfen Kanten,<lb/> auf der einen Seite faſt ganz platt, und auf der andern<lb/> etwas erhoben. Er wird aus einer zu Aſche gebrannten<lb/> Wurzel gemacht, welche mit einer gewiſſen Art Erde, die<lb/> man bey <placeName>Diu</placeName> findet, vermiſcht, hierauf abermals<lb/> gebrannt, ſodann zu einem Teige gemacht, und die-<lb/> ſem die Figur, welche der Stein haben ſoll, gegeben,<lb/> und zuletzt an der Luft getrocknet wird. Nicht alle ha-<lb/> ben einerley Farbe; die, welche am meiſten gebrannt<lb/> ſind, ſehen mehr hellgrau, die andern mehr dunkelgrau<lb/> aus; gewoͤhnlich ſind ſie ſchwarz und grau gefleckt. In-<lb/> wendig hat der Stein feine Loͤcher, oder Zwiſchenraͤume,<lb/> die man aber doch nicht ſelten mit bloßen Augen ſehen<lb/> kann. Zugleich iſt er ſo zerbrechlich, daß er in Stuͤk-<lb/> ken faͤllt, wenn man ihn auf einen Stein fallen laͤßt.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0530]
Vierte Abtheilung. Sechſter Abſchnitt.
giften reichlich verſehen. Dahin gehoͤrt das Schlan-
genholz (Lignum colubrinum), die Schlangenwurzel
(Ophiorrhiza) und die Mungobohne (Phaſeolus
Mungo). Die Mohren rechnen auch das Rhinoceros-
horn dazu. Beſonders muß ich hier von den Schlan-
genſteinen etwas ſagen. Man hatte mir von ihrer
Wirkung gegen den Schlangenbiß ſo viel geruͤhmt, daß
es mir ſehr wichtig war, mich bey den Malabaren ge-
nau darnach zu erkundigen, und auch die Zubereitung
und Verfertigung derſelben zu erfahren. Man brachte
mir oft ſolche Steine, hielt ſie aber lange in ziemlich ho-
hem Preiſe. Als ich aber endlich keine mehr kaufen wollte,
und andre Abnehmer auch ſelten waren, bekam ich ſie ſo
wohlfeil, daß ich hernach zu Cap meinen Freunden das
Stuͤck fuͤr einen Thaler uͤberlaſſen konnte. Der Stein
iſt durch Kunſt gemacht, groß, und beynahe von der
naͤmlichen Geſtalt als eine Bohne, obwohl Groͤße und
Figur ſelten gleich ſind. Gemeiniglich iſt er ruͤndlich,
oder ein wenig laͤnglich rund, mit ſtumpfen Kanten,
auf der einen Seite faſt ganz platt, und auf der andern
etwas erhoben. Er wird aus einer zu Aſche gebrannten
Wurzel gemacht, welche mit einer gewiſſen Art Erde, die
man bey Diu findet, vermiſcht, hierauf abermals
gebrannt, ſodann zu einem Teige gemacht, und die-
ſem die Figur, welche der Stein haben ſoll, gegeben,
und zuletzt an der Luft getrocknet wird. Nicht alle ha-
ben einerley Farbe; die, welche am meiſten gebrannt
ſind, ſehen mehr hellgrau, die andern mehr dunkelgrau
aus; gewoͤhnlich ſind ſie ſchwarz und grau gefleckt. In-
wendig hat der Stein feine Loͤcher, oder Zwiſchenraͤume,
die man aber doch nicht ſelten mit bloßen Augen ſehen
kann. Zugleich iſt er ſo zerbrechlich, daß er in Stuͤk-
ken faͤllt, wenn man ihn auf einen Stein fallen laͤßt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |