Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Ceylon nach Holland. wachsen können; an einigen Orten hingegen, wodie Saat herrlich gestanden hatte, unter andern jenseit des hottentottischholländischen Gebirges, war so er- staunlich viel Regen gefallen, daß das schon gemähete Korn in den Haufen oder Femen verfault war, und das noch auf dem Halme stehende in den Aehren auszu- wachsen angefangen hatte. Dadurch war der Preis des Getreides in der Stadt zu so ungewöhnlich hohem Preise gestiegen, daß eine sogenannte Fracht Weizen, die vorher für zehn Reichsthaler verkauft ward, jetzt zwey und dreyßig galt. Bey meiner jetzigen Anwesenheit allhier, lernte Die holländische Compagnie gestattet jedem Offi- Q 4
Reiſe von Ceylon nach Holland. wachſen koͤnnen; an einigen Orten hingegen, wodie Saat herrlich geſtanden hatte, unter andern jenſeit des hottentottiſchhollaͤndiſchen Gebirges, war ſo er- ſtaunlich viel Regen gefallen, daß das ſchon gemaͤhete Korn in den Haufen oder Femen verfault war, und das noch auf dem Halme ſtehende in den Aehren auszu- wachſen angefangen hatte. Dadurch war der Preis des Getreides in der Stadt zu ſo ungewoͤhnlich hohem Preiſe geſtiegen, daß eine ſogenannte Fracht Weizen, die vorher fuͤr zehn Reichsthaler verkauft ward, jetzt zwey und dreyßig galt. Bey meiner jetzigen Anweſenheit allhier, lernte Die hollaͤndiſche Compagnie geſtattet jedem Offi- Q 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0543" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe von <placeName>Ceylon</placeName> nach <placeName>Holland</placeName>.</hi></fw><lb/> wachſen koͤnnen; an einigen Orten hingegen, wo<lb/> die Saat herrlich geſtanden hatte, unter andern jenſeit<lb/> des <placeName>hottentottiſchhollaͤndiſchen Gebirges</placeName>, war ſo er-<lb/> ſtaunlich viel Regen gefallen, daß das ſchon gemaͤhete<lb/> Korn in den Haufen oder Femen verfault war, und<lb/> das noch auf dem Halme ſtehende in den Aehren auszu-<lb/> wachſen angefangen hatte. Dadurch war der Preis<lb/> des Getreides in der Stadt zu ſo ungewoͤhnlich hohem<lb/> Preiſe geſtiegen, daß eine ſogenannte Fracht Weizen,<lb/> die vorher fuͤr zehn Reichsthaler verkauft ward, jetzt<lb/> zwey und dreyßig galt.</p><lb/> <p>Bey meiner jetzigen Anweſenheit allhier, lernte<lb/> ich unter andern einen Englaͤnder, Namens <persName>Paterſon</persName>,<lb/> kennen, der hieher gekommen war, um Saͤmereyen<lb/> und lebendige Wurzeln, der dieſem Lande eignen und<lb/> ſeltnen Gewaͤchſe, aus den innern Gegenden von <placeName>Afrika</placeName><lb/> zu ſammeln, und nach ſeinem Vaterlande zu ſchicken.<lb/> Er ſagte mir, er reiſe auf Koſten eines Privatmannes,<lb/> und beſaß einige botaniſche Kenntniſſe, eigentlich war<lb/> er nur ein Gaͤrtner.</p><lb/> <p>Die hollaͤndiſche Compagnie geſtattet jedem Offi-<lb/> ciere auf ihren Schiffen einigen Handel zu treiben; ſie<lb/> duͤrfen nemlich eine große Kiſte, fuͤnftehalb Fuß lang,<lb/><choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> drittehalb Fuß breit, mit gewiſſen Waaren an-<lb/> fuͤllen, welche hernach in oͤffentlicher Auction fuͤr ihre<lb/> Rechnung verkauft werden. Die, welche ſich in <placeName>Oſt-<lb/> indien</placeName> noch nicht mit Waaren verſorgt, ſondern ihre<lb/> Kiſten mit Tamarinden oder etwas anderm angefuͤllt<lb/> hatten, kauften jetzt hier am <placeName>Cap</placeName> grobe Sitſe, und<lb/> aͤhnliche nicht verbotne Sachen, um ſie mit nach <placeName>Eu-<lb/> ropa</placeName> zu nehmen. Feine Sitſe und Kattune, Spece-<lb/> reyen und verſchiedne andre Waaren, womit die Com-<lb/> pagnie ausſchließlich handelt, ſind den Particuliers<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0543]
Reiſe von Ceylon nach Holland.
wachſen koͤnnen; an einigen Orten hingegen, wo
die Saat herrlich geſtanden hatte, unter andern jenſeit
des hottentottiſchhollaͤndiſchen Gebirges, war ſo er-
ſtaunlich viel Regen gefallen, daß das ſchon gemaͤhete
Korn in den Haufen oder Femen verfault war, und
das noch auf dem Halme ſtehende in den Aehren auszu-
wachſen angefangen hatte. Dadurch war der Preis
des Getreides in der Stadt zu ſo ungewoͤhnlich hohem
Preiſe geſtiegen, daß eine ſogenannte Fracht Weizen,
die vorher fuͤr zehn Reichsthaler verkauft ward, jetzt
zwey und dreyßig galt.
Bey meiner jetzigen Anweſenheit allhier, lernte
ich unter andern einen Englaͤnder, Namens Paterſon,
kennen, der hieher gekommen war, um Saͤmereyen
und lebendige Wurzeln, der dieſem Lande eignen und
ſeltnen Gewaͤchſe, aus den innern Gegenden von Afrika
zu ſammeln, und nach ſeinem Vaterlande zu ſchicken.
Er ſagte mir, er reiſe auf Koſten eines Privatmannes,
und beſaß einige botaniſche Kenntniſſe, eigentlich war
er nur ein Gaͤrtner.
Die hollaͤndiſche Compagnie geſtattet jedem Offi-
ciere auf ihren Schiffen einigen Handel zu treiben; ſie
duͤrfen nemlich eine große Kiſte, fuͤnftehalb Fuß lang,
und drittehalb Fuß breit, mit gewiſſen Waaren an-
fuͤllen, welche hernach in oͤffentlicher Auction fuͤr ihre
Rechnung verkauft werden. Die, welche ſich in Oſt-
indien noch nicht mit Waaren verſorgt, ſondern ihre
Kiſten mit Tamarinden oder etwas anderm angefuͤllt
hatten, kauften jetzt hier am Cap grobe Sitſe, und
aͤhnliche nicht verbotne Sachen, um ſie mit nach Eu-
ropa zu nehmen. Feine Sitſe und Kattune, Spece-
reyen und verſchiedne andre Waaren, womit die Com-
pagnie ausſchließlich handelt, ſind den Particuliers
Q 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |