Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Reise von Ceylon nach Holland. noch vor der Abreise aus Europa, ich weiß nicht wo-durch, in Uneinigkeit gerathen. Dafür rächte sich nun der Capitain an ihm auf die unverantwortlichste und nie- derträchtigste Art. Zuerst that er ihm, während daß das Schiff vor der Abfahrt im Texel auf der Rede lag, allen nur möglichen Verdruß an, und gestattete so gar den Schiffsjungen ihren Spott mit ihm zu treiben. Endlich, nachdem der Direktor das Schiff gemustert hatte und es nun im Begrif war abzusegeln, bat er sich von demselben, an Bergackers Stelle, einen andern Chirurgus aus. Man schickt ihm einen, allein anstatt Bergackern nun dagegen an Land zu setzen, nimmt er jenen als dienstthuenden Wundarzt, Bergackern aber als Arrestanten mit und erlaubt ihm die ganze Reise über nicht Einmahl auf das Verdeck zu kommen, um fri- sche Luft zu schöpfen! Ja hieran noch nicht genug läßt er unterwegens von einigen Officieren des Schiffs, die seine Creaturen waren, eine Schrift unterzeichnen, worin sie bezeugen, daß Bergacker völlig unklug sey. Unter diesem Vorwand wird er nun, bey der Ankunft des Schiffes am Cap, sogleich in sichre Verwahrung ge- bracht und erhält weder die Erlaubniß auszugehen noch Mittel sich über die erlittene Behandlung zu beklagen. Endlich, als das Schiff mit welchem ich vom Cap zurück gieng, segelfertig lag, ward der arme Bergacker, als ein Arrestant der mit nach Europa genommen werden sollte, an uns abgeliefert. Er hatte also die Hin- und die Rückreise, desgleichen seinen Aufenthalt am Cap, ohne Urtheil und Recht, als ein Gefangener zubringen müssen, und die ganze Zeit über nicht einen Pfennig Geld bekommen! Er war ein ältlicher, ernsthafter, Reiſe von Ceylon nach Holland. noch vor der Abreiſe aus Europa, ich weiß nicht wo-durch, in Uneinigkeit gerathen. Dafuͤr raͤchte ſich nun der Capitain an ihm auf die unverantwortlichſte und nie- dertraͤchtigſte Art. Zuerſt that er ihm, waͤhrend daß das Schiff vor der Abfahrt im Texel auf der Rede lag, allen nur moͤglichen Verdruß an, und geſtattete ſo gar den Schiffsjungen ihren Spott mit ihm zu treiben. Endlich, nachdem der Direktor das Schiff gemuſtert hatte und es nun im Begrif war abzuſegeln, bat er ſich von demſelben, an Bergackers Stelle, einen andern Chirurgus aus. Man ſchickt ihm einen, allein anſtatt Bergackern nun dagegen an Land zu ſetzen, nimmt er jenen als dienſtthuenden Wundarzt, Bergackern aber als Arreſtanten mit und erlaubt ihm die ganze Reiſe uͤber nicht Einmahl auf das Verdeck zu kommen, um fri- ſche Luft zu ſchoͤpfen! Ja hieran noch nicht genug laͤßt er unterwegens von einigen Officieren des Schiffs, die ſeine Creaturen waren, eine Schrift unterzeichnen, worin ſie bezeugen, daß Bergacker voͤllig unklug ſey. Unter dieſem Vorwand wird er nun, bey der Ankunft des Schiffes am Cap, ſogleich in ſichre Verwahrung ge- bracht und erhaͤlt weder die Erlaubniß auszugehen noch Mittel ſich uͤber die erlittene Behandlung zu beklagen. Endlich, als das Schiff mit welchem ich vom Cap zuruͤck gieng, ſegelfertig lag, ward der arme Bergacker, als ein Arreſtant der mit nach Europa genommen werden ſollte, an uns abgeliefert. Er hatte alſo die Hin- und die Ruͤckreiſe, desgleichen ſeinen Aufenthalt am Cap, ohne Urtheil und Recht, als ein Gefangener zubringen muͤſſen, und die ganze Zeit uͤber nicht einen Pfennig Geld bekommen! Er war ein aͤltlicher, ernſthafter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0551" n="255"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe von <placeName>Ceylon</placeName> nach <placeName>Holland</placeName>.</hi></fw><lb/> noch <hi rendition="#g">vor</hi> der Abreiſe aus <placeName>Europa</placeName>, ich weiß nicht wo-<lb/> durch, in Uneinigkeit gerathen. Dafuͤr raͤchte ſich nun<lb/> der Capitain an ihm auf die unverantwortlichſte und nie-<lb/> dertraͤchtigſte Art. Zuerſt that er ihm, waͤhrend daß<lb/> das Schiff vor der Abfahrt im <placeName>Texel</placeName> auf der Rede lag,<lb/> allen nur moͤglichen Verdruß an, und geſtattete ſo gar<lb/> den Schiffsjungen ihren Spott mit ihm zu treiben.<lb/> Endlich, nachdem der Direktor das Schiff gemuſtert<lb/> hatte und es nun im Begrif war abzuſegeln, bat er<lb/> ſich von demſelben, an <persName>Bergackers</persName> Stelle, einen andern<lb/> Chirurgus aus. Man ſchickt ihm einen, allein anſtatt<lb/><persName>Bergackern</persName> nun dagegen an Land zu ſetzen, nimmt er<lb/> jenen als dienſtthuenden Wundarzt, <persName>Bergackern</persName> aber<lb/> als Arreſtanten mit und erlaubt ihm die ganze <choice><sic>Neiſe</sic><corr>Reiſe</corr></choice> uͤber<lb/> nicht <hi rendition="#g">Einmahl</hi> auf das Verdeck zu kommen, um fri-<lb/> ſche Luft zu ſchoͤpfen! Ja hieran noch nicht genug laͤßt<lb/> er unterwegens von einigen Officieren des Schiffs, die<lb/> ſeine Creaturen waren, eine Schrift unterzeichnen,<lb/> worin ſie bezeugen, daß <persName>Bergacker</persName> voͤllig unklug ſey.<lb/> Unter dieſem Vorwand wird er nun, bey der Ankunft<lb/> des Schiffes am <placeName>Cap</placeName>, ſogleich in ſichre Verwahrung ge-<lb/> bracht und erhaͤlt weder die <choice><sic>Erlaubuiß</sic><corr>Erlaubniß</corr></choice> auszugehen noch<lb/> Mittel ſich uͤber die erlittene Behandlung zu beklagen.<lb/> Endlich, als das Schiff mit welchem ich vom <placeName>Cap</placeName> zuruͤck<lb/> gieng, ſegelfertig lag, ward der arme <persName>Bergacker</persName>, als<lb/> ein Arreſtant der mit nach <placeName>Europa</placeName> genommen werden<lb/> ſollte, an uns abgeliefert. Er hatte alſo die Hin- und<lb/> die Ruͤckreiſe, desgleichen ſeinen Aufenthalt am <placeName>Cap</placeName>,<lb/> ohne Urtheil und Recht, als ein Gefangener zubringen<lb/> muͤſſen, und die ganze Zeit uͤber nicht einen Pfennig<lb/> Geld bekommen! Er war ein aͤltlicher, ernſthafter,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0551]
Reiſe von Ceylon nach Holland.
noch vor der Abreiſe aus Europa, ich weiß nicht wo-
durch, in Uneinigkeit gerathen. Dafuͤr raͤchte ſich nun
der Capitain an ihm auf die unverantwortlichſte und nie-
dertraͤchtigſte Art. Zuerſt that er ihm, waͤhrend daß
das Schiff vor der Abfahrt im Texel auf der Rede lag,
allen nur moͤglichen Verdruß an, und geſtattete ſo gar
den Schiffsjungen ihren Spott mit ihm zu treiben.
Endlich, nachdem der Direktor das Schiff gemuſtert
hatte und es nun im Begrif war abzuſegeln, bat er
ſich von demſelben, an Bergackers Stelle, einen andern
Chirurgus aus. Man ſchickt ihm einen, allein anſtatt
Bergackern nun dagegen an Land zu ſetzen, nimmt er
jenen als dienſtthuenden Wundarzt, Bergackern aber
als Arreſtanten mit und erlaubt ihm die ganze Reiſe uͤber
nicht Einmahl auf das Verdeck zu kommen, um fri-
ſche Luft zu ſchoͤpfen! Ja hieran noch nicht genug laͤßt
er unterwegens von einigen Officieren des Schiffs, die
ſeine Creaturen waren, eine Schrift unterzeichnen,
worin ſie bezeugen, daß Bergacker voͤllig unklug ſey.
Unter dieſem Vorwand wird er nun, bey der Ankunft
des Schiffes am Cap, ſogleich in ſichre Verwahrung ge-
bracht und erhaͤlt weder die Erlaubniß auszugehen noch
Mittel ſich uͤber die erlittene Behandlung zu beklagen.
Endlich, als das Schiff mit welchem ich vom Cap zuruͤck
gieng, ſegelfertig lag, ward der arme Bergacker, als
ein Arreſtant der mit nach Europa genommen werden
ſollte, an uns abgeliefert. Er hatte alſo die Hin- und
die Ruͤckreiſe, desgleichen ſeinen Aufenthalt am Cap,
ohne Urtheil und Recht, als ein Gefangener zubringen
muͤſſen, und die ganze Zeit uͤber nicht einen Pfennig
Geld bekommen! Er war ein aͤltlicher, ernſthafter,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |