Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Fünfte Abtheilung. Erster Abschnitt. vor viertehalb Jahren in den öden Sandebnen fand,nicht das geringste Merkmal des Lebens zeigte, und her- nach in den drey verflossenen Jahren weder irgend Erde, noch die mindeste Feuchtigkeit, außer der Kühle des stei- nernen Fußbodens, gehabt hatte. Dies beweiset, welch ein zähes Leben die in den allerdürrsten Wüsteneyen wachsenden afrikanischen Gewächse haben, und wie lange sie ohne Wasser und Nahrung aushalten können. Ich nahm dies Gewächs hernach mit nach Europa, und fand, daß die, welche ich von dieser Art vorher wegge- schickt hatte, im botanischen Garten zu Amsterdam Zweige und Blätter, aber bisher noch keine Blumen getrieben hatten, woraus ihr Geschlecht und ihr Name zu bestimmen gewesen wäre. Zu Cap verschaffte ein jetzt auf der Rhede liegen- In den drey Jahren meines Aufenthalts in In- Im letzten Sommer hatte der Südostwind das Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. vor viertehalb Jahren in den oͤden Sandebnen fand,nicht das geringſte Merkmal des Lebens zeigte, und her- nach in den drey verfloſſenen Jahren weder irgend Erde, noch die mindeſte Feuchtigkeit, außer der Kuͤhle des ſtei- nernen Fußbodens, gehabt hatte. Dies beweiſet, welch ein zaͤhes Leben die in den allerduͤrrſten Wuͤſteneyen wachſenden afrikaniſchen Gewaͤchſe haben, und wie lange ſie ohne Waſſer und Nahrung aushalten koͤnnen. Ich nahm dies Gewaͤchs hernach mit nach Europa, und fand, daß die, welche ich von dieſer Art vorher wegge- ſchickt hatte, im botaniſchen Garten zu Amſterdam Zweige und Blaͤtter, aber bisher noch keine Blumen getrieben hatten, woraus ihr Geſchlecht und ihr Name zu beſtimmen geweſen waͤre. Zu Cap verſchaffte ein jetzt auf der Rhede liegen- In den drey Jahren meines Aufenthalts in In- Im letzten Sommer hatte der Suͤdoſtwind das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0542" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> vor viertehalb Jahren in den oͤden Sandebnen fand,<lb/> nicht das geringſte Merkmal des Lebens zeigte, und her-<lb/> nach in den drey verfloſſenen Jahren weder irgend Erde,<lb/> noch die mindeſte Feuchtigkeit, außer der Kuͤhle des ſtei-<lb/> nernen Fußbodens, gehabt hatte. Dies beweiſet, welch<lb/> ein zaͤhes Leben die in den allerduͤrrſten Wuͤſteneyen<lb/> wachſenden afrikaniſchen Gewaͤchſe haben, und wie<lb/> lange ſie ohne Waſſer und Nahrung aushalten koͤnnen.<lb/> Ich nahm dies Gewaͤchs hernach mit nach <placeName>Europa</placeName>, und<lb/> fand, daß die, welche ich von dieſer Art vorher wegge-<lb/> ſchickt hatte, im botaniſchen Garten zu <placeName>Amſterdam</placeName><lb/> Zweige und Blaͤtter, aber bisher noch keine Blumen<lb/> getrieben hatten, woraus ihr Geſchlecht und ihr Name<lb/> zu beſtimmen geweſen waͤre.</p><lb/> <p>Zu <placeName>Cap</placeName> verſchaffte ein jetzt auf der Rhede liegen-<lb/> des ſchwediſches Schiff mir das Vergnuͤgen, viele<lb/> Freunde zu umarmen, die aus meinem Vaterlande ge-<lb/> kommen waren, und mir außer vielen Briefen und Neuig-<lb/> keiten auch die angenehme Nachricht brachten, daß ich<lb/> in Profeſſor <persName>Linnees</persName> Stelle, der ſeinem unſterblichen<lb/> Vater im Amte nachgefolgt war, zum Demonſtrator<lb/> der Botanik auf der Univerſitaͤt zu <placeName>Upſala</placeName> ernannt<lb/> worden ſey.</p><lb/> <p>In den drey Jahren meines Aufenthalts in <placeName>In-<lb/> dien</placeName> hatte ſich die <placeName>Capſtadt</placeName> faſt durchgehends durch den<lb/> Anbau theils neuer, theils verbeſſerter Haͤuſer, die nicht<lb/> ſelten zwey oder drey Stockwerke hoch waren, dermaaßen<lb/> veraͤndert, daß ich ſie kaum wieder kannte.</p><lb/> <p>Im letzten Sommer hatte der Suͤdoſtwind das<lb/> ganze Land verheert. Er war ungewoͤhnlich heftig,<lb/> und dabey die Duͤrre ſo groß geweſen, daß faſt im<lb/> ganzen Lande allgemeine Klage uͤber Getreidemangel<lb/> war. An den meiſten Orten hatte vor Duͤrre nichts<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0542]
Fuͤnfte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
vor viertehalb Jahren in den oͤden Sandebnen fand,
nicht das geringſte Merkmal des Lebens zeigte, und her-
nach in den drey verfloſſenen Jahren weder irgend Erde,
noch die mindeſte Feuchtigkeit, außer der Kuͤhle des ſtei-
nernen Fußbodens, gehabt hatte. Dies beweiſet, welch
ein zaͤhes Leben die in den allerduͤrrſten Wuͤſteneyen
wachſenden afrikaniſchen Gewaͤchſe haben, und wie
lange ſie ohne Waſſer und Nahrung aushalten koͤnnen.
Ich nahm dies Gewaͤchs hernach mit nach Europa, und
fand, daß die, welche ich von dieſer Art vorher wegge-
ſchickt hatte, im botaniſchen Garten zu Amſterdam
Zweige und Blaͤtter, aber bisher noch keine Blumen
getrieben hatten, woraus ihr Geſchlecht und ihr Name
zu beſtimmen geweſen waͤre.
Zu Cap verſchaffte ein jetzt auf der Rhede liegen-
des ſchwediſches Schiff mir das Vergnuͤgen, viele
Freunde zu umarmen, die aus meinem Vaterlande ge-
kommen waren, und mir außer vielen Briefen und Neuig-
keiten auch die angenehme Nachricht brachten, daß ich
in Profeſſor Linnees Stelle, der ſeinem unſterblichen
Vater im Amte nachgefolgt war, zum Demonſtrator
der Botanik auf der Univerſitaͤt zu Upſala ernannt
worden ſey.
In den drey Jahren meines Aufenthalts in In-
dien hatte ſich die Capſtadt faſt durchgehends durch den
Anbau theils neuer, theils verbeſſerter Haͤuſer, die nicht
ſelten zwey oder drey Stockwerke hoch waren, dermaaßen
veraͤndert, daß ich ſie kaum wieder kannte.
Im letzten Sommer hatte der Suͤdoſtwind das
ganze Land verheert. Er war ungewoͤhnlich heftig,
und dabey die Duͤrre ſo groß geweſen, daß faſt im
ganzen Lande allgemeine Klage uͤber Getreidemangel
war. An den meiſten Orten hatte vor Duͤrre nichts
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